"Denn geschuldet ist dieser Aufwärtstrend vorwiegend den in Aussicht gestellten Öl-Fördereinschränkungen wichtiger produzierender Länder, die den Brentpeis nach oben getrieben haben. Das bedeutet, dass die Nachhaltigkeit dieses Aufwärtstrends noch mehr als fragil ist, denn vor allem die amerikanischen Schieferölproduzenten haben zwar die Förderung reduziert, sind aber nach wie vor am Markt präsent. Es herrscht ein Überangebot an billigem Öl, das sich erst in der zweiten Jahreshälfte oder 2017 verknappen könnte. Ab diesem Zeitpunkt ist eine nachhaltige Erholung des Ölpreises, der aktuell bei knapp unter 40 US-Dollar pro Barrel liegt, realistisch. Während noch vor wenigen Monaten 50 US-Dollar pro Fass als Krisenszenario durchgespielt wurden, stellt dieser Wert nun eine optimistische Einschätzung bis zum Jahresende dar. Eine derartige Entwicklung könnte dann auch den Russischen Aktienmarkt nachhaltig stabilisieren. Es ist daher wahrscheinlich, dass die jüngste Rallye an der Moskauer Börse eine temporäre Korrektur nach sich ziehen wird. Die sich daraus ergebenden – sehr niedrigen – Niveaus, lassen sich dann für einen Einstieg gut nutzen. Möglicherweise haben wir mit dem Einbruch im Jänner ein zyklisches Tief gesehen.
Russlands Wirtschaft musste 2015 auf Grund der negativen Rohstoffpreisentwicklung und der westlichen Sanktionen einen Rückgang von fast 4 % hinnehmen. Auch 2016 wird man vermutlich mit einer – wenn auch nicht so stark – schrumpfenden Wirtschaftsleistung und sinkenden Realeinkommen rechnet müssen. Dennoch steht die russische Bevölkerung nach wie vor mehrheitlich hinter ihrem Präsidenten und hat bisher die wirtschaftliche Härten hingenommen, sodass soziale und innenpolitische Spannungen momentan nicht in Sicht sind.
Hinzu kommt, dass die EU Ende 2015 ihre Sanktionen gegen Russland aufgrund der Ukraine-Krise um ein weiteres halbes Jahr verlängert hat. Das hat auch zur Folge, dass der Zugang der russischen Wirtschaft zum internationalen Kapitalmarkt stark eingeschränkt ist. Auch das russische Staatsbudget ist deutlich ins Minus gerutscht, was weitere Steuererhöhungen für den immer noch sehr profitablen Energiesektor befürchten lässt.
Auch Europa leidet unter dem reduzierten Handel mit Russland, sodass sich in jüngster Zeit die Stimmen mehren, die ein Ende der für beide Seiten sehr negativen Maßnahmen fordern. Eine Aufhebung wäre zweifellos sehr positiv für Russlands Volkswirtschaft und seine Finanzmärkte, würde aber voraussetzen, dass es zumindest irgendwelche greifbaren Fortschritte in der Ukrainekrise gibt.
Raiffeisen Capital Management geht beim Zukauf russischer Unternehmenstitel mit einer vorsichtig optimistischen Grundstimmung vor: Die Bewertungen sind aufgrund hoher Abschläge extrem günstig. Darüber hinaus bietet der Markt nach wie vor großzügige Dividendenausschüttungen, die durchschnittlich 5 % Rendite bringen. In manchen Fällen ist diese mitunter sogar zweistellig. Auch der Staat übt Druck auf die von ihm kontrollierten Unternehmen aus, um höhere Ausschüttungen zu lukrieren. Raiffeisen Capital Management setzt aktuell stark auf das Dividendenthema sowie auf Konsumtitel."