Nomura-Ökonom: Zahlungsausfall Russlands würde nur geringe Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte haben
"Eigentlich sollte es die Finanzlage Russland erlauben, seine Schulden zurückzuzahlen", sagt Takahide Kiuchi, Ökonom beim Nomura Research Institute. Doch die Sanktionen hätten die Beschaffung von Devisen erschwert. Allerdings sei angesichts des geringen Anteils der ausstehenden russischen Staatsanleihen in Fremdwährung (sie machen nur 3,1 Prozent der weltweit ausstehenden Staatsanleihen in Fremdwährung aus) unwahrscheinlich, dass ein russischer Zahlungsausfall nennenswerte Auswirkungen auf die weltweiten Finanzmärkte haben werde.
Aktuelle Situation ist nicht mit 1998 vergleichbar
Kiuchi: "Die aktuelle Situation unterscheidet sich von der im Jahr 1998. Diesmal ist das Ausfallrisiko für russische Staatsanleihen auf einen Schlag gestiegen, sobald sich die Lage in der Ukraine zu verschlechtern begann. Darüber hinaus hat die russische Regierung ausländischen Anlegern den Verkauf russischer Wertpapiere, einschließlich russischer Staatsanleihen, verboten, um den Markt zu stabilisieren. Das Vertrauen ausländischer Investoren in russische Staatsanleihen und andere russische Wertpapiere ist stark gesunken. Deshalb werden Investoren wohl kaum neue Long-Positionen in russischen Staatsanleihen eingehen. In Anbetracht dieser Punkte ist es unwahrscheinlich, dass ein Ausfall der russischen Staatsschulden ausländische Anleger mit erheblichen Verlusten treffen wird, wie dies 1998 bei Anlegern der Fall war, die hochriskante Positionen in russischen Staatsanleihen eingegangen waren."
Bei vereinzelten Marktteilnehmern würde ein russischer Default durchaus gröbere Probleme verursachen, weitreichende Folgen für das globale Finanzsystem hält Nomura-Experte Takahide Kiuchi aber für unrealistisch: "Zwar werden ausländische Anleger, die vor dem Einmarsch in die Ukraine russische Staatsanleihen und Aktien hielten, wahrscheinlich einige Verluste erleiden, und in einigen Fällen könnten die Verluste auch groß genug sein, um die betreffenden Fondsmanager vor Probleme zu stellen Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass das Ausmaß dieser Verluste eine globale Finanzmarktkrise auslösen wird."