Dividende ist nicht gleich Dividende

J. Safra Sarasin Fund Management | 25.05.2023 10:19 Uhr
© Foto von David Ballew auf Unsplash
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In diesen unsicheren Zeiten suchen Anleger vermehrt nach stabilen Anlagestrategien, die auch Marktturbulenzen gut überstehen können. Dadurch sind insbesondere Dividendenstrategien mit ihrer höheren Stabilität und Resilienz in den Fokus gerückt. Aber Dividendenstrategie ist nicht gleich Dividendenstrategie. Für Anleger ist es wichtig, eine Strategie auszuwählen, die mit ihren Anlagezielen in Einklang steht und Möglichkeiten für eine langfristige Wertsteigerung bietet.

Dividenden: gleich, aber mit Unterschieden?

Im allgemeinen gibt es zwei Formen von Dividendenstrategien: die eine fokussiert schwerpunktmäßig auf Unternehmen mit überdurchschnittlichen Dividendenrenditen, während die andere den Fokus auf Unternehmen legt, welche bereits ein Dividendenwachstum gezeigt haben. Wo liegen die Unterschiede zwischen diesen Ansätzen und ist einer dem anderen überlegen? Langfristig orientierte Anleger sollten qualitativ hochwertige Aktien mit einem nachweislich stabilen Dividendenwachstum bevorzugen.

Neben der Dividendenrendite - die aufzeigt, wie viel Geld ein Unternehmen seine Aktionären im Verhältnis zum Aktienkurs ausschüttet - gibt es bei der Analyse von Dividendenaktien noch weitere wichtige Aspekte zu berücksichtigen. Die folgenden Themen sollten Anleger bei der Analyse von Dividendenaktien besonders im Blick haben:

1. Dividendenwachstum

Die Höhe des Dividendenwachstums zeigt, inwieweit das Unternehmen in der Lage ist, seine Ausschüttungen im Laufe der Zeit zu erhöhen. Eine konsistente und steigende Dividende ist ein Hinweis auf ein gesundes und stabiles Unternehmen.

2. Ausschüttungsquote

Die Ausschüttungsquote gibt an, welchen Anteil seines Jahresgewinns ein Unternehmen als Dividende an seine Aktionäre ausschüttet. Eine tiefe Ausschüttungsquote signalisiert, dass ein Unternehmen einen größeren Anteil seines Gewinns zur Reinvestition einbehält, während eine hohe Ausschüttungsquote darauf hindeuten kann, dass ein Unternehmen Dividenden gegenüber Wachstumsinvestitionen den Vorrang gibt. Bei der Bewertung der Qualität einer Dividendenaktie ist die Ausschüttungsquote Faktor, der in die Analyse einfliessen sollte. Dabei sollten sich Anleger der strukturellen Unterschiede bezüglich der Ausschüttungsquoten in Europa und den USA bewusst sein.

3. Finanzielle Gesundheit

Die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens ist entscheidend für die Beurteilung der Dauerhaftigkeit von Dividendenzahlungen. Neben der Profitabilität und dem Cashflow sollten Anleger auch die Bilanz und die Verschuldung eines Unternehmens analysieren. Ein finanziell gesundes Unternehmen bietet Stabilität und operative Flexibilität und damit bessere Perspektiven. Fundamentale Faktoren wie die Preissetzungsmacht, die Wettbewerbsfähigkeit und die Innovationsstärke sind ebenfalls wichtig.

4. Regulierungsumfeld

Das Regulierungsumfeld kann Einfluss auf die Dividendenpolitik von Unternehmen haben. Beispielsweise gibt es in einigen europäischen Ländern staatliche Anreize für Dividendenzahlungen, während Anleger in Nordamerika hohe Steuern auf die erhaltenen Dividenden zahlen müssen. Dadurch ist der Anreiz für Unternehmen, Dividenden auszuschütten, dort geringer.

Ebenso unterscheiden sich diese Faktoren oft von Region zu Region. Daher sollten sich Anleger der Unterschiede zwischen europäischen und nordamerikanischen Dividendenaktien bewusst sein. Beispielsweise erfolgt die Aktionärsvergütung in Europa hauptsächlich durch Bardividenden, während in den USA auch Aktienrückkäufe (engl. share buybacks) eine bedeutende Rolle spielen. Aus diesem Grund sollten Anleger beim Vergleich der beiden Regionen beides - Bardividenden und Aktienrückkäufe - berücksichtigen.

Hohe Qualität ist besser als höhere Dividendenrenditen

Eine Analyse der genannten Faktoren ist für die Identifizierung hochwertiger Dividendenwerte unerlässlich. Dabei handelt es sich um Aktien von Unternehmen, die ihre Dividendenausschüttungen in der Vergangenheit kontinuierlich gesteigert haben und sich durch solide Bilanzen mit einem geringen Verschuldungsgrad auszeichnen. Diese Firmen verfügen in der Regel über eine stabile und nachhaltige Finanzkraft, die es ihnen ermöglicht, auch in Zukunft aus ihrem operativen Cashflow Dividenden an ihre Aktionäre auszuschütten.

Dividendentitel von geringer Qualität kommen dagegen von Unternehmen, die sich in der Regel durch schwächere Bilanzen, unsichere Ertragsaussichten oder eine nicht nachhaltige Dividendenpolitik auszeichnen. Unternehmen, die hohe Dividenden zahlen, ohne über die entsprechenden Erträge oder Cashflows zu verfügen, können als Dividendenzahler von geringer Qualität betrachtet werden. Solche Unternehmen finanzieren ihre Dividenden möglicherweise über eine Verschuldung oder aus anderen Mitteln. Das ist nicht immer langfristig haltbar und kann sich negativ auf die finanzielle Gesundheit des betreffenden Unternehmens auswirken. Dividendenwerte von geringer Qualität gelten daher auch allgemein als risikoreicher als hochwertige Dividendentitel, deren Unternehmen sich durch solide finanzielle Fundamentaldaten und eine nachhaltige Dividendenpolitik auszeichnen.

Viele Unternehmen finanzieren ihre Ausschüttungen mit Fremdkapital, anstatt ihre Dividenden aus den Gewinnen oder dem Cashflow zu zahlen. In der Regel werden dafür Anleihen oder andere Schuldinstrumente begeben. Dieser Ansatz kann jedoch riskant sein, da er die Schuldenlast des Unternehmens erhöht und langfristig nicht haltbar sein kann. Wenn die Gewinne oder Cashflows zurückgehen, hat das Unternehmen Schwierigkeiten, die zur Finanzierung der Dividendenzahlungen emittierten Schuldinstrumente zurückzuzahlen. Das kann einen eine Ratingherabstufung oder Zahlungsausfall zur Folge haben. Für Anleger ist es daher wichtig, nicht nur auf die Finanzkennzahlen zu schauen, sondern auch zu prüfen, wie ein Unternehmen seine Dividenden finanziert.

Insgesamt stärkt die eine ausgewogene Kapitalallokationsstrategie die Kapitaldisziplin von Unternehmen. Weiter sollte auch ausgelotet werden, wie ein Unternehmen seine Ausgaben für Betrieb und Investitionen, Forschung und Entwicklung (F&E) sowie Dividenden finanziert. Einige Unternehmen - zum Beispiel jüngere Unternehmen, die sich noch in einer frühen Wachstumsphase befinden - reinvestieren ihren gesamten Cashflow in F&E. Dagegen zielen wir auf Unternehmen ab, die zwar noch wachsen, sich aber bereits in einer fortgeschrittenen Entwicklungsphase befinden und daher eine ausgewogenere Kapitalallokation verfolgen. Als attraktive Dividendentitel betrachten wir Aktien, die sowohl eine attraktive Dividendenrendite als auch die Aussicht auf ein attraktives Dividendenwachstum bieten.

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