Was die jüngsten Marktdaten betrifft, so stechen derzeit die mikroökonomischen besonders positiv hervor. Damit sind alle Indikatoren gemeint, die die Entwicklung der Unternehmensgewinne beschreiben. Diese sind relevant, weil sie letztlich der bedeutende fundamentale Treibstoff für die Aktienkurse sind. Aktuell könnte die Situation kaum besser sein. Nicht nur, dass die aktuellen Unternehmensberichte zum zweiten Quartal mehrheitlich über den Erwartungen liegen, auch der Ausblick für die nächsten Quartale fällt zuversichtlich aus. Diese nahezu fantastische Ertragslage der Unternehmen hat es jedoch nicht geschafft, die Aktienmärkte aus der Bandbreite der letzten Monate nach oben zu katapultieren. Es stellt sich daher die Frage, ob vom aktuellen Niveau noch eine Verbesserung möglich ist, die als neuer Katalysator für weitere Kursanstiege funktionieren kann?
Auch bei den Markt bestimmenden Themen gab es zuletzt tendenziell positive Entwicklungen: Der Belastungsfaktor des heurigen Jahres schlechthin, der Handelskrieg, hat sich zuletzt etwas entspannt. Unmittelbar drohen keine Hiobsbotschaften, selbst wenn die Aussagen von US-Präsident Donald Trump in Sekundenbruchteilen Lügen gestraft werden können. Trotzdem notiert der Markt „nur“ am oberen Ende der Bandbreite der letzten Monate.
Und wie steht es um die Konjunktur, also die makroökonomische Entwicklung? Hier gab es im ersten Halbjahr vor allem in Europa und in den Schwellenländern negative Überraschungen. Wobei es allerdings auch hier zuletzt Entwarnung gab. Vereinzelte Warnsignale kommen unterdessen hinsichtlich „Stimmung“ und „Technik“: Vor allem die Tatsache, dass sich der Markt während des Anstieges seit Mitte März zunehmend verengt hat, d.h. nur von wenigen Ländern, Branchen und Aktientiteln getragen wird, stellt die Nachhaltigkeit der Bewegung in Frage. In Summe bietet sich somit ein unklares Marktbild, das eine abwartende Haltung nahelegt.
Staatsanleihen: Wachstum der Eurozone auf einer soliden und breiten Basis
Die Konjunkturindikatoren der Eurozone befinden sich nach wie vor auf hohen Niveaus. Noch höher sind aber die Analystenschätzungen, weshalb einige Indikatoren relativ betrachtet weiterhin enttäuschen. Ein möglicher Handelskrieg zwischen der Europäischen Union und den USA scheint nach einem Treffen zwischen EU-Kommissionspräsidenten Jean Claude Juncker und US Präsidenten Donald Trump Ende Juli vorerst vom Tisch. Dies wurde auch von EZB-Präsident Mario Draghi goutiert. Dieser äußerte sich bei der EZB-Sitzung Ende Juli durchwegs positiv zur Entwicklung. Seiner Meinung nach befindet sich das wirtschaftliche Wachstum der Eurozone auf einer soliden und breiten Basis. Weiterhin befinden sich die Renditen der wichtigsten Staatsanleihemärkte auf extrem niedrigen Niveaus.
Risikoprämien an den EUR-Unternehmensanleihemärkten gesunken
Seit Anfang Juli sind die Risikoprämien an den EUR-Unternehmensanleihemärkten relativ deutlich gesunken. Dabei fällt auf, dass diese Erholung in erster Linie an den Derivatemärkten eingetreten ist und weniger an den Kassamärkten. Wir vermuten, dass dies daran liegt, dass an den Kassamärkten höhere Illiquiditätsprämien gepreist werden, die vor allem in den handelsschwächeren Sommermonaten (und zudem während der Berichtsaison) schwerer abgebaut werden können. Dementsprechend erwarten wir hier eine Nachholbewegung der Kassamarkt-Spreads bei den Unternehmensanleihen in den kommenden Wochen.
Emerging-Markets-Anleihen noch nicht gänzlich abgeschrieben
Der Anstieg der Risikoprämien an den Emerging-Markets-Anleihemärkten fand im Rahmen der allgemeinen Sentiment-Verbesserung Anfang Juli sein Ende. Das Exportwachstum der Schwellenländer hat an Dynamik verloren und auch die US-Zinspolitik sollte weiterhin dafür sorgen, dass Anleihemärkte der Schwellenländer mittelfristig unattraktiver werden. Kurzfristige Erholungsphasen, wie die jetzige, zeigen aber, dass dieses Marktsegment vorerst noch nicht gänzlich abgeschrieben wurde.
Entwickelte Aktienmärkte: Gute Berichtssaison und Entspannung beim Thema Handelskrieg
Die entwickelten Aktienmärkte konnten in den letzten Wochen wieder Kursgewinne verbuchen. Getragen wurde diese positive Entwicklung von einer sehr guten Berichtssaison (vor allem in den USA) und einer leichten Entspannung beim Thema Handelskrieg. Wir sehen weiterhin in der anstehenden Liquiditätsrückführung der Notenbanken einen Faktor, der in den kommenden Monaten für anhaltend mehr Volatilität an den Märkten sorgen wird. Im Bereich der Stimmungsindikatoren sind aktuell keine Extremwerte, weder positive oder negative, zu beobachten.
Aktienmärkte Schwellenländer: Trend zeigt weiterhin nach oben
Nach den deutlichen Abverkäufen im ersten Halbjahr hat es zuletzt eine leichte Erholung gegeben. Das ist zu einem gewissen Grad sicher der überverkauften Situation zu verdanken. Fraglich ist nun, inwieweit sich die fundamentale Situation so fortsetzt wie bisher. Sollte das der Fall sein, hätten Schwellenländer-Aktien noch weitere Anstiege vor sich. Sieht man die Gewinnentwicklung der einzelnen Emerging-Marktes-Regionen an, geht der Trend weiterhin den richtigen Weg. Insbesondere der asiatische Raum zeigt eine sehr ansprechende Entwicklung. Gesamt betrachtet, bleiben Schwellenländer-Aktien relativ attraktiv bewertet.
Rohstoffe: stärkerer US-Dollar erweist sich als Belastungsfaktor, Chancen weiterhin intakt
Während sich Energierohstoffe weiter sehr fest präsentieren, mussten Industriemetalle und Edelmetalle zuletzt Kursrückgänge verbuchen. Ängste vor einer stärkeren Konjunkturabschwächung (vor allem in den Emerging Markets) und ein deutlich stärkerer US-Dollar erwiesen sich als Belastungsfaktoren. Aufgrund einer angespannteren Angebots-/Nachfragesituation und einer attraktiveren Kurvenstruktur (backwardation) sehen wir für die Assetklasse mittelfristig aber weiterhin eine positive Kursentwicklung.