Der unerwartet schnelle Erfolg bei der vorübergehenden Deeskalation der Handelsspannungen zwischen China und den USA zeigt, dass es eine Art „Trump-Put“ gibt, auch wenn der Ausübungspreis höher als erwartet war. Nach der Deeskalation haben wir unsere Wachstumsprognose für die USA und den Euroraum auf 1,6% (von 1%) bzw. 1% (von 0,9%) revidiert und die erwartete Zahl der Zinssenkungen, die die Fed bis zum Jahresende vornehmen wird, von drei auf zwei reduziert. Bei der Vermögensallokation verstärken wir unsere Präferenz für Investment Grade, während wir eine kleine Übergewichtung auf Aktien beibehalten. Der Höhepunkt der Unsicherheit ist überschritten, und die Handelsprotektionisten scheinen in der US-Regierung nicht mehr die Oberhand zu haben – aber eine gewisse Vorsicht ist dennoch geboten:
Erstens läuft die Aussetzung der Strafzölle am 8. Juli aus. Wir erwarten, dass die Aussetzung verlängert wird, bis die USA eine Einigung mit den wichtigsten Handelspartnern gefunden haben. Diese Verlängerung ist zwar zu begrüßen, würde aber die Unsicherheit, die die Investitionspläne der Unternehmen behindert, nicht vollständig beseitigen.
Zweitens bleiben die allgemeinen Zölle von 10% und die 25% auf Stahl, Aluminium, Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeugteile mit wenigen Ausnahmen in Kraft, was sich auf Wachstum und Inflation auswirken wird. Die US-Handelsbehörden prüfen noch immer potenzielle Sicherheitsbedrohungen durch Einfuhren u.a. von Halbleitern, Arzneimitteln, kritischen Mineralien und Verkehrsflugzeugen, die weitere sektorale Zölle auslösen könnten.
Das einzige fast abgeschlossene Abkommen mit dem Vereinigten Königreich schließlich hat einen sehr begrenzten Geltungsbereich und enthält Bestimmungen, die darauf abzielen, China aus den britischen Lieferketten in strategischen Sektoren auszuschließen. Dies ist etwas, das Peking entschieden ablehnen würde, wenn es zu einem Standardmerkmal aller Abkommen würde.
Von Paolo Zanghieri, Senior Economist bei Generali Investments
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