Warum Bundrenditen nicht zu niedrig sind

Als die Renditen für 10jährige Bundesanleihen in den letzten Wochen unter 1% fielen, gab es bei vielen Investoren einen Aufschrei. Im Rahmen eines Gastkommentars präsentiert Ökonom Dr. Martin Hüfner vier Gründe, warum die Bundrenditen trotzdem nicht als "abnormal" niedrig zu beurteilen sind. Markets |

Können die Zinsen vom gegenwärtigen Niveau aus noch weiter sinken? Natürlich. Dann kämen sie zwar nach den üblichen Kriterien in die Übertreibungszone. Aber aus der Erfahrung wissen wir, dass Märkte häufig nach der einen oder anderen Seite überschießen. Ich kann mir in jedem Fall auch bei Bundesanleihen Renditen wie in Japan oder der Schweiz vorstellen.

Können die Renditen vielleicht auch negativ werden? Die meisten verneinen das. Freilich ist der  Zins für zweijährige Papiere des Bundes derzeit bereits negativ (-0,03%). Das heißt, die Investoren zahlen dem Staat etwas dafür, dass sie ihm Geld geben und seine Papiere erwerben. Theoretisch ist das auch für längere Laufzeiten denkbar. Dies insbesondere, wenn das Preisniveau sinkt, die Wirtschaft also in eine Deflation rutscht. Dann sind selbst bei negativen Nominalrenditen positive Realrenditen denkbar. In der Praxis dürften negative Realrenditen freilich schwer zu erreichen sein. Sie erfordern erhebliches Umdenken auf der Seite der Investoren und – auf gesamtwirtschaftlicher Ebene – dauerhaft sinkende Preise.

Für den Anleger vier Schlussfolgerungen:

Erstens, gewöhnen Sie sich daran, dass die Renditen von Bundesanleihen auch unter 1% bleiben können. Voraussetzung ist natürlich, dass die Preissteigerung so niedrig ist oder noch weiter sinkt und dass die Geldpolitik so locker bleibt.

Zweitens, spekulieren Sie nicht darauf, dass die Renditen schon bald wieder steigen müssen. Das kann ins Auge gehen. Schon als die Renditen 10jähriger Bundesanleihen bei 2% lagen, haben viele irrtümlich gedacht, sie könnten nicht weiter sinken.

Drittens: Vorsicht vor der Annahme, daß die Renditen unter „normalen Bedingungen“ in der Größenordnung von 4% liegen müssen. Das ist kein Naturgesetz, sondern gilt nur, wenn die Preise wie bisher um 2% oder mehr zunehmen.

Viertens schließlich: Die Altersvorsorge ist bei so niedrigen Renditen nicht schwerer als vorher. Die Zinsen auf die Ersparnis sind zwar geringer, man braucht im Alter aber auch weniger Geld, weil die Preise niedriger sind. Generell: Hüten Sie sich auch auf den Finanzmärkten vor der Geldillusion. Auch bei der Beurteilung von Renditen muss man die Preisentwicklung in Rechnung zu stellen.

Dr. Martin Hüfner
Volkswirtschaftlicher Berater
direktanlage.at & Assenagon Asset Management

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