Einschätzung zur Konjunktur
Robert Lind, Chefmakroökonom bei Capital Group, kommentiert: „Die Zinssenkung der Fed ist Ausdruck zunehmender Konjunktursorgen und einer Abschwächung am US-Arbeitsmarkt. Das Beschäftigungswachstum hat spürbar an Dynamik verloren, die Arbeitslosenquote steigt leicht. Da die Inflation jedoch weiterhin Anlass zur Sorge gibt – insbesondere da sich die Zölle auf die Preise auswirken –, bleibt der Kurs der Fed weiterhin ausgewogen. Weitere Lockerungsmaßnahmen dürften daher vorsichtig und datenabhängig ausfallen.“
„Zwar trübt sich die Lage ein, doch eine Rezession ist derzeit nicht absehbar. Wir beobachten die Signale genau. Dies ist ein Moment der Wachsamkeit – nicht der Selbstzufriedenheit – und für Anleger ist es an der Zeit, sehr selektiv und vorsichtig zu agieren.“
Auswirkungen auf die Aktienmärkte
John Lamb, Equity Investment Director bei Capital Group, sagt: „Eine Zinssenkung durch die US-Notenbank könnte den Aktienmärkten kurzfristig Auftrieb verleihen, sie ist jedoch keine Garantie für steigende Kurse. Entscheidend für Investoren ist die Analyse der zugrunde liegenden Motive für den Schritt sowie der Frage, inwieweit eine Lockerung geldpolitischer Bedingungen bereits eingepreist ist. Angesichts der Erholung der globalen Aktienmärkte und der Ausweitung der Marktführerschaft über den US-Technologiesektor hinaus auf Europa, Japan und die Schwellenländer ist es entscheidend, eine binäre Positionierung zu vermeiden. Auch auf Sektorebene findet eine Ausweitung statt, wobei die Industrie von Trends wie erhöhten europäischen Verteidigungsausgaben, Elektrifizierung und Automatisierung sowie Investitionen in Rechenzentren profitiert.“
„Statt auf Schlagzeilen zu reagieren, sollten sich Anleger auf langfristige Fundamentaldaten, breit diversifiziertes Gewinnwachstum und eine disziplinierte Titelauswahl konzentrieren. Das ist entscheidend, um Chancen in einem volatilen Umfeld über Regionen und Sektoren hinweg zu nutzen.“
Perspektiven für den Anleihemarkt
Peter Becker, Fixed Income Investment Director bei Capital Group, sagt: „Die heutige Zinssenkung angesichts der sich abschwächenden Konjunktur in den USA ist ein Zeichen dafür, dass die Fed bereit ist, die Wirtschaft trotz einer möglicherweise hartnäckigen Inflation zu stützen. Diese Stimmung dürfte sich positiv auf Anleihen auswirken. Angesichts des jüngsten Ausverkaufs an den globalen Rentenmärkten und der Zinssenkung der Fed bieten Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating aktuell eine attraktive Möglichkeit, Portfolios defensiv zu gestalten. Die Renditen bleiben attraktiv – bei rund 5 % – und bieten damit ein substanzielles Potenzial für laufende Erträge und einen Puffer gegen Marktvolatilität. Die Duration bewährt sich erneut und bietet Diversifizierungsvorteile, da sich die Konjunktur verlangsamt – wenn auch noch nicht im Rezessionsbereich –, und die Zentralbanken zu einer Lockerung übergehen.“
„Angesichts der zunehmenden Unsicherheit ist eine robuste, defensive Anlagestrategie essenziell. Fundamentaldaten und technische Faktoren sprechen für Unternehmensanleihen: Kreditkennzahlen und Verschuldungsgrade befinden sich auf einem gesunden Niveau, die Nachfrage bleibt aufgrund des attraktiven Renditeniveaus hoch.“
„Trotz enger Spreads finden Bottom-up-orientierte Investoren nach wie vor selektive Chancen – etwa bei europäischen Banken, US-Versorgern oder Pharmawerten. Periphere Banken in Europa etwa überzeugen mit verbesserten Fundamentaldaten und attraktiven Bewertungen, was sie zu einer hervorragenden Wahl für Anleger macht, die in dem aktuellen Marktumfeld auf robuste Renditen und Kapitalerhalt setzen.“
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