Quartalsausblick: Uran und Gold als Portfolioprotagonisten und die große Abwesenheit europäischer Staatsanleihen

Ist alles, was glänzt, wirklich Gold? Generali Investments | 14.10.2025 09:14 Uhr
Giordano Lombardo, Gründer, CEO und Co-CIO Plenisfer Investments SGR (Teil von Generali Investments) / © e-fundresearch.com / Plenisfer Investments SGR
Giordano Lombardo, Gründer, CEO und Co-CIO Plenisfer Investments SGR (Teil von Generali Investments) / © e-fundresearch.com / Plenisfer Investments SGR

Die ersten neun Monate des Jahres 2025 haben lebhafte globale Aktienmärkte, ein Rekordhoch für den Goldpreis und eine starke Performance im Kreditbereich gebracht. Selbst der Dollar scheint seinen Abwärtstrend seit Jahresbeginn gestoppt zu haben. Ist also alles in Ordnung?

Das Narrativ rund um die Revolution der künstlichen Intelligenz gewinnt täglich an Bedeutung. Sie treibt die Aktienbewertungen in die Höhe und gleicht die Ängste vor einer globalen Rezession und dem Schreckgespenst Inflation aus.

Das Argument, dass durch KI der Wohlstand vermehrt wird, beeinflusst auch Unternehmensanleihen, deren Spreads auf Rekordtiefständen liegen, sowie Schwellenländermärkte – dort Aktien als auch Anleihen –, die weiterhin eine Rallye verzeichnen. Gold legt ebenfalls zu, weil die Schulden nicht verschwunden sind und das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Zentralbanken schwindet. Die einzige Anlageklasse, die von den Anlegern derzeit gemieden wird, scheinen Staatsanleihen aus Industrieländern zu sein, und das gilt nicht nur für US-Staatsanleihen: Auch über Frankreich und Großbritannien ziehen Sturmwolken auf.

Das Ausmaß der angekündigten und laufenden Investitionen ist atemberaubend: US-Unternehmen werden voraussichtlich zwischen 400 und 500 Milliarden Dollar in den Bau von Rechenzentren investieren, um die KI-Entwicklung im Jahr 2025 zu unterstützen. Diese massiven Investitionen führen wiederum zu einem ebenso massiven Energiebedarf. Citigroup schätzt, dass die Rechenleistung für KI bis 2030 weltweit zusätzliche 50 GW Kapazität erfordern wird (etwas weniger als die gesamte derzeit installierte Kapazität Großbritanniens), was zusätzlichen weltweiten Ausgaben in Höhe von 2,8 Billionen US-Dollar entspricht.

Was bereitet uns Sorgen?

Einer unserer Leitgedanken ist die Theorie des Kapitalzyklus: Übermäßige Investitionen in einem bestimmten Bereich, wie transformativ sie auch sein mögen, führen letztendlich zu Fehlallokationen und zum Zusammenbruch überhöhter Renditeerwartungen.

Um es klar zu sagen: Wir sind überzeugt, dass KI die Zukunft ist. Was uns Sorgen bereitet, sind die Folgen dieser immensen Investitionswelle. Die Amortisationszyklen von Rechenzentren und den für ihren Bau erforderlichen Chips sind kurz: In der Regel betragen sie drei bis fünf Jahre, die zur Deckung dieser Kosten erforderlichen Einnahmen sind – nach Berücksichtigung anderer Kosten – jedoch enorm: Sie liegen bei etwa dem Zehnfachen der derzeitigen KI-generierten Einnahmen. Lassen sich die auch generieren? Vielleicht – aber nur durch den massiven Ersatz qualifizierter menschlicher Arbeitskräfte, mit tiefgreifenden sozialen Auswirkungen und wahrscheinlich über einen viel längeren Zeitraum. Kurzfristig wird der KI- Investitionsboom wahrscheinlich anhalten, und wir müssen uns fragen: Wenn die Cashflows der Unternehmen, so groß sie auch sein mögen, zunehmend durch diese Investitionen aufgezehrt werden, was wird dann mit ihren Marktbewertungen geschehen?

Auswirkungen auf Anlageentscheidungen

Wir bevorzugen weiterhin eine „indirekte“ anstatt einer direkten Positionierung beim Thema KI: durch Enabler, Sondersituationen und chinesische Technologiewerte, die zu weitaus attraktiveren Bewertungen als ihre US-Pendants gehandelt werden. Vor allem bleiben wir in Uran investiert, da wir überzeugt sind, dass Kernenergie die langfristige Lösung für den wachsenden Energiebedarf darstellt, sowohl KI-getrieben als auch darüber hinaus.

Wir bleiben auch weiterhin optimistisch in Bezug auf Gold. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: zunehmende Zweifel an der Tragfähigkeit der Staatsverschuldung, angefangen bei den USA; die Ersetzung von Dollarreserven durch Gold durch die Zentralbanken der Schwellenländer; und eine steigende private Nachfrage ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau. Gold befindet sich weiterhin in einer aggressiven Akkumulationsphase. Zumindest bis es wieder seinen langjährigen Durchschnitt im Verhältnis zu den Aktienmärkten erreicht hat (derzeit liegt das Verhältnis des Dow-Jones-Index zu Gold bei 11, verglichen mit einem historischen Durchschnitt von 8)1), besteht nach wie vor ein erhebliches Aufwärtspotenzial. Natürlich kann sich dieses Verhältnis auf zwei Arten normalisieren: durch einen weiteren Anstieg des Goldpreises, durch einen Rückgang der Aktienkurse oder durch eine Kombination aus beidem.

Wenn Uran und Gold die Protagonisten des Portfolios sind, dann sind europäische Staatsanleihen die großen Abwesenden. In Europa bestehen Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung größtenteils auf dem Papier. Die Sozialsysteme sind nach wie vor großzügig, aber angesichts der ungünstigen demografischen Entwicklung nicht nachhaltig; Länder wie Frankreich weisen zudem eine sich verschlechternde Haushaltslage und politische Instabilität auf. Um die ständig steigenden Staatsschulden einzudämmen, ist der politisch wahrscheinlichste Weg eine heimliche Monetarisierung – also die Zulassung negativer Realzinsen, eine Form der „finanziellen Repression“. Werden möglicherweise Kapitalkontrollen folgen?

Nach einem starken ersten Quartal, das durch Kapitalabflüsse aus den USA gestützt wurde, spiegeln europäische Aktien nun Stagnation und schwache Gewinne wider. Ausnahmen bilden der Bankensektor, in dem es nach wie vor unterbewertete Chancen wie griechische Banken gibt, sowie ausgewählte Small- und Mid-Cap-Aktien, die gegenüber der makroökonomischen Schwäche Europas resistent sind.

Bei Aktien behalten wir auch unsere konträre Haltung gegenüber China bei, das von vielen nach wie vor als „nicht investierbar“ angesehen wird. Der chinesische Markt ist bislang der Aktienindex mit der besten Performance im Jahr 20251: Komprimierte Bewertungen stützen die Rally, aber es gibt noch stärkere Gründe dafür. Die Wettbewerbsvorteile in Schlüsselindustrien, die durch eine von den globalen Investoren unbemerkt gebliebene stille industrielle Revolution aufgebaut wurden, werden durch eine der weltweit niedrigsten Kapitalkosten und Energiepreise, die nur halb so hoch sind wie in den USA, unterstützt. Vorausschauende Planung hat zu einem Jahrzehnt der Investitionen in das Stromnetz und die Energieerzeugung geführt, von Kohle über Solar bis hin zu Kernenergie, während eine aggressive Handelspolitik den Import billiger Energie und anderer Rohstoffe aus Russland ermöglicht.

Es gibt mehrere triftige Gründe zu der Annahme, dass das, was wir derzeit in China beobachten, keine Eintagsfliege ist, sondern der Beginn eines strukturellen Bullenmarktes.

Von Giordano Lombardo, Gründer, CEO und Co-CIO Plenisfer Investments SGR (Teil von Generali Investments)

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1 Source: Bloomberg

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