Divergenzen in der globalen Zinspolitik

Ein Sitzungsmarathon der führenden westlichen Zentralbanken liegt hinter uns. Ein Grund mehr für Thomas Hempell, Head of Macro & Market Research bei Generali Investments, nun auch Richtung Osten zu blicken, denn weltweit gehen die geldpolitischen Führungsstile gravierend auseinander. Generali Investments | 20.06.2023 11:08 Uhr
Thomas Hempell, Head of Macro & Market Research bei Generali Investments / © e-fundresearch.com / Generali Investments
Thomas Hempell, Head of Macro & Market Research bei Generali Investments / © e-fundresearch.com / Generali Investments
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Der Westen strafft

Eine Woche voller Zentralbankensitzungen hat die weltweiten geldpolitischen Divergenzen vertieft. Während sich in den USA und im Euroraum die Arbeitsmärkte erholen und die Sorgen um die Banken abnehmen, dominieren bei den Zinswächtern die Falken den Kurs. Dadurch nimmt das Risiko einer Überstraffung zu. Die US-Notenbank hielt an der weithin erwarteten Zinspause fest, überraschte jedoch mit einem optimistischen Ausblick und kündigte für die angestrebten Zinssätze zwei zusätzliche Zinserhöhungen an. Wir sehen nun eine weitere Anhebung im Juli auf 5,5% und eine Verschiebung des Wendepunkts auf Q1/2024. Auch die EZB fügte ihrer erwarteten Zinserhöhung um 25 Basispunkte eine restriktive Sprache und höhere Inflationsprognosen hinzu. Eine weitere Anhebung im Juli auf 3,75% wird wahrscheinlich den Höchststand bis Mitte 2024 markieren, aber die Risiken sind eher nach oben gerichtet.

Der Osten lockert 

Dies steht im Gegensatz zum asiatischen Lager, indem die „Tauben“ den Ton angeben. Die Bank of Japan (BoJ) hält „geduldig" an einer stark unterstützenden Zinspolitik fest, obwohl die zugrunde liegende Inflation in Japan steigt. Die staatlichen Behörden weisen darauf hin, dass das Erreichen des Inflationsziels von 2% durch ein nachhaltiges Lohnwachstum unterstützt werden muss. In China sah sich die People´s Bank of China (PBoC) wegen des stockenden Aufschwungs sogar zu einer Zinssenkung um 0,1 Prozentpunkte veranlasst. Weitere gezielte fiskal- und geldpolitische Lockerungen werden wahrscheinlich folgen.

Bank of Japan muss reagieren

Der angeschlagene und stark unterbewertete Yen könnte sich noch stabilisieren, da das Risiko von Devisenmarktinterventionen steigt und die Aussichten für die US-Renditen nach unten tendieren. Ein echter Aufschwung muss jedoch durch eine veränderte Politik der BoJ in Bezug auf ihre Zinskurve (Yield Curve Control) unterstützt werden, was auf einen späteren Zeitpunkt in diesem Jahr verschoben zu sein scheint.

Von Thomas Hempell, Head of Macro & Market Research bei Generali Investments

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