„Die Fed bleibt zuversichtlich, dass ein Rückgang der Inflation nicht zwangsläufig eine Rezession auslösen wird. Die jüngsten Daten, die auf eine schwächere Kerninflation und eine allmähliche Abkühlung am Arbeitsmarkt hindeuten, haben die Wahrscheinlichkeit einer weichen Landung erhöht, was vom Aktienmarkt eingepreist wird. Wir werden unsere BIP-Prognose angesichts der positiven Überraschungen bei den Daten aus dem zweiten Quartal revidieren, gehen aber weiterhin davon aus, dass die Wirtschaft bis zum Jahresende in eine leichte Rezession eintritt.
Der Konsum erweist sich stabiler als erwartet, aber seine zunehmende Abhängigkeit von der Verschuldung (trotz des Anstiegs der Kreditzinsen) ist ein deutliches Zeichen der Schwäche, und das verarbeitende Gewerbe wird sich wahrscheinlich nicht so schnell erholen. Eine weiche Landung ist möglich, aber mit Risiken behaftet. Die PCE-Inflation (Personal Consumption Expenditures Price Index) im Dienstleistungssektor liegt immer noch bei über vier Prozent pro Jahr, selbst wenn man den Wohnungsbau ausklammert; eine solide Nachfrage und eine starke Lohndynamik würden den ohnehin langsamen Rückgang verzögern. Dies würde die Fed zu einer weiteren Straffung der Geldpolitik zwingen, mit dem Risiko, finanzielle Instabilität auszulösen, die 2024 zu einem starken Abschwung führen könnte. Eine Zinserhöhung auf der Julisitzung (26.07.) ist so gut wie sicher und wird unserer Meinung nach die letzte sein. Allerdings könnten negative Überraschungen bei der Inflation im Sommer zu einer weiteren Zinserhöhung im September führen, was das Risiko einer Boom-and-Bust-Phase erhöhen würde.“
Von Paolo Zanghieri, Senior Economist bei Generali Investments