Trotz eines insgesamt positiven Marktumfelds in den vergangenen zehn Jahren haben einige Fonds bemerkenswerte Verluste für ihre Anleger eingefahren. Eine aktuelle Untersuchung von Morningstar1 zeigt, welche Fonds und Fondsgesellschaften in US-Dollar gerechnet am meisten Wert vernichtet haben – und warum.
Was wurde untersucht?
Nach einer kürzlich veröffentlichten Auswertung der größten Wertschöpfer am US-Fondsmarkt hat Morningstar nun die Kehrseite analysiert: die 15 Fonds mit dem höchsten Wertverlust im Zeitraum von 2015 bis Ende 2024. Die Analyse berücksichtigt nicht nur Kursverläufe, sondern zieht auch Kapitalflüsse ab, um so den tatsächlich für Anleger generierten oder vernichteten Wert zu bestimmen.2
Die 15 Fonds mit der höchsten Wertvernichtung in den vergangenen 10 Jahren
Quelle: Morningstar Direct und Berechnungen von Amy C. Arnott, CFA, und Jeffrey Ptak, CFA. Datenstand: 31. Dezember 2024. Die Daten berücksichtigen – sofern zutreffend – alle Anteilsklassen eines Fonds in der Gesamtsumme.
ETF-Risiken: Spezialisierung kann teuer werden
Besonders auffällig: 13 der 15 größten "Value Destroyer" sind börsengehandelte Produkte (ETFs), wie Morningstar berichtet. Zwar bieten ETFs grundsätzlich Vorteile wie geringe Kosten und Steuertransparenz. Dennoch können sie – insbesondere bei spekulativen oder stark fokussierten Strategien – erhebliche Risiken bergen. Fonds, die auf inverse oder gehebelte Marktbewegungen setzen, zählen laut Morningstar zu den größten Verlustbringern. Der "Direxion Daily Semiconductor Bear 3X ETF" (SOXS) und der "ProShares Ultra VIX Short-Term Futures ETF" (UVXY) sind zwei prominente Beispiele aus dieser Kategorie.
ARK Invest: Vom Hype zur Ernüchterung
Besonders ins Auge fällt der Innovationsspezialist ARK Invest. Die populären Produkte rund um Cathie Wood verzeichneten nach enormen Mittelzuflüssen in den Jahren 2020 und 2021 massive Verluste im Jahr 2022 – teilweise zwischen minus 34 und 67 Prozent. Zwar konnte sich das Flaggschiff ARK Innovation ETF (ARKK) in den Jahren 2023 und 2024 erholen, doch laut Morningstar reichte das nicht aus, um die Verluste wettzumachen. Insgesamt beziffert Morningstar den Wertverlust der ARK-Fonds in Summe auf rund 13,4 Milliarden US-Dollar – mehr als doppelt so viel wie bei der nächstfolgenden Fondsgesellschaft.
Die 10 Fondsgesellschaften mit der höchsten Wertvernichtung in den vergangenen 10 Jahren
Quelle: Morningstar Direct und Berechnungen von Amy C. Arnott, CFA, und Jeffrey Ptak, CFA. Datenstand: 31. Dezember 2024.
Spezialisierte Nischen bleiben riskant
Neben ARK tauchen weitere Anbieter wie KraneShares, Barclays oder Global X auf der Liste der größten Wertvernichter auf. Viele von ihnen sind in Sektoren wie Rohstoffe, Emerging Markets oder thematische Strategien aktiv – Bereiche, die laut Morningstar über weite Strecken der letzten Dekade enttäuschten. Auch in der Kategoriebewertung dominieren volatile Marktsegmente: Trading-Inverse-Equity-Fonds, gehebelte Rohstoff-ETFs oder breit gestreute Rohstoffprodukte schneiden besonders schlecht ab. Allein inverse Aktienfonds sollen laut Morningstar rund 45 Milliarden US-Dollar Anlegerwert vernichtet haben.
Auch traditionelle Segmente betroffen
Überraschend: Auch Fonds aus klassischen Kategorien wie „Long-Term Government Bonds“ und „Global Bonds“ schafften es auf die Liste der größten Wertvernichter. Langlaufende Staatsanleihen verloren im Zuge des Zinsanstiegs 2022 bis zu 30 Prozent, globale Anleihefonds lagen im gleichen Zeitraum bei minus 14 Prozent. Morningstar macht hier vor allem schlecht getimte Kapitalflüsse verantwortlich, also Käufe zu Hochpunkten oder Verkäufe in schwachen Phasen.
Die 10 Fondskategorien mit der höchsten Wertvernichtung in den vergangenen 10 Jahren
Quelle: Morningstar Direct und Berechnungen von Amy C. Arnott, CFA, und Jeffrey Ptak, CFA. Datenstand: 31. Dezember 2024.
Fazit
Die Morningstar-Untersuchung unterstreicht einmal mehr, dass Fondsperformance und Anlegererfolg nicht zwingend Hand in Hand gehen. Auch Produkte mit positivem Gesamtergebnis können für viele Anleger Verluste bedeuten – insbesondere dann, wenn sie zum falschen Zeitpunkt gekauft wurden. Morningstar betont in seiner Analyse, dass Anleger mit breit diversifizierten, klassischen Fondskategorien und etablierten Anbietern wie Vanguard oder Fidelity langfristig deutlich besser gefahren sind. Spekulative Themenfonds oder kurzfristige Tradingprodukte sollten dagegen mit Vorsicht genossen werden.
Selbst in einem insgesamt positiven Marktumfeld kann erheblicher Wertverlust entstehen – insbesondere dann, wenn Fondsstrategien schwer verständlich sind, Timing-Risiken unterschätzt werden oder kurzfristige Hypes zu unüberlegten Käufen führen. Die Analyse von Morningstar liefert somit nicht nur eine Liste der größten Fonds-Verlierer, sondern auch wertvolle Hinweise auf typische Anlegerfehler.
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1 Stand: 31.12.2024
2 Fonds, bei denen die Wertentwicklung durch regelmäßige Ausschüttungen schwer zu erfassen ist (wie etwa MLP-ETFs oder Anleihefonds mit hohen Erträgen), wurden laut Morningstar von der Auswertung ausgeschlossen.
Quelle: Morningstar, „15 Funds That Have Lost the Most Value for Shareholders Over the Past Decade“, 18.03.2025, Autoren: Amy C. Arnott, CFA und Jeffrey Ptak, CFA.