Die meisten Anleger führen Kursschwankungen an der Börse allein auf ökonomische Daten und harte Fakten zurück. Juan Nevado, Manager des M&G (Lux) Conservative Allocation Fund, setzt dagegen auf die Macht der Psychologie: „Investoren sind sich oft gar nicht bewusst, dass sie sich bei ihren Anlageentscheidungen sehr häufig nicht von der wirtschaftlichen Realität, sondern von Emotionen und der allgemeinen Stimmung leiten lassen. Doch aus Übertreibungen entstehen Fehlbewertungen. Diese nutzen wir aus.“
Mit diesem Ansatz, der auf den Erkenntnissen der Verhaltensökonomie gründet, haben Nevado und sein Co-Fondsmanager Craig Moran eine Wertentwicklung von 9,4% seit Auflage des Fonds vor drei Jahren erzielt – damals noch unter dem Namen „Prudent Allocation“. Der Morningstar Mischfonds EUR defensiv – Global Sektor liegt im gleichen Zeitraum bei minus 0,8% (alle Daten per 30. April 2018). Dabei wurde die Strategie bewusst als konservative Variante des erfolgreichen, aber offensiveren M&G (Lux) Dynamic Allocation Fund ins Leben gerufen, der (netto) bis zu 60% des Portfolios in Aktien investieren kann. Beim Conservative Allocation Fund liegt die Netto-Aktien-Obergrenze bei 35%. Das soll relativ risikoscheue Anleger ansprechen, die sich dennoch nicht mit den niedrig rentierenden „sicheren“ Vermögenswerten begnügen möchten.
Nevado betrachtet Kursschwankungen an der Börse nicht per se als riskant, sondern als Gelegenheiten zum Kauf oder Verkauf, von denen auch vorsichtige Anleger profitieren können. „Anfang 2016 etwa bekamen die Investoren plötzlich Angst vor einer weltweiten Rezession, und die Aktienkurse fielen rund um den Globus“, erinnert sich der Fondsmanager. „Die Konjunkturindikatoren sprachen jedoch eine ganz andere Sprache und wiesen auf einen Aufschwung und sinkende Arbeitslosigkeit hin. Der Einbruch war also ungerechtfertigt – für uns ein klares Kaufsignal. Wenn die Kurse nach einer solchen Episode wieder steigen, profitieren auch die Anleger“, sagt Nevado. Auch während des jüngsten Crashs im Februar dieses Jahres sei er gelassen geblieben und habe Aktien weiterhin übergewichtet: „Für die Wirtschaft stehen die Zeichen weltweit auf Wachstum. Warum sollte eine Rezession kommen?“ Im „Conservative Allocation“-Portfolio lag der Netto-Aktienanteil bei 32% (Stand: 30. April 18), gegenüber einer neutralen Gewichtung von 20%.
Short-Positionen bei Anleiheinvestments
Viele Anleihen – die klassischen „sicheren Häfen“ – hält Nevado dagegen für wenig attraktiv. „Gerade mit Staatsanleihen westlicher Länder verlieren Anleger aufgrund der negativen Verzinsung sogar langfristig Geld. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen lag vor 30 Jahren real bei 6%, heute bei minus 1%. Das ist auf lange Sicht nicht haltbar“, so der Experte. Dazu kommt eine weitere Beobachtung: „Früher korrelierten Staatsanleihen negativ mit Aktien, boten also einen gewissen Schutz bei fallenden Aktienmärkten. Das ist heute anders. Denn weil viele Anleihen derzeit so teuer sind und mit den Aktienmärkten steigen oder fallen, erhöhen sie sogar das Risiko.“
Daher setzt Nevado in diesem Segment aktuell überwiegend auf Short-Positionen, also steigende Anleiherenditen. In den USA, in der Peripherie der Eurozone, den Schwellenländern und in einigen Bereichen von Unternehmensanleihen sieht er dagegen aktuell noch Potenzial zur Kurssteigerung. Wichtig ist ihm vor allem, Investments flexibel zu steuern und je nach Marktlage an kurzfristige, übertriebene Schwankungen anpassen zu können. In weniger volatilen Phasen kann er sich dann darauf konzentrieren, mit mittelfristig angelegten Positionen Kapitalwachstum zu generieren. Ziel ist es, in einem beliebigen 3-Jahres-Zeitraum eine Gesamtrendite (Summe aus Ertrag und Kapitalwachstum) zwischen 3% und 6% jährlich zu erwirtschaften. Diese Marke hat Nevado zum ersten Stichtag bereits erreicht.