Smart Beta als "Rettungsanker" für traditionelle Fondsanbieter?
Kula und Schuller kommentieren die rasante Verbreitung des Smart Beta Themas wie folgt: "Die vielversprechende, undifferenzierte Positionierung des Smart Beta Labels ist das Resultat einer langjährigen Debatte über die Vor- und Nachteile von aktivem und passivem Portfoliomanagement. Wie gezeigt war es über Jahrzehnte üblich, die Performance von Portfolios anhand von Referenzindizes auf Basis von kapitalgewichteten Marktportfolios zu messen. Da nur wenige Portfoliomanager diese Benchmark selbst über kurze Zeiträume zu schlagen im Stande waren, sahen sich die Befürworter der passiven Replikation von Indizes als Default Setting in der Produktauswahl bestätigt. Zu Recht.
Als nach 2008 die Nachteile der kapitalisierungsgewichteten Referenzindizes in der Literatur vermehrt diskutiert wurden, begann die traditionelle Fondsindustrie ihre existierenden Strategien als Abbildungen von investierbaren Risikoprämien zu positionieren. So werden nun selbst konstruierte Faktoren als Smart Beta verkauft und bestehende Indexhugger als Innovation angepriesen.
Das Smart Beta Label dient den traditionellen Fondsanbietern als Rettungsanker für ein ansonsten auslaufendes Geschäftsmodell. Diese Intention muss in der Bewertung von Faktoren seitens der Investoren berücksichtigt werden."
Conclusio: Potenzial gegeben, aber nicht vom Vertrieb blenden lassen
"Investoren sollten den vertriebsbedingt aufgebauten Faktorenzoo der Produktanbieter mit Hilfe von 4 Kriterien (False Alpha, Crowding, Tracking & Trading, Rebalancing Premium) zur Faktorenselektion entsprechend einordnen", so Kula und Schuller am Ende ihrer kritischen Würdigung.
Neben konkreten Handlungsempfehlungen für die Asset Allocation im aktuellen Marktumfeld präsentieren die Autoren Schuller & Kula auch ihre Einschätzungen bezüglich des (zukünftigen) Potenzials von Smart Beta Strategien: "Entscheidend für den langfristigen Anlageerfolg ist aus unserer Sicht die Dynamisierung der jeweiligen Beta-Komponenten und die Einbettung in eine aktivere Steuerung der Strategischen Asset Allocation. Unabhängig davon, wie die Gewichtung der Marktportfolios gewählt wird, das Marktrisiko mit entsprechendem Downside-Risiko ist inhärent gegeben. Die nächste Generation der Indexierung beziehungsweise ihrer passiven Umsetzung via ETFs wird sich dadurch auszeichnen, dass durch eine aktivere Beta-Steuerung eine weitere Dynamisierung der Strategischen Asset Allocation ermöglicht. Dadurch werden sich passgenauere Portfolios für Anleger definieren lassen, die nur über geringe Risikobudgets beziehungsweise eine eingeschränkte mentale Risikotragfähigkeit aufweisen."
Das vollständige Research-Dokument finden interessierte Leser kostenfrei unter folgendem Link: PSC #9/14 – SMART BETA DEKONSTRUKTION
Über die Autoren:
Mag. Markus Schuller, MBA, MScFE
Managing Director, Panthera Solutions
Markus Schuller ist Gründer von Panthera Solutions, eine Beratungsfirma für strategische Asset Allocation im Fürstentum Monaco. Zuvor war er über zehn Jahre lang als Asset Manager und Produktentwickler bei Banken und Asset Managern tätig. Er kommentiert für diverse Qualitätsmedien den Markt und referiert regelmäßig auf Konferenzen zum Thema Asset Allocation.
Über Panthera Solutions
Panthera Solutions – mit Sitz im Fürstentum Monaco – ist ein Anbieter von Strategic Asset Allocation Intelligence für professionelle Anleger in Europa. Gegründet von Markus Schuller im Jahr 2009, bietet Panthera Solutions unabhängige Beratung für professionelle Marktteilnehmer in der Verdichtung, Strukturierung und Interpretation von Marktinformation und der Überleitung in die Strategische Asset Allokation. Ziel ist eine erhöhte Allokations-Robustheit mittels Substitution von gängigen Standardmodellen im Portfoliomanagement durch den Einsatz von Methoden der dritten Asset Allocation Generation.
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Mag. Gökhan Kula, CFA, FRM
Managing Partner, CIO von MYRA Capital
Gökhan Kula ist seit Mai 2012 Gründungsmitglied und Geschäftsführer der Advisory Boutique MYRA Capital. Er ist Kapitalmarktexperte mit mehr als zehn Jahren Erfahrung in der Investmentbranche. Nach unterschiedlichen leitenden Positionen im Bereich Asset Management der Walser Privatbank AG wurde er mit Gründung der Walser Privatbank Invest S.A. im Januar 2011 zum Geschäftsführer der Gesellschaft bestellt. Des Weiteren war er Verwaltungsratsmitglied verschiedener Luxemburger Investmentgesellschaften. Als Fondsmanager kann er einen sehr erfolgreichen Track Record vorweisen, der durch internationale Auszeichnungen bestätigt wird.
Über MYRA Capital
MYRA Capital ist eine unabhängige und inhabergeführte Advisorygesellschaft mit Schwerpunkt auf institutionelle Kapitalanleger. Der Fokus der Beratungstätigkeit liegt auf effizienten, systematischen und regelbasierten Investmentstrategien. Sie ist spezialisiert auf dynamische, risiko-kontrollierte und quantitative Asset Allocation Modelle und bieten ihre internationale Beratungsdienstleistung seit Mai 2012 an.