"Die Veränderungen bei den Konjunkturindikatoren sind uneinheitlich: Einige Indikatoren verbessern sich bereits, bei anderen steht dies noch aus. Die Economic Surprises (die „Überraschungen“ bei den Wirtschaftsnachrichten im Vergleich zu den Erwartungen) sind unterdessen weiterhin negativ, d.h. noch immer liegen die Veröffentlichungen im Schnitt unter den Erwartungen. Die Komponente Arbeitsmarkt schlägt hingegen sehr positiv zu Buche. Immerhin ist der jüngst veröffentlichte Wert für die Arbeitslosigkeit in den USA mit 3,6 % der tiefste seit den 1960er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Auch Mikro-seitig gibt es aktuell kein eindeutiges Signal. Gewinnwachstum und Profitabilität sind weiterhin positiv, die Gewinnrevisionen nach wie vor negativ. Die große Stütze der Märkte ist in den letzten Monaten die Liquidität. Gemeint ist damit einerseits die Geldpolitik, andererseits aber auch die Entwicklung der Kapitalmarktrenditen. Diese sind für die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen und Staaten relevant. Geldpolitik, Renditen und die Entwicklung der Risikoaufschläge waren bis zuletzt positiv. Eine Marktentwicklung, die nur auf Liquidität fußt, ist jedoch mit Vorsicht zu genießen. In Summe lässt sich aus den Indikatoren keine eindeutige Tendenz ableiten. Wir bleiben daher abwartend.
Staatsanleihen: Sorge über niedrige Inflationserwartungen und wirtschaftlichen Ausblick
Die globalen Inflationserwartungen sanken im Mai deutlich. Und die Spannungen zwischen den USA und China befinden sich auf einem neuen Höhepunkt. Eine Situation, die für weiter sinkende Staatsanleiherenditen sorgte. Sowohl seitens der amerikanischen Fed, als auch seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) gibt man sich ob der niedrigen Inflationserwartungen und des wirtschaftlichen Ausblicks zunehmend besorgt.
Unternehmensanleihen: risikoreiche Anlageklassen profitieren von sinkenden Spreads
Bei Unternehmensanleihen profitierten ab Mitte Mai High Yield-Anleihen (riskantere Hochzins-Anleihen) gegenüber den Investmentgrade-Anleihen von sinkenden Spreads. Die Erklärung liefert mehr ein technischer denn ein fundamentaler Faktor. Im Monat Mai erfolgen mitunter die höchsten Kuponzahlungen von High Yield-Emittenten, die entsprechend reinvestiert werden müssen. Zudem ist 2019 bislang ein weit unterdurchschnittliches High Yield-Emissionsjahr. Beides wirkt vermutlich kurzfristig, trotz geopolitischer Unsicherheit, unterstützend.
Emerging-Markets-Anleihen unter dem Eindruck des Handelskriegs zwischen USA und China
Die Spreads von Schwellenländer-Anleihen (Hartwährungen) verbuchten im Mai moderate Anstiege, nachdem der Handelskrieg zwischen den USA und China weiter eskalierte. Die Anstiege waren in erster Linie bei Anleihen der EEMEA Region (Osteuropa, Naher Osten und Afrika) und hier v.a. bei türkischen Papieren zu beobachten und nicht bei asiatischen Schwellenländer-Anleihen, die sich auf Regionenebene am stabilsten zeigten. Grundsätzlich erwarten wir mittelfristig eine Lösung des Konflikts, kurzfristig ist eine weitere Eskalation nicht auszuschließen.
Entwickelte Aktienmärkte: Mehrheit der Unternehmen übertreffen Gewinnerwartungen
An den entwickelten Aktienmärkten setzte zuletzt eine Konsolidierung ein. Vor allem politische Themen (Handelskrieg, USA vs. Iran etc.) belasteten die Stimmung etwas. Für Unterstützung sorgte die Berichtssaison zum ersten Quartal. Die Mehrzahl der Unternehmen war in der Lage, die (zuvor jedoch deutlich gesenkten) Gewinnerwartungen zu übertreffen. Die Notenbanken scheinen (nach dem Richtungsschwenk im Dezember) vorerst abwartend zu agieren.
Aktienmärkte Schwellenländer: Stimulusmaßnahmen von China könnten Gewinne verbessern
War der Markt noch im Mai von einer Lösung des Handelskonflikts ausgegangen, sah die Lage ein paar Tweets des US-Präsidenten später, deutlich anders aus. Seitdem hat sich der Konflikt zwischen den USA und China wieder deutlich zugespitzt und einer der ersten Leidtragenden waren Emerging-Markets-Aktien. Dies hat sich auch in der relativen Performance gegenüber entwickelten Aktien durchgeschlagen. Spannend wird nun, inwieweit die Gewinne im asiatischen Raum weiter leiden und ob zu erwartende Stimulusmaßnahmen aus China die Situation verbessern können.
Rohstoffe: angespannte Angebotssituation bei vielen Rohstoffsegmenten
Nach einem sehr starken ersten Quartal musste der Rohstoffbereich zuletzt Kursverluste verbuchen. Vor allem die zyklischeren Energierohstoffe und Industriemetalle gaben einen Teil der Kursgewinne wieder ab. Generell sind viele Segmente im Rohstoffbereich weiterhin von einer angespannteren Angebotssituation gekennzeichnet. Dies spiegelt sich auch in einer (für Investoren) positiveren Kurvenstruktur wider."