Spezialfonds-Analyse: Kein Umfeld für Verzagte

2024 geizt nicht mit Stressmomenten und unklaren Zukunftsaussichten. Die institutionellen Anlegerinnen und Anleger auf der Plattform von Universal Investment haben deshalb in den letzten Monaten ihr Pulver trocken gehalten: Die Allokation der Anlageklassen ist zurzeit sehr stabil. Ob sich dies angesichts der Wahl von Donald Trumps in den USA ändern wird? Research | 21.11.2024 07:56 Uhr
Jochen Meyers, Head of Relationship Management Institutional Clients, Universal Investment / © e-fundresearch.com / Universal Investment
Jochen Meyers, Head of Relationship Management Institutional Clients, Universal Investment / © e-fundresearch.com / Universal Investment

Ein Anlagevolumen von insgesamt 615 Milliarden Euro war zum Stichtag 30. September 2024 auf der von Universal Investment in Spezialfonds investiert. Das ist im Jahresvergleich ein Plus von elf Prozent. Seit dem Start der Analyse 2011 hat sich die Asset-Allokation in den Portfolios stark verschoben. Der Anteil der in Deutschland traditionell dominante Anlageklasse Renten von ehedem 56,1 Prozent auf nunmehr 39,3 Prozent deutlich zurück. Der Aktienanteil stieg seit 2011 dagegen „nur“ von 22,8 auf 24,8 Prozent– wenn auch mit einem Zwischenhoch von gut 30 Prozent im Jahr 2015. Parallel zu dieser Verschiebung erhöhte sich in den Portfolios der Anteil alternativer Anlagen in Immobilien und Alternatives.

Anleger lassen Kursgewinne laufen

Aktuell herrscht allerdings ungewöhnliche Ruhe bei der Strategischen Asset Allokation. Im Laufe dieses Jahres und speziell im dritten Quartal veränderte sich die Verteilung zwischen Anleihen (+0,4 Prozent seit Ende Juni) und Aktien (-0,2 Prozent) nur minimal. Für viele Anleger handelt es sich hierbei offenbar um eine ausgewogene Mischung. In dieser Wohlfühlzone lassen Investoren die Kursgewinne laufen und kaufen trotz mancher Unkenrufe bezüglich einer möglichen KI-Blase eher dazu. Selbst von ihrem heftigen Schreckmoment im Sommer, als Anfang August Aktien, ETFs und Kryptowährungen für einen Tag weltweit ins Minus rutschten, hat sich die allgemeine Stimmung längst erholt. 

Auch diejenigen, die den Boom der „Magnificent 7“ und der KI-Titel erst zweifelnd beobachteten, haben inzwischen ihr Exposure in diesem Bereich erhöht. Entsprechend stieg die Gewichtung des Tech-Sektors in den Spezialfonds auf der Plattform von Universal Investment zwischen Juli und Ende September von 18,9 auf 20,4 Prozent. Der Markt geht weiter davon aus, dass Künstliche Intelligenz den Unternehmen in Zukunft enorme Verbesserungsmöglichkeiten und Wachstumsimpulse liefern wird. Diese Haltung führte dazu, dass sich der Aktienmarkt von einer Bewertung auf Basis der Fundamentaldaten gelöst hat und jetzt alles um das Thema Künstliche Intelligenz kreist. Und mit dem Wahlsieg Donald Trumps in den USA könnte sich der KI-Boom – beispielsweise durch eine freizügige Regulierung – fortsetzen oder sogar verstärken.

Auch in anderen Bereichen des Aktiensektors hat der „Trump Trade“ bereits Kursgewinne ausgelöst. Wie sich US-Unternehmen und dabei vor allem die kleinen und mittleren Aktienwerte unter der neuen Regierung konkret schlagen und welche Branchen zu den Gewinnern zählen werden, wird sich womöglich in den nächsten Portfolio-Analysen ablesen lassen. Bis Ende September wagten die Spezialfonds-Anleger jedenfalls keine deutliche Positionierungsänderung hinsichtlich bestimmter Sektoren.

Auch die Allokation innerhalb des Anleihesegments blieb im Verlauf des Sommers relativ stabil. Allerdings konnten Unternehmensanleihen ihren – wenn auch leichten – Vorsprung vor Staatsanleihen im dritten Quartal weiter ausbauen. Corporates sind inzwischen wieder das bevorzugte Rentensegment und machten Ende September 28,8 Prozent aller Anleiheinvestments aus, im Vergleich zu 28,0 Prozent Staatsanleihen. Ende 2023 war das Verhältnis noch umgekehrt: Mit 28,3 Prozent lagen staatliche Emissionen vor Unternehmenspapieren, die auf einen Anteil von 27,9 Prozent kamen. Aus Sicht der Anleger ist es inzwischen oft attraktiver, der freien Wirtschaft anstelle der Staaten Geld zu leihen. Noch immer ist der Ausblick für die Weltwirtschaft unsicher – und seit der Präsidentschaftswahl in den USA womöglich noch unsicherer geworden.

Was kommt 2025 auf Anleger zu?

Dass die Großanleger in den letzten Monaten an ihrer Allokation festhielten, liegt auch an vielen Unsicherheitsfaktoren auf politischer Ebene. In den Sommermonaten zögerten Anlegerinnen und Anleger etwa mit Blick auf die US-Wahlen, die zwar für sich genommen nicht als „Game Changer“ betrachtet wurden. Geopolitisch könnte aber der sehr klare Wahlsieg Donald Trumps einige dieser Unsicherheiten mittelfristig in die eine oder andere Richtung auflösen und Investoren dazu bringen, ihre Positionierung anzupassen.

Im Moment sind jedoch weiterhin mehrere, teils widersprüchliche Risikofaktoren aktuell und dürften die Märkte auch 2025 beschäftigen. Oben auf der Liste stehen die ungelösten Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sowie die Handelskonflikte zwischen den USA, China und Europa. Die nicht unwahrscheinliche Verschärfung dieser Kontroversen könnte Staatsanleihen als sicheren Hafen stärken, Risiko-Assets wie Aktien dagegen deutlich dämpfen.

Ein ebenfalls ungelöstes, voraussichtlich sogar wachsendes Problem ist das enorme Haushaltsdefizit der USA, das auch unter Präsident Trump nicht gelöst werden dürfte. Immer weiter steigende Staatsschulden untergraben allmählich die Bonität der USA, die traditionell als sicherer Hafen für das globale Kapital gelten. Für Investoren in Staatsanleihen ist das ein schlechtes Signal – bislang allerdings nehmen die Märkte diese Entwicklung relativ sorglos hin. 

Unklar ist auch, wie sich die chinesische Wirtschaft zukünftig entwickeln wird. Als Peking Ende September eine Konjunkturspritze ankündigte und versprach, die heimische Wirtschaft mit staatlichen Wachstumsanreizen, höheren Schulden und Reformen zu stützen, reagierten die Märkte zunächst begeistert. Doch auch noch mehrere Regierungserklärungen später zerbrechen sich Investoren und Analysten den Kopf, wie die Ankündigungen Chinas genau zu verstehen sind und welche Auswirkungen sie haben werden. Falls es der Parteiführung gelingt, den Wachstumsmotor wieder in Gang zu setzen, wäre das ein positives Signal für den Aktienmarkt – ansonsten könnten eher Staatsanleihen profitieren.

Umschichtungen bei Immobilien, Wachstum bei Alternatives

Im Bereich der illiquiden Anlageklassen sind Spezialfonds-Investoren weiterhin sehr aktiv. So stieg etwa das Volumen der Alternativen Anlageklassen bei Universal Investment im ersten Halbjahr um 5,2 Milliarden Euro auf 108 Milliarden Euro an. Mit 71,3 Milliarden Euro entfällt der größte Teil davon auf Equity-Strukturen. Der Rest verteilt sich auf Hedgefonds (12,8 Prozent), Debt (13,9) und Verbriefungen (ca. 10 Prozent). Im Immobiliensektor prüfen die Anleger, wie ihr Engagement nach der Preisfindungsphase der letzten Jahre angesichts gestiegener Zinsen angepasst werden kann. Dabei zeichnet sich eine Präferenz für Amerika und Asien sowie für Wohnimmobilien, Logistik und Datencenter ab. Insgesamt wollen institutionelle Anleger ihre Immobilienquote – die Ende September bei 3,6 Prozent lag – beibehalten oder sogar wieder leicht aufstocken.

Wertentwicklung holt wieder auf

Per 30. September verzeichneten die Spezialfonds bei Universal Investment ein Plus von 5,9 Prozent. Unterstützend wirkten dabei vor allem Aktien, die in dieser Zeit um 12,5 Prozent zulegten. Auf zwölf Monate betrachtet liegt die durchschnittliche Kurssteigerung der gesamten Assets sogar bei 10,6 Prozent. Auf Dreijahressicht wird der Durchschnittswert noch von den schmerzhaften Verlusten des Rentensegments 2022 gedrückt. Sobald das Jahr des plötzlichen Zinsanstiegs aus der Betrachtung herausfällt, sollte sich die längerfristige Performance sichtbar verbessern.

Von Jochen Meyers, Head of Relationship Management Institutional Clients, Universal Investment

Methodik und Relevanz

Die Auswertung erfasst alle Anlagen in Spezialfonds bei Universal Investment für den Zeitraum Dezember 2011 bis zum 30. September 2024 und wird regelmäßig aktualisiert. Das Gesamtvolumen der analysierten Assets under Administration beträgt zum Stichtag rund 615 Milliarden Euro.

Vergangene Studien von Universal Investment:

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Stand: November 2024

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