Umfrage: Welche Assetklasse wird das Gegengewicht zu Aktien?

Wirtschaftsexperten rechnen frühestens im Jahr 2023 mit einer Zinswende. Für professionelle Fondsinvestoren und Allokatoren stellt sich die Frage, wie sie mit Staatsanleihen umgehen sollen. Welche Anlageform eignet sich als Alternative? e-fundresearch sprach mit Michael Günther und Pablo Hess von Tungsten TRYCON über die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage. Research | 03.02.2021 17:00 Uhr
Pablo Hess und Michael Günther, Portfoliomanager, Tungsten TRYCON AI Global Markets Fonds / © Tungsten TRYCON
Pablo Hess und Michael Günther, Portfoliomanager, Tungsten TRYCON AI Global Markets Fonds / © Tungsten TRYCON
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e-fundresearch.com: Wir hören von vielen Allokatoren, dass diese vonseiten ihrer Kunden zunehmend mit der Frage konfrontiert werden, wie denn im gegenwärtigen Zinsumfeld mit Staatsanleihen umzugehen sei und welchen Ersatz es für diese Papiere gibt. Wie beurteilen die von Ihnen befragten Anleger dieses Thema?

Acht von zehn Anlegern (85 Prozent) stimmen zu, dass Staatsanleihen ihre Aufgabe zur Erwirtschaftung auskömmlicher Erträge immer weniger erfüllen.

Michael Günther: Wir haben vornehmlich institutionelle Investoren, Vermögensverwalter und Anlageberater befragt. Der „Leidensdruck“ mit Staatsanleihen ist im DACH-Raum ziemlich fortgeschritten. Acht von zehn Anlegern (85 Prozent) stimmen zu, dass Staatsanleihen ihre Aufgabe zur Erwirtschaftung auskömmlicher Erträge immer weniger erfüllen. Und jeder zweite Anleger (51 Prozent) denkt, dass Anleihen ihre Absicherungsfunktion in schwierigen Marktphasen zunehmend verlieren.

e-fundresearch.com: Das heißt, es findet jetzt ein „Finanzputz“ zum Jahresbeginn statt: Staatsanleihen werden in den Portfolien abgebaut?

Pablo Hess: Allein schon regulatorisch bedingt, also mit Blick auf Risiko- beziehungsweise Solvenzkapital, werden Staatsanleihen weiterhin ein Bestandteil institutioneller Portfolien bleiben. Aber das Verhältnis von Renten gegenüber dem Aktienanteil und etwaiger alternativer Anlagen wird gerade neu verhandelt.

e-fundresearch.com: Können Sie dazu etwas mehr ins Detail gehen?

Der Anteil nicht negativ verzinster deutscher Staatsanleihen (...) liegt mittlerweile bei unter 5 Prozent.

Pablo Hess: Der Anteil nicht negativ verzinster deutscher Staatsanleihen, Bonds der 16 Länder mitberücksichtigt, liegt mittlerweile bei unter 5 Prozent. Wer sich das aufgrund seiner Risikotragfähigkeit leisten kann, wird daher versuchen den Aktienanteil weiter auszureizen. Ein Teil ehemaliger Renteninvestments geht also in diese Richtung. Ein weiterer Teil wird dort positioniert, wo möglichst unkorreliert noch Erträge zu holen sind.

e-fundresearch.com: Wie könnte solch eine Portfoliozusammensetzung dann aussehen? Welche Anlageklasse bildet das Gegengewicht zu Aktien?

Michael Günther: Mal abgesehen von Private Equity und Privat Debt, nach denen wir auch fragten, gibt es neben dem Ausbau des Aktienanteils mit entsprechenden Dividenden eine Tendenz: Sachwerte, also Immobilien oder Gold bzw. Edelmetalle, sowie Liquid Alternatives. Diese liegen bei knapp der Hälfte der befragten Anleger vorne. 

Pablo Hess: In der Praxis werden Anleger sich für eine Reihe verschiedener Bausteine entscheiden und aufgrund des steigenden Aktien-Exposures noch methodischer auf Streuung bzw. Dekorrelation mit dem Aktienmarkt achten.

e-fundresearch.com: Ab wann kann diese Positionierung wieder in Richtung eines stärkeren Anteils mit Staatsanleihen zurückgefahren werden? 

Michael Günther: Zinserhöhungen im Euroraum sind über viele Jahre unwahrscheinlich. Dies begrenzt das Renditepotenzial von Staatsanleihen höherer Bonität erheblich. Anleihen mit längeren Laufzeiten könnten etwas früher zulegen, während viele Marktexperten davon ausgehen, dass Anleihen am kürzeren Ende aufgrund der Geldpolitik der Notenbanken mittelfristig kaum Basisrenditen für ein Portfolio werden liefern können. Die Anleger in unserer Umfrage äußerten die Befürchtung, dass sich die Renditen verzinslicher Papiere immer weniger aus dem freien Marktspiel ergeben. Auf einer Skala von 0 (aus freien Marktkräften) bis 10 (weniger aus freien Marktkräften) lag die Einschätzung der Befragten im Schnitt bei 7,8 Punkten.

„Tapering“ ist hier und jenseits des Atlantiks kaum in Sichtweite.

Pablo Hess: „Tapering“ ist hier und jenseits des Atlantiks kaum in Sichtweite. Die EZB hat ihre Bilanzsumme im letzten Jahr auf rund 7 Billionen Euro ausgeweitet. Damit ist sie aber keineswegs die einzige Zentralbank, die die Geldmenge erheblich erhöht, man blicke nur nach Nordamerika oder nach Großbritannien. Über den Kauf von Anleihen werden so letztlich Kreditzinsen niedrig gehalten, mit denen auch nicht mehr marktfähige Unternehmen am Leben gehalten werden. Aber auch einige Staaten würden bei einer Anhebung der Zinsen potenziell ins Straucheln geraten.

e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch!

Infografik: Die Ergebnisse der Tungsten TRYCON Umfrage im Überblick

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