Die Industrieproduktion in der Eurozone fiel im Februar um 6,4% im Jahresvergleich und damit deutlich stärker als erwartet. Im Vergleich zum Vormonat stieg die Industrieproduktion im Euroraum um 0,8%. Diese Ergebnisse überraschten den Konsens nach unten/oben. Aufgeschlüsselt nach Ländern hat sich die Leistung Deutschlands im Februar deutlich verbessert und die Erwartungen deutlich nach oben übertroffen, ebenso wie die Spaniens. Deutschland war in der Vergangenheit ein guter Frühindikator für die übrige Industrieproduktion des Euroraums, so dass die starke monatliche Leistung darauf hindeutet, dass wir das Schlimmste der europäischen IP-Schwäche hinter uns haben. Das Wachstum der Industrieproduktion in Italien und Frankreich hat sich im Februar zwar noch verbessert, ist aber deutlich schwächer ausgefallen als vom Konsens erwartet.
Während die Industrieproduktion im Euroraum im Jahresvergleich weiterhin schrumpft, deuten die monatlichen Zahlen darauf hin, dass wir das Schlimmste hinter uns haben dürften. Zukünftige Produktions- und Stimmungsindikatoren deuten darauf hin, dass die Industrieproduktion auch in Zukunft wachsen wird. Diese Erholung ist eine gute Nachricht, vor allem angesichts der schwachen Leistung der chinesischen Wirtschaft auf der Nachfrageseite und der Versorgungsunterbrechungen am Roten Meer auf der Angebotsseite. Die Vorstellung, dass die Industrieproduktion ihren Tiefpunkt erreicht hat und sich nun erholen wird, entspricht dem Szenario der EZB-Projektion vom März. Ich bin daher nach wie vor der Meinung, dass die EZB ihren Leitzins erstmals im Juni senken und dann weiter senken wird, und zwar mindestens vier Mal in diesem Jahr.
Von Tomasz Wieladek, Chef-Volkswirt für Europa bei T. Rowe Price