Warum China weniger stark wachsen soll

Wie hoch die nachhaltige Wachstumsrate der chinesischen Volkswirtschaft ist und welche Vorteile eine Abflachung des Wachstums in China haben kann, diskutierten China Experten im Rahmen der 66. CFA Institute Annual Conference in Singapur. Professor John Wong, Research Director East Asian Institute (EAI), National University of Singapore mit seinen Einschätzungen. Economics | 20.05.2013 17:03 Uhr
Professor John Wong, Research Director East Asian Institute (EAI), National University of Singapore
Professor John Wong, Research Director East Asian Institute (EAI), National University of Singapore
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Ng Kok Song, Adviser und Chair of Global Investments, Government of Singapore Investment Corporation, leitete eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion zu aktuellen Investmentthemen in China. Professor Wong präsentierte Daten und Fakten zur wirtschaftlichen Entwicklung in China.

Wie hoch ist eine nachhaltige Wachstumsrate?

Professor John Wong, Research Director, East Asian Institute (EAI), National University of Singapore: "Von 1979 bis 2011 verzeichnete China ein Wachstum von durchschnittlich 9,9 Prozent p. a. Zwischen 2001 und 2011 lag dieser Wert bei 10,5 Prozent. Das offizielle Wachstumsziel für 2013 ist 7,5 Prozent und im 1. Quartal 2013 wurden 7,7 Prozent gemessen. Die Inflationsrate lag 2001-2011 bei 1,8 Prozent p. a., 2011 bei 5,1 Prozent, 2012 bei 2,6 Prozent und das Ziel für 2013 liegt bei 3,5 Prozent. Das sind die Fakten. Im ersten Quartal 2013 lag der Konsumanteil am BIP mit knapp 40 Prozent wieder unter dem Investment Anteil."

China wächst mittlerweile seit drei Jahrzehnten sehr stark. "Eine Volkswirtschaft kann nicht ewig diese Wachstumraten halten. Die Wachstumsperiode übersteigt mittlerweile jene von Südkorea, Taiwan, Hong Kong und Singapur zur damaligen Zeit. China profitierte auch von einigen Vorteilen - vor allem in der technologischen Entwicklung", erklärt John Wong, der eine Wachstumsrate von 6-7 Prozent als nachhaltig einschätzen würde.

Das Wachstum wird auch durch folgende Faktoren gebremst: steigende Löhne und ein Sinken der Gesamtbeschäftigungszahlen, Auslaufen der demographischen Dividende durch steigende Überalterung und bereits fortgeschrittene Produktivitätsgewinne.

Zukünftiges Wachstum wird nach Ansicht von John Wong vor allem durch weitere Effizienzsteigerungen entstehen können. China wird trotz stärkerem Fokus auf dem Inlandskonsumsektor ein Exportland bleiben, das jedoch immer stärker unter steigenden Löhnen und höheren Kosten zu leiden hat.

Anpassung an niedrigeres Wachstum

John Wong: "China's Volkswirtschaft repräsentiert heute ca. 60 Prozent der Größe der U.S. Wirtschaft und die Prognosen der Weltbank für das Wachstum in China liegen für die Periode von 2016-2020 bei 7 Prozent. Bis 2030 wird China zu den westlichen Industrieländern aufgeschlossen haben."

Professor Wong geht auch nicht davon aus, dass China von sehr ungünstigen demographischen Faktoren getroffen wird. Wichtig für die Fortsetzung des Wachstumskurses ist auch die Weiterentwicklung des IT- und Technologiesektors. Das BIP/Kopf von China wird 2030 USD 16.000,- betragen. Diesen Wert hatte Südkorea im Jahr 2005 und Singapur im Jahr 1993 bzw. Japan im Jahr 1970. China wird zwar - gemessen am BIP/Kopf - ein entwickeltes Land sein - jedoch kein übermäßig reiches.

Warum ist niedrigeres Wachstum vorteilhaft?

Professor John Wong: "Ein geringeres Wachstum bedeutet auch weniger Belastung für die Umwelt und die Gesellschaft insgesamt und ist schon deshalb nachhaltiger. Es besteht auch die Chance, dass in Zukunft noch größere Bevölkerungsteile vom Aufstieg profitieren und sich den 'chinesischen Traum' erfüllen können."

Funding: Singapur und Thailand

Interessant ist auch der historische Vergleich der Entwicklung in China mit jener in Singapur und in Thailand. Im Jahr 1984 betrug in Singapur der "Investment" Anteil am BIP rund 48 Prozent und in Thailand in den Jahren 1996/97 ebenfalls rund 45 Prozent, jedoch zum Unterschied von Singapur zum Großteil mit kurzen Laufzeiten im Ausland finanziert. Singapur konnte in der Krise eine weiche Landung mit 6,5-7 Prozent BIP Wachstum gut überstehen und Thailand erlebte einen schweren Crash. China kann sich aktuell auch auf eine gute Funding Basis stützen.

Herausforderungen und Probleme

Die Umweltverschmutzung in China ist ein heute ein eklatantes Problem (Wasser und Luft) und auch die Einkommensunterschiede sind eine Belastung. Governance und Korruption im öffentlichen und privaten Sektor ist ebenfalls ein schwieriges Thema. Deswegen sind aus der Sicht von Professor Wong weitere Deregulierungen und auch die Privatisierung von Staatsunternehmen sinnvoll. Die Schulden auf Gemeindeebene und das Schattenbanksystem sind zwei weitere Problemfelder, die gelöst werden müssen. Schätzungen bezüglich der Größe des Schattenbanksystems bewegen sich bei rund 29 Prozent des BIP.

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