Ifo Index zeigt Stärken und Schwächen der deutschen Wirtschaft

Die Stimmung der deutschen Unternehmen hat sich im Mai überraschend deutlich eingetrübt. Der ifo Geschäftsklimaindex sank um 1,7 auf 91,7 Punkte. Die Details bestätigen gleichzeitig eine ungewöhnliche Divergenz der Sektoren. Diese Spannungen könnten sich noch einige Zeit fortsetzen. Insgesamt bleibt die deutsche Wirtschaft zwar auf Kurs Soft Landing, die Absturzrisiken sind aber erheblich und die mittelfristigen Wachstumsaussichten bleiben mau, meint Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz. Eyb & Wallwitz | 24.05.2023 11:20 Uhr
Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz / © e-fundresearch.com / Eyb & Wallwitz
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Der ifo Geschäftsklimaindex ist im Mai um 1,7 auf 91,7 Punkte gesunken, und damit stärker als erwartet. Es war der erste Rückgang nach 6 Anstiegen in Folge. Dabei haben sich die Geschäftserwartungen für die nächsten Monate deutlich verschlechtert. Auch die aktuelle Geschäftslage hat sich etwas eingetrübt. Die Daten zeigen eine ungewöhnlich starke Divergenz der Aussichten für die Sektoren. Die Dienstleister blicken weiter optimistisch auf die kommenden Monate. Zum Teil profitieren die Unternehmen hier noch von einer aufgestauten Nachfrage nach den COVID-Lockdowns. Auch deshalb gelingt es ihnen weiterhin überraschend gut die gestiegenen Lohnkosten auf die Preise zu überwälzen. Zum Teil können sie ihre Margen sogar ausweiten. Industrie und Bau stecken dagegen in der Rezession. Zwar sorgen die gesunkenen Energiepreise für Entlastung auf der Kostenseite. Die Nachfrage bleibt auch als Folge der Zinswende aber schwach, und der stärkere Euro belastet die preisliche Wettbewerbsfähigkeit. Die positive Entwicklung im Dienstleistungsbereich verstärkt hier den Druck sogar. Denn die erfolgreiche Weitergabe der Lohnkosten in die Verkaufspreise hält den Inflationsdruck hoch und macht weitere Zinsanhebungen der EZB wahrscheinlich.

Aussichten für Anleger

Insgesamt bleibt die deutsche Konjunktur auf Kurs Soft Landing. Der Pfad in das neue Normal ist aber schmal und die Absturzrisiken sind erheblich. Mit weiteren Kollateralschäden der monetären Straffung muss gerechnet werden. Dass zeigt auch die ungewöhnliche sektorale Divergenz der Unternehmensbefragungen im Mai. Und bei aller Bedeutung der konjunkturellen Dynamik und Risiken: Die Wirtschaftspolitik muss sich primär den mittelfristigen Herausforderungen und Weichenstellungen widmen. Denn die säkulare Verlangsamung des Potenzialwachstums hat sich gerade in Deutschland bis zuletzt weiter verfestigt, wodurch der Sicherheitsabstand zur Nulllinie gering und die Rezessionsrisiken strukturell erhöht sind. Neben der demografischen Entwicklung spielen dabei Weichenstellungen im Bereich der Energieversorgung sowie der öffentlichen und privaten Investitionen in den Kapitalstock und den Bildungsbereich eine zentrale Rolle.

Von Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz

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