Anleger-Statistik: Zinswende stärkt Spezialfonds-Performance

Die Verantwortlichen von Spezialfonds, in denen beispielsweise die Vermögen von Versorgungskassen oder Betriebsrentenkassen verwaltet werden, setzten im zweiten Quartal dieses Jahres wieder stärker auf Rentenpapiere und bauten außerdem ihre Investments in den Private Markets aus. Bei Aktien hielten sie sich weitgehend zurück. Das zeigt die neueste Analyse von Universal Investment, eine der größten Fonds-Service-Plattformen in Europa. Research | 02.08.2023 13:30 Uhr
© Foto von goc von Getty Images Signature
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Die Spezialfondsvolumina auf dieser Plattform haben gegenüber dem vorherigen Quartal um noch einmal gute zwei Prozent zugelegt. Von den insgesamt 557 Milliarden Euro waren per 30. Juni 38 Prozent in Renten und 23,4 Prozent in Aktien investiert. Während sich die Aktienquote wenig bewegt hat, wurden wieder mehr Staatsanleihen mit gutem Rating und Investment-Grade-Unternehmensanleihen mit mittleren und längeren Laufzeiten gekauft. Nachgefragt waren auch kurze geldmarktnahe Papiere.

Aktienquote zeigt kaum Momentum

Die Rekordstände der globalen Aktienindizes haben sich kaum auf die Spezialfonds ausgewirkt. Die Quoten blieben weitgehend unverändert. Professionelle Investoren mit ihren langfristigen Anlagestrategien warten ab. 

Mit fast 18 Prozent bilden IT-Werte immer noch das stärkste Segment bei den Aktien. Zusammen mit Communication Services liegt damit der Anteil von Tech-Titeln bei über 23 Prozent. Hier dürften sich die Höhenflüge der Kurse von Apple und Co. ausgewirkt haben. Eine gewisse Wachsamkeit ist angebracht, um Portfolios nicht in ein Ungleichgewicht zu bringen. Gerade, wenn die eigene Anlage sich an Indizes orientiert. Alleine der MSCI World besteht zu 70 Prozent aus US-Aktien, die wiederum zu einem Großteil IT-Titel sind.

Auf den Plätzen 2 und 3 finden sich Finanz- und Industrieaktien mit 12,9 bzw. 12,3 Prozent. Da das Bankenbeben im Frühjahr keine weiteren Kreise gezogen hat, sind die Anteile von Bankaktien nicht weiter zurückgegangen. Allerdings sind Bankaktien im Vergleich zur Zeit vor der Finanzkrise 2008 immer noch schwach gewichtet. Das ist auch ein Zeichen für den Bedeutungsverlust der Banken innerhalb der Gesamtwirtschaft. Bei den Industriewerten dürfte sich besonders der US-amerikanische Inflation Reduction Act positiv ausgewirkt haben. Durch das Gesetz werden Sektoren gefördert, die auf Nachhaltigkeit setzen. Diese können so den negativen Effekt der Zinserhöhungen ausgleichen.

Immobilienaktien machten per 30. Juni ca. 5 Prozent des Aktiensegments aus, obwohl die Kurse in den letzten Monaten deutlich nachgegeben hatten. Das zurückliegende Jahr war zwar das schlechteste für diesen Sektor, REITs gelten aber immer noch als relativ diversifizierende Assetklasse. Mittlerweile scheinen die Negativnachrichten bereits eingepreist zu sein. Denn seit Anfang Juni sehen wir eine gewisse Stabilisierung. 

Der Länderansatz hat bei den Anlagestrategien der Spezialfonds keine allzu große Bedeutung mehr. Allein die im DAX vertretenen Unternehmen sind größtenteils Global Player. Allerdings holen Indien und Brasilien aktuell auf, während Investoren in China eine gewisse Vorsicht walten lassen: Das Land leidet schon länger unter Problemen an den Immobilienmärkten. Viele Privatleute haben Hypotheken aufgenommen, aber die Bauvorhaben stocken. Die Unruhe in diesem riesigen Sektor hat starke Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft. Zudem hat die Ein-Kind-Politik das Bevölkerungswachstum auf null sinken lassen. 

Der Investoren-Fokus könnte sich durch die zunehmende De-Globalisierung in bestimmten Bereichen zukünftig jedoch wieder stärker auf einzelne Regionen und Länder richten, die von diesem Trend besonders stark profitieren.

Interesse an Real Estate und Alternative Investments hält an 

Das Bruttovermögen der Immobilen-Investments ist innerhalb eines Jahres um rund 0,5 Prozentpunkte gestiegen. Zum Ende des ersten Quartals 2023 lag es bei 6,23 Prozent aller Spezialfonds-Anlagen bei Universal Investment. Das Transaktionsvolumen beträgt seit Bestehen des Geschäftsfeldes 39 Milliarden Euro. Gestiegene Bau- und Finanzierungskosten sowie Unklarheiten bei der Gestaltung der Verkaufspreise haben dazu geführt, dass die Anzahl der Projektentwicklungen deutlich weniger geworden ist. Etablierte Projektentwickler und Bauträger sind allerdings auch weiterhin aktiv.

Zunehmend achten Investoren dabei auf die globale Vielfalt ihrer Anlagen. Im Vergleich zum Vorjahr werden hier leichte Veränderungen deutlich: Während der deutsche Heimatmarkt mit gleichbleibenden 43 Prozent den größten Anteil ausmachte, sank das Vermögen im übrigen Europa von 24 auf 22 Prozent. Auch die Quote asiatischer und australischer Projekte ging um zwei Prozentpunkte zurück und notierte bei acht Prozent. Immobilien-Investments in Nordamerika hingegen legten um vier Punkte zu und belegen mit 27 Prozent den zweiten Platz.

Am stärksten gefragt sind Büroimmobilien, mit einem Anteil von 35,8 Prozent. Das ist etwas unter dem Vorjahresniveau. Anlagen in Handel und Gastronomie stiegen von 25 stieg auf 30,5 Prozent, das Wohnsegment blieb mit 23,4 Prozent nahezu unverändert stark. Neben diesen drei Hauptsegmenten finden Investoren auch Nischenmärkte, wie betreutes Wohnen, Wohnen auf Zeit oder Micro Apartments, interessant. Damit greifen sie gesamtgesellschaftliche Entwicklungen auf wie die zunehmende Flexibilisierung der Lebens- und Arbeitswelt aufgrund gestiegener Mobilität und Konnektivität.

Alternative Investments, also Anlagen in den privaten Märkten abseits der traditionellen Börsen, machten Ende des ersten Quartals mehr als 17 Prozent des Gesamtvermögens aus. 

Mit 64 Prozent den größten Anteil belegen davon Eigenkapital-Strukturen wie Private Equity, Private Equity Real Estate oder Infrastruktur. Fremdkapitalstrukturen kommen auf 14, Verbriefungen auf 9 Prozent.

Das Interesse der Anleger ist dabei unverändert hoch – weder die Zahl der Anfragen, noch die der Transaktionen ging zurück. Allerdings sind die Vertriebszeiten länger geworden. Größere Fonds sind tendenziell aktiver als die kleineren. Über die nächsten Jahre dürften sich diese Entwicklungen aber wieder normalisieren.

Performance: Die Märkte bleiben herausfordernd

Die kurzfristige Wertentwicklung der Spezialfonds hat nach mehr als einem Jahr im Minus wieder in den positiven Bereich gedreht: Per 30. Juni notierte sie bei 3,24 Prozent p.a.. Neben der Zinswende machen sich hier die stabilen Aktienkurse bemerkbar. Auch die Performance im mittel- und langfristigen Bereich von drei, fünf Jahren und zehn Jahren verbesserte sich deutlich. Hier dienten mit zweistelligen Jahres-Renditen hauptsächlich Alternative Investments als Stabilisatoren.

Von Markus Neubauer, Geschäftsführer, Universal Investment

Methodik und Relevanz

Die Auswertung erfasst alle Anlagen in Spezialfonds bei Universal Investment für den Zeitraum von Dezember 2011 bis zum 30. Juni 2023. Sie wird regelmäßig aktualisiert. Das Gesamtvolumen der analysierten Assets under Administration betrug zum Stichtag rund 557 Milliarden Euro.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
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