Auf ihrer heutigen Sitzung hat die EZB ihren Leitzins (Einlagensatz) wie erwartet unverändert bei 2,0% gelassen. Aus Sicht der EZB bestätigen die jüngsten Daten zur Konjunktur und Preisentwicklung ihr bisheriges Basisszenario und damit die aktuelle geldpolitische Ausrichtung. Die Geldpolitik befinde sich mit dem aktuellen Zinsniveau in einer guten Ausgangslage für alle künftigen Szenarien. Die Unsicherheit sei auf Konjunktur- und Preisseite zwar weiterhin außergewöhnlich hoch. Hintergrund sind vor allem die Unwägbarkeiten über den Ausgang und die Folgen der Handelsstreitigkeiten. Die Aufwärtsrisiken für die Inflation haben sich aus Sicht der EZB aber etwas verringert, auch da die Lohndynamik zunehmend durch einen Anstieg der Produktivität begrenzt werde. Auf der Wachstumsseite dominieren zwar weiterhin die Abwärtsrisiken, positiv ist aus Sicht der Notenbank aber die Entwicklung der Finanzierungskonditionen. Die derzeitige Aufwertung des Euro spiele zwar mit Blick auf die Konjunktur- und Inflationsentwicklung eine wichtige Rolle. Konkrete Ziele oder Schmerzpunkte habe die EZB laut Präsidentin Lagarde aber weiterhin nicht im Blick. Vielmehr betonte Präsidentin Lagarde, dass in einer möglichen raschen Einigung im Handelsstreit mit den USA eine erhebliche Chance für die Konjunktur im Euro-Raum liege.
Aussichten für Anleger
Die EZB hat heute betont, dass sie ihre geldpolitischen Ziele nach wie vor als erreicht ansieht und dass neuerliche Leitzinssenkungen einer deutlichen Abweichung vom Basisszenario bedürfen. Weitere Zinssenkungen sind nur dann zu erwarten, wenn sich der zugrunde liegende Inflationstrend deutlich abschwächt oder sich spürbare konjunkturelle Bremsspuren zeigen sollten. Besonders ausgeprägt scheinen die Sorgen der EZB diesbezüglich aber nicht. In der unmittelbaren Reaktion wurden am Finanzmarkt die Erwartungen für weitere Zinssenkungen moderat zurückgenommen. Auch das dürfte im Sinne der EZB sein.
Von Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz
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