Soziale Faktoren waren im Durchschnitt in jedem der letzten sechs Kalenderjahre wirksam – und diese Faktoren haben sich im Jahr 2020, als die Coronavirus-Pandemie ihr gefährliches Ausmaß unter Beweis stellte, als besonders wichtig erwiesen.
Kehrt man zu der letzten halbjährlichen Studie „A Social Uprising“ aus dem Jahr 2018 zurück, die untersuchte, wie sich ESG-Faktoren in jener Zeit der Marktturbulenzen verhalten haben, zeigen die Ergebnisse dieses Mal: Die Sozialprämie ist von durchschnittlich 15 Basispunkten pro Monat im Jahr 2018 auf 17 Basispunkte im Jahr 2020 gestiegen.
Das Coronavirus und die Verhängung von Lockdowns auf der ganzen Welt haben die Art und Weise, wie Menschen leben und arbeiten, verändert. Geschichten über von Panikkäufern geleerte Supermarktregale sorgten für Kritik, aber die Pandemie hat auch ebenso das Gute im Menschen zum Vorschein gebracht: In vielen Gemeinden wird zusammengearbeitet, um gefährdete Gesellschaftsmitglieder vor dem Virus und den Herausforderungen eines Lockdowns zu schützen.
Auch Unternehmen wurden dazu aufgefordert, Rücksicht auf das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter und Kunden in einer Art und Weise zu nehmen, die noch vor einem Jahr unvorstellbar war. So sehen sich beispielsweise Banken aufgrund der Pandemie mit weitreichenden wirtschaftlichen Schäden konfrontiert – und stellen sich daher die Frage, wie sie die Bedürfnisse der Aktionäre mit denen der Gesellschaft in Einklang bringen können. Vor diesem Hintergrund müssen Banken ihren Unternehmenszweck unter sozialen Gesichtspunkten neu definieren.
Diese Überlegungen, zusammen mit der Klimakrise und Black-Lives-Matter-Bewegung, haben das Bewusstsein der Investoren geschärft. Und da sie diese Überlegungen in ihre Anlageentscheidungen einbeziehen, werden auch mehr und mehr Unternehmen wegen ihres bis dato unzulänglichen Verhaltens in Frage gestellt.
Hinzu kommt, dass im Zuge des weltweiten Kampfes gegen Covid-19 viele Investoren nach wachstumsstarken, oft spekulativen Unternehmen gesucht haben. Diese wachstumsstarken Unternehmen wurden in der Vergangenheit oft von einem dominanten Management geführt, das sich kaum um die Einhaltung gängiger Corporate Governance-Standards kümmerte – und das hat sich, gemessen an den Aktionärsrenditen, bisher noch nicht zum Nachteil des Unternehmens ausgewirkt.
Allerdings waren wachstumsstarke Unternehmen in Europa und Asien in den letzten Jahren nicht immun gegen das wachsende soziale Verantwortungsbewusstsein. Diejenigen Unternehmen, die ein stärkeres soziales Bewusstsein besitzen als ihre Konkurrenten, haben tendenziell eine bessere Performance erzielt. Investoren sind dazu bereit, auf traditionelle Sicherheitsvorkehrungen rund um das Unternehmensmanagement zu verzichten, um sich an einem wachstumsstarken Unternehmen zu beteiligen. Aber sie scheinen weniger dazu bereit zu sein, die Standards in der Behandlung der Mitarbeiter und den Bedingungen für die breite Gesellschaft zu opfern.
Lewis Grant, Senior Global Equities Portfolio Manager, kommentiert die Ergebnisse: „Unsere letzte Studie aus dem Jahr 2018 hat zum ersten Mal aufgezeigt, dass soziale Faktoren statistisch aussagekräftig sind. Heute haben wir jedoch eine gestiegene Sozialprämie beobachtet, da sich der Schwerpunkt der ESG-Faktoren darauf richtet, wie Unternehmen ihre Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten behandeln. Wir argumentieren schon seit langem, dass ESG-Faktoren sowohl in Bullen- als auch in Bärenmärkten Alpha generieren können. Und dass diejenigen Unternehmen, die eine aktive Rolle bei der Anpassung an einige der größten Herausforderungen unserer Zeit sowie deren Bewältigung spielen, wahrscheinlich belohnt werden."