US-Staatsanleihen: Die größte Anlagemöglichkeit für festverzinsliche Wertpapiere seit Jahrzehnten?

Ist es möglich, dass die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen auf 6% steigt? Laut Arif Husain, unserem Head of Global Fixed Income und CIO, ist dieses Szenario, das noch vor wenigen Jahren undenkbar war, aufgrund der expansiven Fiskalpolitik der USA und der Möglichkeit, dass Zölle die Inflation weiter anheizen, in den nächsten 18 Monaten durchaus realistisch geworden. Warum könnte es zu einer solchen Veränderung kommen, welche Auswirkungen hat dies auf die Vermögensallokation und mit welchen Strategien könne sich Anleger in diesem Umfeld erfolgreich behaupten? T. Rowe Price | 23.09.2025 09:35 Uhr
Jeff Helsing, Institutional Fixed Income Strategist bei T. Rowe Price / © e-fundresearch.com / T. Rowe Price
Jeff Helsing, Institutional Fixed Income Strategist bei T. Rowe Price / © e-fundresearch.com / T. Rowe Price

Der Weg zu höheren Anleiherenditen – drei wichtige Faktoren

  1. Fiskalische Bedenken: Das kürzlich verabschiedete „One Big Beautiful Bill”-Gesetz dürfte das US-Defizit zumindest in den nächsten zwei bis drei Jahren auf einem hohen Niveau halten, da die Konjunkturmaßnahmen vorgezogen und die Ausgabenkürzungen nach hinten verschoben werden. Folglich werden die fiskalischen Bedenken bestehen bleiben, da das Defizit durch die Ausgabe von Staatsanleihen finanziert werden muss. Dies wird zu einer Zeit geschehen, in der auch andere Industrieländer mehr Staatsanleihen ausgeben müssen, um ihre Defizite zu finanzieren, was zu einem Wettbewerb um Käufer und zu einem Anstieg der Renditen führen wird.
  2. Aufwärtsrisiken für die Inflation: Die Auswirkungen der Zölle auf die Verbraucherpreise dürften größer sein als von den Märkten erwartet und die Inflation in der zweiten Jahreshälfte in die Höhe treiben. Blerina Uruçi, unsere Chefökonomin für die USA, schätzt, dass ein effektiver Zollsatz von 15% die jährliche Gesamtinflation um 1,0 bis 1,6 Prozentpunkte erhöhen könnte.
  3. Globales Wachstum bleibt stabil: Auch wenn die Zollpolitik das globale Wachstum unter dem Trend halten könnte, ist eine Rezession unwahrscheinlich. Alle drei größten Volkswirtschaften der Welt – die USA, die Eurozone und China – befinden sich derzeit in einer Phase der fiskalischen Expansion, was sich stützend auswirken dürfte. Es könnte jedoch einige Zeit dauern, bis sich die Auswirkungen bemerkbar machen.

Das Zusammentreffen dieser drei Faktoren bedeutet, dass die Renditen für Staatsanleihen steigen dürften, wobei eine Rendite von 6% für 10-jährige Anleihen im Bereich des Möglichen liegt. Der Weg dorthin wird volatil sein. Es ist jedoch hervorzuheben, wie weit sich die Rendite für 10-jährige Staatsanleihen bereits bewegt hat. Im März 2020 lag sie unter 0,5%, zuvor lag sie über 4%. Vor diesem Hintergrund erscheint ein Anstieg auf 5% oder sogar 6% nicht so groß. Sollte dies eintreten, würde dies unserer Meinung nach eine historische Anlagechance im Bereich festverzinslicher Wertpapiere schaffen, mit bedeutenden Auswirkungen auf die Vermögensallokation. Wir halten es für entscheidend, jetzt mit der Planung zu beginnen.

Mögliche Auswirkungen

Der Anteil festverzinslicher Wertpapiere an der Vermögensallokation ist in den letzten Jahren dank höherer Anleiherenditen gestiegen. Ein Anstieg der 10-Jahres-Rendite auf zuvor 6% würde diesen Trend verstärken, da er Anlegern die einmalige Gelegenheit bieten würde, die attraktivsten Erträge aus Anleihen seit Jahrzehnten zu erzielen. So würde beispielsweise die Rendite des Bloomberg U.S. Aggregate Bond Index (Agg) – einer weit verbreiteten Benchmark für US-Investment-Grade-Anleihen – in diesem Szenario wahrscheinlich 6% übersteigen, ein Niveau, das seit Anfang der 2000er Jahre nicht mehr erreicht wurde.

Zum Vergleich: Zwischen dem 29. Dezember 2011 und dem 31. Dezember 2021 lag die durchschnittliche Rendite des Agg bei knapp zuvor 2%. In diesem Zeitraum waren Anleger gezwungen, mehr Risiken an den Aktien- und alternativen Märkten einzugehen, um ihre Renditeziele zu erreichen. Obwohl die Anleiherenditen in den letzten Jahren gestiegen sind, was dazu geführt hat, dass Anleger wieder verstärkt in festverzinsliche Wertpapiere investieren, sind diese für viele nach wie vor untergewichtet. Diese Dynamik könnte sich ändern, wenn die 10-jährige Rendite auf 6% steigt, da dann auch die Renditen von Sektoren, die empfindlich auf Staatsanleihen reagieren – wie Investment Grade und High Yield –, wahrscheinlich steigen und möglicherweise aktienähnliche Renditen bieten würden. Dies wäre für Anleger nicht nur aus Sicht der Gesamtrendite attraktiv, sondern auch aufgrund der Stabilität der Erträge, da Anleihen historisch gesehen weniger volatil sind als Aktien. Dennoch bleibt die Fundamentalanalyse entscheidend, um das Ausfallrisiko zu reduzieren.

Aus Sicht der Asset-Allokation sind die potenziellen Auswirkungen erheblich, da Anleger möglicherweise nicht mehr so viele Aktien halten müssen. Wenn ein Anleger beispielsweise ein Renditeziel von 7% anstrebt, könnte dies hypothetisch durch eine höhere Allokation in Anleihen erreicht werden, die in der Regel weniger volatil sind als Aktien. Allerdings wären Anleger einem höheren Durationsrisiko ausgesetzt, wenn sie ihre Allokation in festverzinslichen Wertpapieren erhöhen.

Überlegungen zur Navigation in diesem sich wandelnden Umfeld für festverzinsliche Wertpapiere

Eine höhere Allokation in festverzinsliche Wertpapiere scheint eine naheliegende Wahl zu sein, wenn die Renditen 6% erreichen, aber wie sieht es in der Zwischenzeit aus? Die Navigation auf dem Weg zu steigenden Renditen ist ebenso wichtig wie die Frage, was zu tun ist, wenn das Ziel erreicht ist.

In dem sich derzeit wandelnden Marktumfeld empfehlen wir Anlegern, eine steilere Zinsstrukturkurve anzustreben. Die Aussicht auf Zinssenkungen in den USA dürfte das kurze Ende der US-Zinsstrukturkurve stabilisieren, während die Erwartungen einer höheren Inflation, eines robusten Wachstums und einer dynamischen Fiskalpolitik die langfristigen Renditen von US-Staatsanleihen wahrscheinlich nach oben treiben werden. Darüber hinaus sollten Sie erwägen, inflationsgebundene Anleihen hinzuzufügen und Chancen in Märkten oder Sektoren zu erkunden, die möglicherweise weniger stark mit den Kernmärkten korrelieren.

Was die Ansätze betrifft, sollten Anleger Strategien mit globalem Fokus in Betracht ziehen, die in einer Vielzahl von Regionen, Sektoren und Wertpapierarten investieren können, da dies zur Diversifizierung beitragen kann. Darüber hinaus ist eine flexible Strategie, insbesondere bei der Steuerung der Duration, von entscheidender Bedeutung, da mit Volatilität zu rechnen ist. Daher wird es wichtig sein, auf das Marktumfeld reagieren und Änderungen vornehmen zu können.

Fazit

Wir glauben, dass ein Anstieg der Rendite 10-jähriger Staatsanleihen auf 6% eine historische Anlagechance im Bereich festverzinslicher Wertpapiere darstellen würde, mit erheblichen Auswirkungen auf die Vermögensallokation. In einem solchen Szenario benötigen Anleger möglicherweise nicht so viel Aktien oder aktienähnliche Engagements, um ihre Renditeziele zu erreichen, da Anleihen potenziell Aktien ähnliche Renditen bei geringerer Volatilität bieten könnten. Das bedeutet nicht, dass Anleger untätig bleiben und auf diese große Veränderung warten sollten – es gibt Strategien, die sie bereits jetzt in Betracht ziehen können, um sich darauf vorzubereiten. Dazu gehören der Kauf inflationsgebundener Anleihen und die Umsetzung einer Steepening-Strategie, da Anleger derzeit noch nicht für das Durationsrisiko weiter außen auf der Kurve entschädigt werden. Wenn sich die Renditen 6% annähern, sollten längere Laufzeiten wieder attraktiv werden.

Von Jeff Helsing, Institutional Fixed Income Strategist bei T. Rowe Price

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