Trump verlängerte zwar die Frist für die Gegenzölle vom 9. Juli auf den 1. August, legte die Messlatte durch eine Anhebung einiger Zollsätze jedoch höher und betonte, dass diesmal „keine weiteren Verlängerungen gewährt werden“. Er nahm zunächst vor allem asiatische Länder ins Visier, darunter Japan und Korea (jeweils 25%), drohte später jedoch auch wichtigen Handelspartnern wie Kanada (35%), Mexiko und der EU (jeweils 30%). Für Brasilien drohen aus politischen Gründen sogar 50% - Trump kritisiert die Anklage gegen den ehemaligen Präsidenten Bolsonaro wegen der Planung eines Staatsstreichs. Ein 20-prozentiger Zollkompromiss mit Vietnam (einschließlich 40% auf umgeleitete Produkte) ist noch nicht im Detail ausgearbeitet und wurde zuletzt in Frage gestellt.
Die neuen Drohungen sind zum Teil Verhandlungstaktik und ein Versuch, nach erneuter Fristverlängerung Entschlossenheit zu zeigen. Zumindest für einige Länder könnten im August tatsächlich strengere Zölle in Kraft treten, wobei vor allem aufstrebende Volkswirtschaften mit Handelsüberschüssen gefährdet sind. Große Volkswirtschaften wie die EU könnten hingegen noch rechtzeitig eine Einigung erzielen, auch aufgrund der Sorge der USA vor einer harten stagflationären Rezession. Die Auswirkungen der bereits verhängten Zölle werden sich bald in den US-Preisen niederschlagen.
Die Märkte haben jedoch bereits viel Vertrauen in Last-Minute-Vereinbarungen eingepreist, da die globalen Aktienmärkte seit den Tiefstständen nach dem „Liberation Day“ im April um 25% gestiegen sind. Handelsabkommen im Juli könnten die Stimmung noch etwas weiter verbessern. Ein Scheitern der Verhandlungen (insbesondere zwischen den USA und der EU) könnte jedoch erhebliche Rückschläge nach sich ziehen. Wahrscheinlicher sind jedoch vorläufige Vereinbarungen, die eine weitere Verlängerung der Zollfristen ermöglichen könnten – mit eher moderaten Auswirkungen auf die Märkte.
Von Thomas Hempell, Head of Makro & Market Research bei Generali Investments
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