CFA Institute Studie: Anlegervertrauen weltweit gestiegen

Das Vertrauen in die Finanzindustrie ist laut aktueller CFA Institute Studie seit 2013 weltweit gestiegen. Dennoch halten ein Drittel der Befragten eine erneute Finanzkrise innerhalb der kommenden drei Jahre für wahrscheinlich... Research | 22.02.2016 19:06 Uhr
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Eine aktuelle Studie des CFA Institute zeigt: Mehr denn je erwarten Anleger heute Transparenz und höchste ethische Standards von ihren Finanzdienstleistern, bleiben dabei allerdings auf die Erreichung von Renditezielen fokussiert. In der Studie „From Trust to Loyalty: A Global Survey of What Investors Want“ wurden nach 2013 zum zweiten Mal die Anforderungen und Einschätzungen von Privatanlegern sowie institutionellen Investoren weltweit untersucht. Die Ergebnisse belegen, dass Anleger sich regelmässige, klare Informationen zu Kosten und Interessenskonflikten wünschen. In Bezug auf Gebühren und Performance ergaben sich die grössten Differenzen zwischen den Erwartungen der Anleger und den empfundenen Leistungen der Investmentfirmen. 

CFA Institute Präsident Smith: "Die Messlatte war noch nie so hoch"

„Die Messlatte für professionelle Vermögensberater und Investment Manager war noch nie so hoch,“ kommentiert Paul Smith, CFA, Präsident und CEO des CFA Institute, die Studienergebnisse. „Sowohl private als auch institutionelle Investoren legen weiterhin Wert auf eine starke finanzielle Performance. Doch das ist schon lange nicht mehr der einzige ‚Dealbreaker‘. Inzwischen verlangen beide Gruppen mehr Klarheit und bessere Kommunikation von ihren Dienstleistern“, so Smith weiter. „Vertrauensbildung muss hier über leere Leistungsversprechen und generische Compliance-Richtlinien hinausgehen. Berater müssen vielmehr aufzeigen, dass sie das Wohl der Kunden im Sinn haben und so in einer Zeit, in der die Öffentlichkeit den Wert und die Bedeutung der Investmentbranche in Frage stellt, den Gegenbeweis antreten.“ 

Paul Smith, CFA, Präsident und CEO des CFA Institute
Paul Smith, CFA, Präsident und CEO des CFA Institute

Dennoch: Anleger befürchten erneute Finanzkrise

Trotz des insgesamt gestiegenen Vertrauens bleibt auch die Sorge vor einem erneuten Crash präsent: Rund ein Drittel (29%) der befragten institutionellen Anleger rechnet mit einer erneuten Finanzkrise binnen der nächsten drei Jahre. Unter Privatanlegern sind die Bedenken noch etwas grösser: hier gehen 33% von einem baldigen Crash aus. 

Zentrale Ergebnisse der Studie:

Während das Anlegervertrauen weltweit gestiegen ist, bleiben Investoren besorgt hinsichtlich Finanzethik, Transparenz und Performance. 

  • Seit der ersten vergleichbaren Erhebung des CFA Institute im Jahr 2013 ist das Vertrauen privater Anleger in die Finanzindustrie im globalen Durchschnitt von zuvor 50% auf 61% erheblich gestiegen. Etwa die Hälfte dieses Anstiegs machen Verbesserungen in den USA, dem Vereinigten Königreich und Australien aus. Der weitere Anstieg entstammt den überdurchschnittlichen Vertrauenswerten in Märkten, die in der früheren Studie noch nicht erfasst wurden, speziell China (89%), Indien (90%) und Singapur (63%).
  • Underperformance ist weltweit für 53% der Privatanleger und 60% der institutionellen Investoren der Top-Grund, den Dienstleister zu wechseln. Kurz dahinter werden von beiden Gruppen „Gebührenanstieg“, „Datenschutzverletzungen“ und „Mangelnde Kommunikation / Ansprechbarkeit“ genannt.
  • Verbesserungsbedarf für Investmentfirmen sehen beide befragten Gruppen bei Gebühren, Transparenz und Performance. Privatanleger legen am meisten Wert auf volle Kosten- und Gebührentransparenz (80%) sowie verlässlichen Datenschutz (79%).

Sie ordnen diese sogar vor dem Schutz des Portfolios vor Verlusten ein (73%). Institutionelle Investoren verlangen vorrangig ethisches Verhalten sowie volle Kosten- und Gebührentransparenz von ihren Dienstleistern (beides 72%).

  • Die wichtigsten Attribute eines guten Investmentdienstleisters machen Privatanleger im Bereich Transparenz (Kosten, Interessenskonflikte, verständliche Investmentreports), institutionelle Investoren im Bereich Ethik (ethisches Verhalten, keine Aufsichts- oder Compliance-Verstösse, Selbstverpflichtung zu branchenüblichem Verhaltenskodex) fest.
  • 45% der institutionellen Investoren und 43% der Privatanleger würden die Investmentfirma wechseln, falls die Datensicherheit gefährdet wäre.

Paul Smith sieht in den Ergebnissen einen wichtigen Indikator für Investmentberater: „Global gesehen ist der Vertrauensanstieg der vergangenen Jahre ein positives Zeichen“, so Smith. „Zugleich haben Anleger durch den Zuwachs an Robo-Advisors und Online-Plattformen auch so viele Alternativen wie nie zuvor und tendieren zu mehr Autonomie. Sie möchten mehr darüber wissen, was mit ihrer Geldanlage geschieht. Investmentberater müssen ihnen diese Transparenz und Verständlichkeit bieten, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“ Smith ergänzt: „Dabei sollten wir auch nicht vergessen: Wer die nötige Transparenz nicht von sich aus anbietet, wird früher oder später von Regulatoren dazu gezwungen – gegebenenfalls auch mit unerwünschten Nebeneffekten. Wer aber die richtige Balance aus Performance und Transparenz trifft, wird an Kundenvertrauen gewinnen und so Wachstum vorantreiben.“

Methodik

Die CFA Institute “From Trust to Loyalty”-Studie  untersucht die Entwicklung von Vertrauen und Anforderungen unter privaten und institutionellen Anlegern. Sie wurde im Zeitraum vom 19. Oktober bis 11. November 2015 durch das Marktforschungsunternehmen Edelman Berland durchgeführt und basiert auf je 15-minütigen Online-Befragungen. Befragt wurden 3‘312 Privatanleger über 25 Jahre mit mind. USD 100‘000 an investierbaren Vermögenswerten in den USA, Kanada, dem Vereinigten Königreich, Frankreich, Deutschland, Australien, Indien, Singapur, China und Hongkong. Zudem wurden in den USA, Kanada, Singapur, Australien und Hongkong 502 institutionelle Investoren über 25 Jahre mit je mind. USD 10 Mio. an verwalteten Assets befragt. Die Fehlermarge liegt für Privatanleger bei ±1,7%, für institutionelle Investoren bei ±4,5%.

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