Nachdem er nach weniger als einem Monat im Amt zurückgetreten war, legte der erneut ernannte französische Premierminister Lecornu am 14. Oktober schließlich einen Haushalt für 2026 vor und überstand Vertrauensabstimmungen sowohl der extremen Rechten als auch der extremen Linken. Die Finanzmärkte reagierten erleichtert, der Spread zwischen französischen und deutschen Staatsanleihen verengte sich.
Das Überleben der neuen Regierung geht jedoch zu Lasten einer geringeren Haushaltskonsolidierung. So werden beispielsweise im Vergleich zu dem Vorschlag des ehemaligen Premierministers Bayrou, der die aktuellen Probleme ausgelöst hat, weniger Einsparungen erzielt. Vor allem aber wird die Rentenreform auf 2028 verschoben. Und der Premierminister kündigte an, den Haushalt nicht ohne Rücksprache mit dem Parlament zu verabschieden.
Das sind keine guten Nachrichten für die mittelfristigen öffentlichen Finanzen in Frankreich: Wir gehen davon aus, dass die Schuldenquote bis 2026 weiter auf 118% steigen und die politischen Probleme bestehen bleiben werden.
Fitch ist der Ansicht, dass die anhaltenden politischen Turbulenzen in Frankreich die Unsicherheit in Bezug auf die Staatsfinanzen verstärken, was auch weitere Abwärtsrisiken für das Länderrating mit sich bringt. Im September stufte Fitch Frankreich von AA- auf A+ herab, und S&P zog seine Überprüfung auf Freitag vor und folgte Fitch. Moody‘s wird die Bonität Frankreichs (Aa3 stabil) am 24. Oktober neu bewerten.
Wir sehen die positive Reaktion der Finanzmärkte in der vergangenen Woche daher eher als Atempause denn als dauerhafte Neubewertung zum Besseren. Französische Staatsanleihen werden sich daher weiterhin auf dünnem Eis bewegen.
Von Martin Wolburg, Senior Economist bei Generali Investments
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