- Deutschland landet weltweit an achter Stelle
- Finanzielle Sicherheit im Ruhestand nimmt jedoch ab
- Bürger weltweit zunehmend um ihren Ruhestand besorgt
Die Altersvorsorge steht weltweit unter Druck. Ein komplexes wirtschaftliches Umfeld, anhaltende Inflation und eine alternde Bevölkerung belasten die langfristige Sicherheit von Rentnerinnen und Rentnern, so der aktuelle Global Retirement Index (GRI) 2025 von Natixis Investment Managers. Deutschland belegte von 44 Länder weltweit erneut den achten Platz. Von den größten Volkswirtschaften liegt Deutschland sogar auf Platz eins. Betrachtet man das Zahlenwerk genauer, zeichnet sich hinter diesem vordergründig guten Ergebnis jedoch ein negativer Trend ab: Im Teilindex „Finanzen im Ruhestand“ fällt Deutschland mit einer Bewertung von 63 Prozent (Vorjahr 64 Prozent) auf Platz 25 (Vorjahr Platz 22) und damit hinter Länder wie Mexiko, China und Indien.
Natixis Investment Managers analysieren mit dem GRI in Zusammenarbeit mit CoreData Research jährlich die Lebensbedingungen für Ruheständler in insgesamt 44 Ländern weltweit. Der GRI wurde das dreizehnte Jahr in Folge erhoben und misst die Fähigkeit der Länder, ihren Bürgern einen dauerhaft auskömmlichen und qualitativ guten Lebensabend zu sichern. Ausschlaggebend hierfür sind 18 Kriterien aus den Kategorien Gesundheit, materielles Wohlbefinden, Lebensqualität und Finanzen.
Den ersten Platz belegte in diesem Jahr Norwegen mit einer Bewertung von 83 Prozent und verdrängte damit die Schweiz von ihrer Top-Position, gefolgt von Irland mit 82 Prozent. Norwegen kann besonders mit einer Verringerung der Einkommensgleichheit und höherer Lebensqualität punkten. Die Schweiz landet mit einer Bewertung von 81 Prozent auf den dritten Platz.
Die Top-10-Länder im Überblick:
- Norwegen - 83% (um 1 Platz verbessert)
- Irland - 82% (um 2 Plätze verbessert, sehr gut in allen 4 Kategorien)
- Schweiz - 81% (um 3 Plätze verschlechtert, sehr gut in allen 4 Kategorien)
- Island - 79% (um 1 Platz verschlechtert)
- Dänemark - 79% (um 4 Plätze verbessert)
- Niederlande - 79% (um 1 Platz verschlechtert)
- Australien - 77% (stabil)
- Deutschland - 76% (stabil)
- Luxemburg - 75% (um 3 Plätze verschlechtert)
- Slowenien - 75% (neu, 2024: 11. Platz)
Finanzen im Ruhestand: Schlechtere Note für Deutschland
Die Kategorie „Finanzen im Ruhestand“, in der Deutschland schlechter abschneidet als schon 2024, setzt sich aus sieben Indikatoren zusammen: Altenquotient, notleidende Bankkredite, Inflation, Zinsen, Steuerdruck, Staatsverschuldung und Regierungsführung. Grund für das schlechtere Abschneiden ist das demografische Ungleichgewicht: So ist der Altenquotient in Deutschland dramatisch gestiegen und zählt inzwischen zu den höchsten im internationalen Vergleich; immer weniger Erwerbstätige müssen für immer mehr Rentner aufkommen. Hinzu kommen eine hohe Steuerlast und eine starke Abhängigkeit des Rentensystems von staatlichen Mitteln. Zum Vergleich: Die USA rangieren durchweg unter den Spitzenreitern im Bereich Finanzen im Ruhestand (10. Platz), Schlusslicht in dieser Teilkategorie bildet Japan mit dem 41. Platz. Top-Platzierungen erreichten nur drei Länder: Irland, Schweiz und Singapur.
“Deutschland muss innovativer werden und Wege suchen, wie es den Druck aus dem staatlichen Rentensystem nimmt, auch im Sinne der Generationengerechtigkeit.“, appelliert Patrick Sobotta, bei Natixis IM Geschäftsführer in Deutschland, Österreich sowie Mittel- und Osteuropa.
An der Stärkung der privaten Altersvorsorge führe kein Weg vorbei. „Die private Altersvorsorge muss über die Kapitalmärkte gestärkt werden. In diesen herausfordernden Zeiten ist es ohne zusätzliche Rendite kaum möglich, ein auskömmliches Polster für den Ruhestand aufzubauen. Anleger sollten neben dem Aktienmarkt daher auch Zugang zu privaten Märkten mit höheren Renditemöglichkeiten erhalten. Das sehe ich wiederum in der Verantwortung der Finanzdienstleister.”
Geplatzter Traum vom Lebensabend
Auch die Anleger zeigen sich zunehmend besorgt. Laut den Ergebnissen der diesjährigen Anlegerbefragung Natixis Global Survey of Individual Investors 2025 unter rund 7000 Privatanlegern zerrt die Inflation nicht nur an den Ersparnissen der Bürger, auch ihre Sparleistung sinkt aufgrund erhöhter Lebenshaltungskosten. So gaben 66 Prozent der Anleger weltweit an, aufgrund der Inflation weniger für ihre Altersvorsorge zurückzulegen. Vor dem Hintergrund, dass ein Drittel der Befragten mit Kürzungen bei der staatlichen Rente rechnet, ist das ein fataler Trend.
Besonders alarmierend ist, dass 25 Prozent der Befragten fürchten, mit ihren Altersvorsorgeplänen regelrecht zu „scheitern“. 38 Prozent der Befragten geben sogar an, dass die Inflation ihre Träume vom Ruhestand „zerstört” hat. „Die Sorge, im Alter nicht ausreichend abgesichert zu sein, ist 2025 größer denn je. Anleger haben regelrecht Angst, bei ihrer Altersvorsorge zu versagen. Ein sicherer Lebensabend ist jedoch die gemeinsame Verantwortung von Politik, Finanzbranche, Arbeitgebern und Bürgern“, so Natixis-Deutschland-Chef Patrick Sobotta.
Offenbar scheint ein solcher Konsens kleineren Volkswirtschaften besser zu gelingen als großen. Auch das ist ein Ergebnis des GRI, in dem zum ersten Mal die Leistung der größten Volkswirtschaften verglichen wurde. Unter den Top 10 im Gesamtranking befanden sich lediglich kleinere europäische Volkswirtschaften, mit der Ausnahme Deutschland.
Weitere auffällige Veränderungen Länderranking:
- Singapur machte den größten Sprung in der diesjährigen Rangliste und kletterte von Platz 25 im Jahr 2024 auf Platz 13. Das ist vor allem auf eine Verbesserung der Indikatoren für materiellen Wohlstands zurückzuführen.
- Innerhalb der Top-10-Platzierungen verbesserte sich Dänemark am deutlichsten von Rang 9 auf Rang 5.
- Slowenien schaffte es erstmals in die Top 10, während Neuseeland aus den Top Ten auf Platz 12 zurückfiel.
- Kanada verzeichnete den stärksten Rückgang und stieg um sieben Plätze von Rang 13 auf Rang 20 ab. Grund hierfür sind Einbußen in drei von vier Kategorien, insbesondere im Bereich Gesundheit.
- Frankreich fiel mit einer Gesamtpunktzahl von 65 Prozent um drei Plätze auf Rang 27 und damit aus den Top 25 heraus.
Kaum Änderungen gab es für England und die USA mit einer Platzierung auf Rang 14 und Rang 21.
Den gesamten Bericht zum Global Retirement Index finden Sie hier.
Methodik
Der Global Retirement Index bewertet relevante Faktoren, welche die Bedingungen des Ruhestands in 44 Ländern bestimmen. Er wurde von Natixis Investment Managers mit Unterstützung von CoreData Research erstellt. Der Index umfasst fortgeschrittene Volkswirtschaften des Internationalen Währungsfonds (IWF), Mitglieder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und die BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien und China). Die Forscher berechneten einen Mittelwert für jede Kategorie und kombinierten die Ergebnisse der einzelnen Kategorien, um eine endgültige Gesamtwertung der 44 untersuchten Länder zu erstellen. Die Daten für den GRI wurden zwischen Juni und September 2024 analysiert.
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