Die Schattenseite von Anleihen

Warum die Durationspositionierung derzeit eine größere Rolle denn je spielt und weshalb Anleihenrenditen gar nicht mehr wesentlich stärker ansteigen müssen, um einen Rekord-Rückschlag auszulösen, wie wie ihn Staatsanleihen im Jahr 1994 erlitten haben, analysiert Anthony Doyle, Investment Director im Fixed Income Team bei M&G Investments. Markets | 20.05.2015 15:00 Uhr
Anthony Doyle, M&G Investments / ©  M&G
Anthony Doyle, M&G Investments / © M&G
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die Renditen von Staatsanleihen sind derzeit weltweit extrem niedrig. Das eigentlich äußerst ungewöhnliche Phänomen negativer Anleihenrenditen – sogar bei Anleihen von Staaten, die nach wie vor in einer Schuldenkrise stecken – ist mittlerweile aber keine Seltenheit mehr. Darüber hinaus sind die Anleger bestrebt, sich vor dem „Gemetzel“, das in den letzten Wochen an den Anleihenmärkten zu beobachten war, in Sicherheit zu bringen (so hat beispielsweise die „risikofreie“ deutsche Bundesanleihe mit einer Verzinsung von 2,5 Prozent und einer Laufzeit bis 2046 von ihrem Kurshoch vom 20. April zuletzt um 19 Prozent nachgegeben). Derweil ist die Rendite der so oft zitierten 10-jährigen deutschen Bundesanleihe von ihrem Tief von 0,075 Prozent vom 20. April bis Ende letzter Woche auf 0,56 Prozent angestiegen. Allerdings muss man dazu sagen, dass die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen damit lediglich wieder auf jenes Niveau zurückgekehrt ist, auf dem sie bereits Anfang 2015 notiert hatte.

An welchen Märkten sollten sich Anleiheninvestoren also engagieren – vor allem nach den Renditeschwankungen der letzten Wochen? Sollten sie auch weiterhin in Staatsanleihen investieren und sich an der vermeintlichen Sicherheit risikofreier Vermögenswerte erfreuen? Oder sollten sie stattdessen bereit sein, auch höhere Risiken zu akzeptieren, um von jenen attraktiveren Erträgen profitieren zu können, die Unternehmensanleihen mit Investmentstatus und Hochzinsanleihen zurzeit bieten? Vermutlich lautet die viel wichtigere Frage aber: Welche potenziellen Nachteile bringt das Halten von Anleihen mit sich?

Natürlich geht es nicht nur um den Versuch, die Investmenterträge zu maximieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist auch die Volatilität, die ein Anleger für höhere Erträge zu tolerieren bereit ist.

In der nachfolgenden Grafik werden die Rückschläge (Entwicklung vom Höchst- zum Tiefststand) an den Märkten für globale Staatsanleihen sowie für globale Unternehmensanleihen mit Investmentstatus seit der Zusammenstellung der jeweiligen Indizes (1986 für den Staatsanleihen-Index und 1996 für den Index für globale Unternehmensanleihen mit Investmentstatus) auf Basis der monatlichen Gesamterträge gegenübergestellt.

Zum Vergrößern bitte auf den Chart klicken!
Zum Vergrößern bitte auf den Chart klicken!
Seit 1986 haben in Staatsanleihen investierte Anleger in drei Kalenderjahren Einbußen hinnehmen müssen. Das Ausmaß dieser Verluste reichte von -3,1 Prozent (1994) über -0,8 Prozent (1999) bis hin zu -0,4 Prozent (2013). Der Umstand, dass die Gesamterträge nur selten negativ ausgefallen sind, ist darauf zurückzuführen, dass die Anleger vergleichsweise hohe Kupons erhielten und deshalb über einen beträchtlichen „Einnahmen-Puffer“ verfügten, der sie vor Kapitalverlusten geschützt hat. Heutzutage werden die Gesamterträge an den Staatsanleihenmärkten jedoch im Wesentlichen durch die Entwicklung des investierten Kapitals bestimmt, während die laufenden Erträge angesichts des aktuellen Baissemarktes für Staatsanleihen kaum ins Gewicht fallen. Interessanterweise waren jene Jahre, die unmittelbar auf ein Jahr negativer Erträge folgten, für in globalen Staatsanleihen investierte Anleger in der Vergangenheit stets eine großartige Zeit. So legte diese Anlageklasse in den Jahren 1995, 2000 und 2014 Gesamterträge in Höhe von 16,9 Prozent, 8,1 Prozent bzw. 8,4 Prozent vor.

In Staatsanleihen sowie in Unternehmensanleihen mit Investmentstatus engagierte Anleger haben also in der Regel eine Phase recht stetiger Ergebnisse hinter sich, obwohl sich viele noch an die heftige Verkaufswelle des Jahres 1994 erinnern dürften. Im Zuge dieser seinerzeit ausgeprägten Verkaufswelle bei Staatsanleihen erlitten Anleger im Jahr 1994 Einbußen von rund 5 Prozent. Ein Rückschlag dieses Ausmaßes ist an den Märkten für Staatsanleihen in den letzten 29 Jahren aber erst einmal aufgetreten. Der durchschnittliche maximale Drawdown pro Kalenderjahr liegt seit 1986 bei lediglich 1,5 Prozent. Aus diesem Grund genießen Staatsanleihen innerhalb der Portfolios vieler Anleger eine Art Sonderstellung, weil sie als sicher und liquide gelten und viele Investoren nachts einfach ruhig schlafen lassen.

In der Vergangenheit haben sich Unternehmensanleihen mit Investmentstatus als offensichtlich gute Alternativen zu Staatsanleihen erwiesen, weisen sie doch ähnliche Risiko-/Ertragscharakteristika auf. Diese Papiere sind zwar vergleichsweise eng mit Staatsanleihen korreliert, zeichnen sich aber durch ein geringeres Zinsrisiko aus. Darüber hinaus ist die historische Ausfallquote bei Investment Grade-Unternehmensanleihen sehr niedrig. So beträgt die 5-jährige kumulierte Ausfallrate bei in US-Dollar denominierten Nicht-Finanz-Unternehmensanleihen mit Investmentstatus seit 1970 gerade einmal 1,1 Prozent. Angesichts des aktuellen weltwirtschaftlichen Umfelds vertreten wir nach wie vor die Auffassung, dass Investment Grade-Unternehmensanleihen im Vergleich zu Staatspapieren attraktiv bewertet sind, zumal die Anleger am Markt für Unternehmensanleihen unserer Meinung nach sowohl für das Ausfallrisiko als auch für das Liquiditätsrisiko angemessen entschädigt werden.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
Klimabewusste Website

AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.