Die Situation auf dem globalen Anleihemarkt ist angespannt. Zurzeit werden Dollar-Anleihen mit einem 75-prozentigen Abschlag bewertet, was dem Szenario einer Schuldenliquidation entspricht, während uns eine Reprofilierung der Schulden (Laufzeitverlängerung, Debt-to-Equity-Swaps) wahrscheinlicher erscheint und zu höheren Anleihekursen führen würde.
Evergrande ist unserer Meinung nach kein Lehman-Moment: Auch wenn wir glauben, dass die Aktien- und Anleihegläubiger von Evergrande die Hauptlast tragen werden, halten wir es für unwahrscheinlich, dass dies eine globale und systemische Krise auslösen würde, da die Art der Aktivitäten des Unternehmens weniger systemisch ist als die des Finanzsektors. Die Beträge, die abgeschrieben werden müssen, scheinen überschaubar.
Die Evergrande-Geschichte erhöht das Risiko einer stärkeren Abkühlung des Immobiliensektors und der chinesischen Wirtschaft insgesamt. Peking hat mehrere Maßnahmen zum Abbau der Schulden im Immobiliensektor ergriffen. Die wichtigsten Instrumente sind der "Drei-Rot-Linien"-Ansatz und die Begrenzung der Kreditvergabe durch die PBoC.
Die chinesische Regierung will zum einem das Kreditrisiko besser bewerten und zum anderen die Immobilienspekulation und die Preise abkühlen sowie die Hauskäufer schützen. Sie will jedoch einen Immobiliencrash vermeiden, der sich sowohl auf die Haushalte als auch auf das Finanzsystem auswirken und die Krise systemisch machen würde. Die Anleihegläubiger werden also einen gewissen Schmerz erleiden, aber China wird hart daran arbeiten, nachteilige Ketteneffekte zu vermeiden.
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