Viermal im Jahr erstellt Dr. Marko Gränitz von Marko Momentum Kapitalmarktstudien exklusiv für e-fundresearch.com eine Liste der aus seiner Sicht spannendsten akademischen Studien. Die zentralen Erkenntnisse werden hier kurz und knapp auf den Punkt gebracht. Unserer Meinung nach stechen drei Studien besonders hervor, zu denen wir bereits ausführliche Beiträge veröffentlicht haben. Interessierte Leser können umfangreichere Übersichten zu aktuellen Studien bestellen (kostenlos und werbefrei).
Top 3 Studien
1. Big Three Power, and Why it Matters
Die drei größten Anbieter von Indexfonds – BlackRock, State Street Global Advisors und Vanguard – halten zusammen mehr als 20% der Aktien der S&P-500-Unternehmen und fast 25% der auf den Jahresversammlungen dieser Unternehmen abgegebenen Stimmen. Die beträchtlichen Beteiligungen verleihen ihnen ein starkes Stimmrecht und damit auch Einfluss auf die Manager der Unternehmen.
Fazit: Die drei größten Indexfondsanbieter versuchen, ihre Macht herunterzuspielen, haben aber tatsächlich großen Einfluss.
2. Got Skin in the Game? Investor Reaction to Managers' Signaling of Private Investments in Mutual Funds
Die Offenlegung durch Fondsmanager, privat im eigenen Fonds investiert zu sein, führt zu erheblichen Nettomittelzuflüssen in die entsprechende Retail-Anteilsklasse. Die Zuflüsse in institutionelle Anteilsklassen werden durch die Offenlegung dagegen nicht beeinflusst.
Fazit: Privatanleger reagieren positiv auf Fondsmanager, die selbst investiert sind.
3. Factor Investing Funds: Replicability of Academic Factors and After-Cost Performance
Je ähnlicher das Portfolio von faktorbasierten Fonds dem theoretischen Portfolio der jeweiligen Anomalien ist, die nachgebildet werden sollen, desto besser schneiden sie ab. Dabei konzentrieren sich die untersuchten Fonds nur auf die Long-Seite der einzelnen Faktoren.
Fazit: Forschungsnah umgesetzte Faktorstrategien funktionieren.
Weitere ausgewählte Studien
Die Studie findet in einer umfangreichen Stichprobe von Nutzern des Anlegernetzwerks StockTwits Hinweise auf die selektive Auswahl von bestätigenden Informationen. Nutzer, die sich als Bullen bezeichnen, folgen mit fünfmal höherer Wahrscheinlichkeit anderen Nutzern, die dieselbe Aktie bullisch sehen, als dies selbst bezeichnete Bären tun.
Fazit: Anleger neigen (bekanntlich) dazu, das zu lesen, was ihre Einschätzungen bestätigt.
5. Media Narratives and Price Informativeness
Empirisch gesehen verringert der Fokus auf Stories und Erzählungen die Aussagekraft der Kurse erheblich. Dies erklärt im Querschnitt über 82% der spezifischen Varianz der Kurse von Einzeltiteln. Darüber hinaus weisen Aktien, die von großen „Story-Schocks“ betroffen sind, ein erhöhtes Handelsvolumen auf.
Fazit: Aktien, über die man sich viele Geschichten erzählt, können fernab ihrer Fundamentaldaten bewertet sein.
6. Insider Trading Restrictions and Informed Trading in Peer Stocks
Da die Vorschriften für den Insiderhandel immer strenger werden, verzichten Insider auf den Handel mit den Aktien des eigenen Unternehmens. Stattdessen nutzen sie diejenigen Informationen, die ihre Firma mit anderen Unternehmen gemeinsam hat, um profitabel mit den Aktien der anderen Unternehmen zu handeln.
Fazit: Eine clevere Umgehungsstrategie, die profitabel zu sein scheint
7. Who Creates and Who Bears Flow Externalities in Mutual Funds?
Der Investmentfonds-Sektor ist Hauptverursacher von externen Effekten bei Aktienfonds im Euroraum. Im Gegensatz dazu sind private Haushalte und Versicherer die Empfänger dieser externen Effekte. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Handelstätigkeit von kurzfristig orientierten institutionellen Anlegern negative Auswirkungen hat.
Fazit: Große Fondsverkäufe verursachen negative externe Effekte für andere Anleger.
8. Portfolio Implications of a Positive Stock-Bond Correlation World
Bei positiver Korrelation zwischen Aktien und Anleihen liefert ein daraus kombiniertes Portfolio volatilere Ergebnisse mit einer breiteren Palette an potenziellen, langfristigen Resultaten – einschließlich stärkerer Tail-Events und höherer maximaler Drawdowns. Trotzdem bleibt ein ausgewogenes Portfolio aus Aktien und Anleihen optimal. Dabei unterscheiden sich die Gewichtungen nur geringfügig von der idealen Allokation bei negativer Korrelation.
Fazit: Die klassische Diversifikation in Aktien und Anleihen ist weiterhin sinnvoll.
9. Why Do Equally Weighted Portfolios Beat Value-Weighted Ones?
Gleich gewichtete Portfolios sind mit einem hochsignifikanten, positiven Size-Faktor-Exposure verbunden. Aufgrund des antizyklischen Rebalancings profitieren sie auch von kurzfristigen Umkehreffekten, leiden aber unter negativen Momentum-Faktorbeiträgen. Im Durchschnitt setzt die Differenz aus Gleich- und Börsenwertgewichtung auf Aktien mit höherer Volatilität und wettet damit gegen die Low-Volatility-Anomalie.
Fazit: Gleich gewichtete Portfolios performen besser (aber sind nicht beliebig skalierbar und können deshalb nicht von allen Anlegern umgesetzt werden).
10. “Buy the Rumor, Sell the News“: Liquidity Provision by Bond Funds Following Corporate News Events
Die Studie zeigt, dass Anleihefonds gegen die Nachrichtenstimmung handeln, also kaufen (verkaufen), nachdem es schlechte (gute) Nachrichten über ein Unternehmen gab. Fonds, die am häufigsten gegen die Nachrichtenstimmung handeln, erzielen dabei ein höheres Alpha. Eine Quelle dafür sind Reversals der Anleihekurse infolge von Nachrichten.
Fazit: Fonds profitieren bei Unternehmensanleihen von der Liquiditätsbereitstellung.