Die Märkte im August zeigten sich von ihrer freundlichen Seite: Die US-Zinskurve zog an (anstehende Fed-Senkungen), Euro-Anleihen verharrten weitgehend seitwärts (30-jährige Papiere und französische OATs mit höheren Renditen), Unternehmensanleihen und Emerging Markets blieben stark (Rally chinesischer Aktien), der MSCI World markierte neue Höchststände (USA holen gegenüber Europa auf) und der US-Dollar gab die Gewinne von Ende Juli wieder ab.
Zwei Entwicklungen sind hervorzuheben:
1. Die Fed
Chart 1 signalisiert eine veränderte Reaktionsweise der Notenbank. Powell legte in Jackson Hole den Fokus auf schwächere Arbeitsmarkttendenzen – und weniger auf steigende Inflationsswaps.
Chart 1: US-Inflationsswaps im Vergleich zu Overnight Index Swaps
Der Kurswechsel dürfte auch durch die Angriffe auf die Unabhängigkeit der FED bedingt sein. Daraus ergibt sich weiterer Druck auf die anziehende Zinsstrukturkurve, da die Laufzeitprämien steigen. Wir rechnen damit, dass die Kurve weiterhin steiler wird; langfristige US-Renditen bleiben eher abwärtsgerichtet, wenn auch weniger deutlich. Für den US-Dollar bleibt das Umfeld schwach.
Chart 2: US-Forward-Zinsswap
2. Frankreichs Regierungskrise
Premierminister Bayrou dürfte am 8. September die Vertrauensabstimmung verlieren. Das verweist auf eine schwierige Haushaltskonsolidierung in einem angespannten sozialen und politischen Umfeld. Die „Bond Vigilantes“ erhöhen den Druck; die Spreads dürften sich weiter ausweiten, bevor die Haushaltsdisziplin breite Unterstützung findet.
Zusätzlich (neben invertierten deutschen Swap-Spreads, britischen 30-jährigen Renditen auf dem höchsten Stand seit 25 Jahren u.a.) signalisieren diese Entwicklungen eine Aufweichung der Standards in den entwickelten Märkten. Für Emerging Markets und Unternehmensanleihen besteht vorerst kein Grund zur Umkehr – solange das Rezessionsrisiko nicht deutlich steigt. Das Verhältnis von Euro-Kern- zu Nicht-Kernstaaten kehrt sich derweil um.
Von Vincent Chaigneau, Head of Research bei Generali Investments
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