Zölle und Geopolitik verunsichern Anleger – Erholung der Finanzmärkte könnte im dritten Quartal zu Umdenken führen

Allianz Global Investors | 03.07.2025 07:45 Uhr
Michael Krautzberger, Global CIO Fixed Income, Gregor M.A. Hirt, Global CIO Multi Asset und Virginie Maisonneuve, Global CIO Equities, Allianz Global Investors / © e-fundresearch.com / Allianz Global Investors
Michael Krautzberger, Global CIO Fixed Income, Gregor M.A. Hirt, Global CIO Multi Asset und Virginie Maisonneuve, Global CIO Equities, Allianz Global Investors / © e-fundresearch.com / Allianz Global Investors

  • „FOGI“ – die Angst, einzusteigen – die sich angesichts der unberechenbaren Politik und der Volatilität an den US-Märkten unter institutionellen Anlegern breitgemacht hat, könnte durch „FOMO“ – die Angst, etwas zu verpassen – abgelöst werden.
  • Angesichts der Sorgen um die Politik und einer steigenden Verschuldung stellen globale Anleger die Zukunft des US-Dollars und der US-Staatsanleihen als sichere Häfen in Frage.
  • Die erhöhten Staatsausgaben in Europa dürften führenden lokalen Unternehmen in Sektoren wie Cybersicherheit, Verteidigung/Verteidigungstechnologie und KI zugutekommen.

Wird „FOGI" („fear of going in“, die Angst vor dem Einstieg), die sich angesichts der unberechenbaren Politik und der Volatilität an den US-Märkten unter institutionellen Anlegern breitgemacht hat, im nächsten Quartal durch „FOMO“ („fear of missing out", die Angst, etwas zu verpassen) abgelöst werden, wenn ein Nachlassen der Handelsspannungen und eine Erholung der Finanzmärkte im weiteren Jahresverlauf zu einem Sinneswandel führen? AllianzGI zufolge überlegen viele Anleger derzeit ihre nächsten Schritte.

Viele Faktoren, die die USA zu einem beispiellos erfolgreichen Wirtschaftsstandort gemacht haben, sind nach wie vor vorhanden, wie etwa die typisch hohe Kapitalrendite US-amerikanischer Unternehmen, ihre Vorreiterrolle im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) und die vorteilhafte demografische Entwicklung. Allerdings könnte die aktuelle Gewichtung der USA in globalen Indizes zu hoch sein: Der Bewertungsaufschlag für US-Aktien dürfte nur in den Sektoren mit der besten Performance gerechtfertigt sein. Angesichts der Sorgen um die US-Politik und die steigende Verschuldung stellen globale Anleger zudem die Zukunft des US-Dollars und von US-Staatsanleihen als sichere Häfen in Frage. Unterdessen dürften die erhöhten Staatsausgaben in Europa führenden lokalen Unternehmen in Sektoren wie Cybersicherheit, Verteidigung und Verteidigungstechnologie sowie KI zugutekommen.

Aktien

Nach einem Ausverkauf und einer anschließenden Erholung sind US-Aktien im historischen Vergleich noch immer hoch bewertet. Aber anderswo gibt es zahlreiche Chancen.

Virginie Maisonneuve, CIO Equities, kommentiert: „In Europa wird die anhaltende Fokussierung auf „Souveränität“ für Rückenwind sorgen, da die Regierungen Investitionen in Infrastruktur und strategische Wirtschaftszweige ankurbeln. Wir gehen davon aus, dass sich der Gewinnwachstumsunterschied zu den USA bis 2026 verringern wird. In Asien wird der Übergang von sprachbasierter KI zu multimodalen Modellen ein wichtiger Treiber für das Wachstum und die Innovation im Technologiesektor sein, insbesondere in China. In Japan treiben die Reflationierung und Reformen der Corporate Governance die Märkte an, die auch von einem Safe-Haven-Effekt profitieren könnten, da mit Kapitalabflüssen aus den USA zu rechnen ist. Indiens Wachstum dürfte sich dank günstiger fiskalischer und geldpolitischer Rahmenbedingungen wieder beschleunigen. Langfristig dürften die demografische Entwicklung und Produktivitätssteigerungen weiterhin für Indien sprechen. Im Technologiebereich erwarten wir, dass neben dem Thema KI – Anwender vs. Enabler – mit dem Nachlassen des zyklischen Drucks und der Beschleunigung der strukturellen Nachfrage der breitere Halbleitersektor wieder an Attraktivität gewinnen wird.”

Anleihen

AllianzGI rechnet mit einem Abwärtsdruck auf den US-Dollar und einer weiteren Versteilerung der US-Zinsstrukturkurve. Eine Allokation in Anleihen in Lokalwährung könnte weiterhin von einem Rückgang des Dollars profitieren.

Michael Krautzberger, CIO Public Markets, merkt an: „Da die Volatilität an den Anleihemärkten hoch bleiben dürfte, bevorzugen wir taktische Trades, die sich an unseren Kernprognosen für die Zinsstrukturkurven und unserer Präferenz für lange Durationen orientieren. Wir sehen Chancen in 30-jährigen britischen Staatsanleihen, vor allem gegenüber US-Treasuries. Darüber hinaus sprechen die makroökonomischen und politischen Rahmenbedingungen unserer Meinung nach eher für Spreads von Staatsanleihen aus Euro-Peripherieländern als für Kernländer."

„Bei Investment-Grade-Anleihen sind die Bewertungen moderat hoch, aber die Fundamentaldaten der Unternehmen bleiben stark und die technischen Faktoren sind unterstützend. Wir behalten daher eine moderate Übergewichtung bei, wobei wir uns auf hochwertige und nichtzyklische Titel konzentrieren. Unserer Ansicht nach bieten die Spreads bei Hochzinsanleihen nur eine begrenzte Kompensation für einen Anstieg der Ausfallquote. Anstatt dem Markt hinterherzulaufen, konzentrieren wir uns daher auf die Titelauswahl und bleiben leicht untergewichtet. In den Schwellenländern bevorzugen wir Anleihen in Lokalwährung, insbesondere dort, wo die Zentralbanken Spielraum für Zinssenkungen haben, wie beispielsweise in Indonesien. Auch südafrikanische Lokalwährungsanleihen gefallen uns. Wir glauben, dass der US-Dollar mit zyklischen und strukturellen Gegenwinden konfrontiert ist, und bevorzugen Short-Positionen, unter anderem gegenüber dem südkoreanischen Won, dem Singapur-Dollar und dem brasilianischen Real.”, so Krautzberger.

Multi Asset 

Als Multi-Asset-Investoren sind wir angesichts der günstigen Dynamik vorsichtig optimistisch für Aktien, wobei wir jedoch starke regionale Präferenzen haben. Aktien könnten zwar kurzfristig weiterhin von der markttechnischen Unterstützung profitieren, doch erwarten wir, dass US-Aktien einen langfristigen Höchststand erreichen werden, während andere Märkte eine Outperformance erzielen könnten. Wir bevorzugen daher Aktien aus der Eurozone, die von einem sich verbessernden Sentiment, einer vorteilhaften Zentralbankpolitik und wachsenden Kapitalzuflüssen profitieren. Die Eurozone ist aufgrund der schwachen Inflationsdaten und der Zuflüsse in sichere Häfen auch unsere bevorzugte Wahl für Staatsanleihen, auch wenn sich unsere Überzeugung hier etwas abgeschwächt hat. Steigende fiskalische Sorgen und schwache Anleiheauktionen lassen uns gegenüber US-Staatsanleihen vorsichtiger sein. Schwellenländeranleihen schließlich dürften zunehmend von der fiskalischen und monetären Disziplin der vergangenen Jahre profitieren.

Gregor MA Hirt, CIO Multi-Asset, ergänzt: „Mit Blick auf Währungen bleiben wir zuversichtlich für den Euro und den japanischen Yen, die von der Dollarschwäche und den positiven Fundamentaldaten profitieren. Die Aussichten für den US-Dollar sind aufgrund der Herausforderungen für den amerikanischen Exzeptionalismus und der steigenden Schuldenlast in den ausländischen Märkten getrübt. Auf der Commodity-Seite glänzt Gold weiterhin angesichts der unsicheren weltweiten Zukunftsaussichten, gestützt durch starke Käufe der Zentralbanken, während Öl unter Druck bleibt, da die Sorge um ein Überangebot die Preise belastet. Kupfer schließlich bleibt in einer engen Preisspanne, aber zusätzliche Zölle auf das Metall könnten die Preise nach oben treiben.”

Private Markets

Im Vergleich zu den Public Markets haben sich private Märkte in den vergangenen Marktturbulenzen als stabiler im Sinne von weniger volatil erwiesen. Dies zeigt, dass die Einbindung privater Märkte in die Vermögensallokation in solchen Zeiten zur Stabilisierung eines Portfolios beitragen kann.

Angesichts der unsicheren Wachstumsaussichten dürfte die Aufnahme defensiver Anlagen wie variabel verzinslicher Private Credit- und Infrastrukturinvestments dazu beitragen, das Anlageportfolio zu stabilisieren, sofern die Inflation unter Kontrolle bleibt. Bei einem deutlichen Anstieg der Inflation hingegen dürften Sachwerte profitieren. Sekundärmarktinvestitionen, also Anteile an bestehenden privaten Kreditfonds („Secondaries“), könnten sich angesichts der allgemeinen Unsicherheit, der ausbleibenden Ausschüttungen am breiteren Markt und der Kursrückgänge an den öffentlichen Märkten ebenfalls weiter zu einer attraktiven defensiven Strategie entwickeln.

Edouard Jozan, Head of Private Markets, kommentiert:„Schnell wachsende semi-liquide Private Markets-Produkte können eine gute Möglichkeit für einen Einstieg in die Privatmärkte sein – insbesondere für Anleger, die eine initiale Position aufbauen möchten, da sie eine zügige Grundlage ermöglichen. Solche Produkte können auch bereits investierten Anlegern dabei helfen, ihre Allokation zu optimieren.“

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