Globale Haushaltsrisiken rücken wieder stärker in den Fokus und setzen Anleihen mit langen Laufzeiten unter Druck (linke Grafik). Erwartungen auf baldige Zinssenkungen der Fed dämpfen die Belastung bei US-Treasuries. Der Markt für japanische Staatsanleihen (JGBs) gerät ins Rutschen, nachdem die Koalition des fiskalpolitisch strikten Premierministers Ishiba im Juli die Oberhauswahl verlor. In Großbritannien treiben Haushaltsrisiken die Renditen 30-jähriger Anleihen (Gilts) auf den höchsten Stand seit 1998.
Diese Woche richtet sich die Aufmerksamkeit der Bond Vigilantes auf Frankreich. Der Druck auf französische Staatsanleihen (OATs) dürfte anhalten, da Premierminister Bayrou voraussichtlich die Vertrauensabstimmung verliert. Präsident Macron wird wohl einen Nachfolger ernennen, der die geplante Haushaltskonsolidierung von 44 Mrd. € für 2026 abmildert, um eine parlamentarische Zustimmung zu erhalten. Gelingt das nicht, drohen Neuwahlen. Eine stabile Mehrheit könnte die Lage beruhigen, doch ohne klare Mehrheiten steigen die Rücktrittsforderungen gegenüber Macron – mit dem Risiko einer Verfassungskrise, die OATs zusätzlich belasten würde.
Unterdessen sorgt das deutsche Konjunkturpaket für eine steigende europäische Zinskurve. Anleihen Südeuropas und der Euro bleiben bislang vergleichsweise robust gegenüber den politischen Unsicherheiten in Frankreich (rechte Grafik). Anders als 2017 kann die EZB bei einem stärkeren OAT-Abverkauf ihr 2022 eingeführtes Transmission Protection Instrument (TPI) einsetzen, um andere Staatsanleihen des Euroraums vor Ansteckungseffekten zu schützen.
Von Dr. Thomas Hempell, Head of Macro & Market Research bei Generali Investments
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