Foto (v.l.n.r).: Univ.-Prof. Thomas Gehrig, Ph. D. (Professor für Finanzwirtschaft an der Fakultät derWirtschaftswissenschaften der Universität Wien, Leiter des Universitätslehrgangs für Ethical Finance), Mag.Michael Martinek (Vorstandsvorsitzender, Bankhaus Schelhammer & Schattera AG), Christian Schön (Mitglieddes Vorstandes, Erste Asset Management GmbH), Mag. Uli Kraemer (Leiter Portfoliomanagement, KEPLERFONDS Kapitalanlagegesellschaft m.b.H.), Dr. Friedhelm Boschert (Vorstandsvorsitzender, FördervereinOikocredit Austria), Dr. Fred Luks (Leiter des Kompetenzzentrums für Nachhaltigkeit, WirtschaftsuniversitätWien)
Trend zu Nachhaltigkeit und öko-sozialen Wirtschaften
Die Ereignisse seit 2008 haben auch in der Finanzwirtschaft den Trend hin zu einem nachhaltigen und öko-sozialen Wirtschaften deutlich erkennen lassen. Unweigerlich stellt sich die Frage, ob die folgenschwerste Weltwirtschaftskrise seit 1929 durch etablierte ethische Prinzipien im Sinne einer sozialen Verantwortung hätte verhindert werden können. Erfreulicherweise konnten sich bereits diverse Initiativen auf diesem Gebiet am Markt durchsetzen. Ob und wie dieser gesellschaftliche Trend in der Finanzbranche weiter ausgebaut werden kann, wurde gestern Abend in den Räumlichkeiten des Bankhauses Schelhammer & Schattera von fünf Experten – Dr. Friedhelm Boschert (Vorstandsvorsitzender Förderverein Oikocredit Austria), Univ.-Prof. Thomas Gehrig, Ph. D. (Leiter des Universitätslehrgangs für Ethical Finance an der Fakultät der Wirtschaftswissenschaften der Universität Wien), Mag. Uli Kraemer (Leiter Portfoliomanagement KEPLER FONDS Kapitalanlagegesellschaft m.b.H.), Mag. Michael Martinek (Vorstandsvorsitzender Bankhaus Schelhammer & Schattera AG) und Christian Schön (Vorstandsmitglied Erste Asset Management GmbH) – unter der Leitung von Dr. Fred Luks (Leiter des Kompetenzzentrums für Nachhaltigkeit, Wirtschaftsuniversität Wien) diskutiert.
Die drei Vs der Nachhaltigkeit
Der Abend wurde mit einem Kurzvortrag eröffnet, in dem Univ.-Prof. Gehrig die Definition und Kriterien von Nachhaltigkeit präsentierte. Für ihn wird Nachhaltigkeit durch die "drei Vs" – Vertrauen, Verlässlichkeit und Verantwortung – geprägt. Wertpapierblasen sind mit nachhaltigen Modellen inkompatibel, während sich vertrauensbildende Geschäftsmodelle durch Verlässlichkeit, Resilienz – also die Garantie der langfristigen Überlebensfähigkeit – und Gewinnbeteiligung auszeichnen. In der anschließenden Diskussion hielt Mag. Martinek fest, dass Vertrauen ein ganz wichtiger Faktor und die Basis für das Geschäftsmodell einer Bank sein sollte. In der Vergangenheit wurden die Hausaufgaben allerdings nicht immer zufriedenstellend gemacht. Illiquidität und geringes Eigenkapital nannte er als größte Probleme bei Banken, hier hätten die Eigenkapitalvorschriften von Basel II eindeutig versagt.
Produkte für Retail-Kunden noch wenig relevant
Christian Schön berichtete, dass auch für die Erste Asset Management, die vor 10 Jahren eine eigene Nachhaltigkeitsschiene aufgebaut hat, Vertrauen das Credo sei. Allerdings lasse sich feststellen, dass es zwar bei institutionellen Kunden bereits eine starke Nachfrage nach der Produktpalette im Nachhaltigkeitsbereich gäbe. Dieser Trend sei allerdings noch nicht bei den Endkunden angelangt. Ein ähnliches Problem ortete auch KEPLER FONDS Portfoliomanagement Leiter, Uli Kraemer. Für ihn fehlt derzeit noch der notwendige Multiplikatoreneffekt durch den Kundenberater. Als Fondsanbieter würde man daher verstärkt auf Transparenz und Ausbildung setzen, um das Wissen um nachhaltige Geldanlage zu fördern.