Makroökonomischer Ausblick
von Robert Lind, Ökonom bei Capital Group
Die volle Wirkung der jüngsten Handelsabkommen ist noch nicht spürbar, sodass die Geldpolitik weiterhin zwischen einer nachlassenden Konjunktur und dem Risiko anhaltender Inflation abwägen muss. Die US-Notenbank hat aktuell eine neutrale Haltung eingenommen, dennoch sind wir im Hinblick auf das globale Wachstum verhalten optimistisch.
Gleichzeitig zeigen sich erste Anzeichen einer Abschwächung in der US-Wirtschaft. Die Auswirkungen der Zölle dürften die Inflation zusätzlich anheizen und gleichzeitig das Wachstum bremsen, was den Druck auf die Fed erhöhen dürfte. Eine moderate Lockerung der Geldpolitik im weiteren Jahresverlauf erscheint möglich, auch wenn der Spielraum begrenzt sein könnte, sollte sich die Inflation als hartnäckiger erweisen als erwartet.
In Europa rechnen wir ebenfalls mit einer leichten Lockerung der Geldpolitik, um den Auswirkungen der Zölle und einer starken Währung gegenüber dem US-Dollar entgegenzuwirken. In Japan dürfte sich hingegen der Kurs einer schrittweisen Straffung fortsetzen. Insgesamt bleibt das globale geldpolitische Umfeld uneinheitlich. Anleger sollten aufmerksam verfolgen, wie die Zentralbanken das Spannungsfeld zwischen Inflationsrisiken und Konjunkturstützung steuern.
Aktienmärkte
von Christophe Braun, Equity Investment Director bei Capital Group
Die Führungsrolle an den Aktienmärkten hat sich in diesem Jahr allmählich über US-amerikanische und technologieorientierte Unternehmen hinaus ausgeweitet. Die entscheidende Frage ist jedoch, ob dieser Trend anhält. In einem von Unsicherheit geprägten Umfeld sollten sich Anleger nicht auf eindeutige Szenarien festlegen, sondern widerstandsfähige Portfolios aufbauen, die in unterschiedlichen Marktzyklen, Regionen und Stilrichtungen bestehen können. Flexibilität und Diversifikation sind entscheidend, um sich in einem potenziell volatileren und strukturell veränderten Marktumfeld zurechtzufinden. Unternehmen mit globaler Präsenz, breit aufgestellten Einnahmequellen und anpassungsfähigen Lieferketten könnten besonders gut gerüstet sein, um auf sich wandelnde geopolitische und handelsbezogene Rahmenbedingungen zu reagieren.
Anleihemärkte
von Peter Becker, Fixed Income Investment Director bei Capital Group
Obwohl die Fed bei ihrer jüngsten Zinssitzung beschlossen hat, die Zinsen unverändert zu lassen, bleibt die Möglichkeit von Zinssenkungen bei den kommenden Sitzungen bestehen. Die Fed balanciert dabei zwischen nachlassenden Konjunkturdaten und dem Risiko anhaltender Inflation. Ein unterstützender geldpolitischer Zyklus dürfte weiterhin qualitativ hochwertige Kreditengagements begünstigen.
Abgesehen von einem kurzzeitigen Ausverkauf im April nach dem Liberation Day haben sich Kreditbewertungen als widerstandsfähig erwiesen, gestützt durch starke technische Faktoren. Hohe Liquidität, signifikante Barmittel am Seitenrand und anhaltende politische Unterstützung führen weiterhin zu einer Verengung der Risikoprämien und dämpfen die Volatilität. Diese Dynamik kann dazu beitragen, die Spreads trotz wirtschaftlicher Unsicherheit relativ eng zu halten. In einem solchen Umfeld ist eine durchdachte Positionierung entscheidend. Der Fokus auf qualitativ hochwertige Anleihen kann Portfolios schützen und gleichzeitig laufende Erträge bieten. Da die Märkte anfällig für plötzliche Richtungswechsel sind, bleiben Selektivität und Flexibilität von zentraler Bedeutung. Eine wichtige Lehre aus der jüngsten Volatilität ist der Wert einer soliden defensiven Allokation zur Glättung der Renditen. Wir sind überzeugt, dass qualitativ hochwertige Anleihen hierfür gut geeignet sind.
Die zugrunde liegende Stärke im Kreditbereich wird durch solide Unternehmensdaten und einen robusten Konsum gestützt – trotz handelspolitischer Unsicherheiten. Im Bereich Investment-Grade-Unternehmensanleihen sind die Kreditkennzahlen im historischen Vergleich besonders stark. Chancen ergeben sich in Segmenten wie europäischen Banken, US-Energieversorgern und der Pharmaindustrie. Diese Anleihen bieten zudem Duration, was bei einer anhaltenden wirtschaftlichen Abkühlung hilfreich sein kann. Vor dem Hintergrund gesunder Unternehmensbilanzen und eines widerstandsfähigen Konsums sind wir überzeugt, dass qualitativ hochwertige Anleihen weiterhin die defensive Stütze liefern können, die Portfolios benötigen.“
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