Bei der Sitzung der EZB am 28. Oktober erwartet Martin Wolburg einen viel schärferen Ton von der EZB-Präsidentin Christine Lagarde:
„Die jüngste Verschlechterung der Wachstums- und Inflationsaussichten macht diese Sitzung interessant. Die EZB befindet sich zunehmend in einer Zwickmühle, da die Wirtschaft des Euroraums eine Phase der Konjunkturabschwächung durchläuft, während die Inflation auf einem Rekordhoch liegt und der Preisdruck zunimmt. Das Goldlöckchen-Szenario der Zentralbank des letzten Jahrzehnts ist zu Ende gegangen. Das Verhalten der EZB wird vom Markt genauestens beobachtet.
Zudem hat das Risiko, dass sich die Inflationserwartungen unkontrolliert verselbständigen, eindeutig zugenommen.
Die wichtigste Aufgabe von Christine Lagarde auf der Oktobersitzung wird darin bestehen, die Bedenken der Märkte hinsichtlich der Inflation zu zerstreuen. Lagarde wird sich auf einem schmalen Grat bewegen müssen, um die Inflationserwartungen im Zaum zu halten, ohne sich von den Märkten zu direkten politischen Maßnahmen zwingen zu lassen.
Legards frühere Aussage „Die EZB wird die Risiken für die Inflationsaussichten auch künftig sorgfältig überwachen“ wird entscheidend sein. Wir gehen davon aus, dass diese Bemerkungen auch in die einleitende Erklärung der Oktober-Sitzung einfließen werden, wodurch die Aussage im Vergleich zur September-Sitzung verschärft wird.
Zwischen den Zeilen wird Lagarde mitteilen, dass die (wahrscheinliche) Aufwärtskorrektur des Inflationspfads auf der Dezembersitzung die Zinsaussichten nicht verändern wird, und dass die Märkte übertrieben haben.“
Martin Wolburg, Senior Economist bei Generali Investments