Eyb & Wallwitz Chefökonom: US-Arbeitsmarkt - Schwäche im Juli

Der US-Arbeitsmarkt hat sich im Juli überraschend deutlich abgekühlt. Der Stellenaufbau lag nur bei 114.000 und damit deutlich niedriger als in den Vormonaten. Gleichzeitig ist die Arbeitslosenquote auf 4,3% gestiegen und die Lohndynamik hat sich weiter verlangsamt. Die Daten bestätigen den Beginn von Zinssenkungen im September durch FED-Chef Powell und bringen auch einen größeren ersten Zinsschritt auf den Tisch, meint Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz. Eyb & Wallwitz | 05.08.2024 08:16 Uhr
Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz / © e-fundresearch.com / Eyb & Wallwitz
Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz / © e-fundresearch.com / Eyb & Wallwitz

Der Stellenaufbau hat sich im Juli deutlich verlangsamt. Laut offiziellem Arbeitsmarktbericht stieg die Nachfrage nach Arbeitskräften und damit die Beschäftigung nur um 114.000 und damit deutlich langsamer als in den Vormonaten. Die Angebotsseite entwickelte sich dagegen erneut stark. Die Erwerbsquote legte um 0,1 auf 62,7% zu. Dadurch erhöhte sich die Arbeitslosenquote um 0,2 auf 4,3% und die Lohndynamik verlangsamte sich weiter. Die Stundenlöhne legten nur um 0,2% zum Vormonat zu und lagen damit noch 3,6% über Vorjahr.

Aussichten für Anleger

Die Julidaten bestätigen, dass sich der US-Arbeitsmarkt zur Jahresmitte deutlich abgekühlt hat. Darauf hatten umfragebasierte Indikatoren bereits seit einigen Wochen hingewiesen. Am Finanzmarkt fielen die Zinserwartungen und die Renditen für US-Staatsanleihen deutlich, während sich der Abwärtsdruck auf Aktien zunächst verstärkte. Wie bei der FED hat sich die Risikoeinschätzung auch der Investoren zuletzt deutlich verändert. Dominierten im ersten Quartal noch klar die Sorgen vor einem zu engen Arbeitsmarkt und einer Lohn- und Preisspirale die Marktreaktionen, überwiegen nun die Befürchtungen vor einem raschen konjunkturellen Abschwung. So erfüllt der Anstieg der Arbeitslosenquote die Sam-Regel, wonach eine Rezession empirisch dann als sicher gilt, wenn der dreimonatige Durchschnitt der Arbeitslosenquote 0,5%-Punkte über das zyklische Tief gestiegen ist. Zwar passen die Juli-Arbeitsmarktdaten insgesamt noch zu einem Soft-Landing-Szenario der US-Wirtschaft, auch da die Finanzierungskonditionen nach wie vor im Rahmen sind. Die Abwärtsrisiken sind aber gestiegen. Die FED dürfte sich darin bestätigt sehen, die Märkte auf ihrer Julisitzung klar auf den Beginn von Zinssenkungen ab September vorbereitet zu haben. Sollten sich die Signale in Richtung einer rascheren Verlangsamung der Konjunktur kurzfristig weiter verstärken, könnten die FED aber auch einen größeren ersten Zinsschritt zu Beginn oder eine Reaktion außerhalb des regulären Sitzungsrhythmus ins Spiel bringen.

Von Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz

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