Economics Forum: Wirtschaftswachstum 2014 - Inflation oder Deflation in Europa?

Welche Dynamik wird das Weltwirtschaftswachstum im nächsten Jahr aufweisen und sollten sich Investoren in Europa bereits auf deflationäre Trends einstellen? Ökonomen und Chefstrategen von Amundi, BNP Paribas, DekaBank, DNB AM, ERSTE-SPARINVEST, Henderson GI, Ignis AM, Kames Capital, KBC, Kepler-Fonds, Macquarie, Natixis AM, Petercam, Raiffeisen, RAM Active Investments, Swisscanto, UBS und Vontobel mit ihren Einschätzungen. Economics |

Aktuelle Frage im Economics Forum:

"Wie schätzen Sie das Wirtschaftswachstum in den wichtigsten Regionen und Sektoren der Weltwirtschaft im kommenden Jahr ein und erwarten Sie in Europa inflationäre oder deflationäre Trends? Welche makroökonomischen Faktoren sollten Investoren in Europa im Jahr 2014 am meisten beachten?"


Dieter Guffens
Dieter Guffens

"Zum Jahresbeginn 2013 haben sich die Risiken für die Weltwirtschaft etwas verringert. Zum Beispiel wurde ein neuer Ölpreisschock weniger wahrscheinlich. Denn der Syrienkonflikt eskalierte nicht militärisch. Zudem zeichnete sich eine teilweise Lockerung der Sanktionen gegen den Iran ab. Die amerikanische Konjunktur war stark genug, um die noch immer andauernden Haushaltsdiskussionen durchzustehen. In Europa ist die Haushaltspolitik etwas wachstumsfreundlicher geworden.

In 2014 wird das Wirtschaftswachstum vor allem in den USA positiv überraschen. Vorausgesetzt die aktuelle Arbeitsmarktdynamik setzt sich weiter fort und die Löhne und Gehälter steigen infolge der stetig fallenden Arbeitslosenquote. In Europa wird das Wirtschaftswachstum nach unseren Einschätzungen niedriger ausfallen, da vor allem die Binnennachfrage schwächelt. Das relativ schwache Wirtschaftswachstum kommt auch zum Ausdruck in der niedrigen Inflationsrate. Zum einen wird der fallende Inflationstrend verstärkt durch die günstige Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise.  Zum anderen fallen die Preise durch die Aufwertung des Euros seit Anfang des Jahres 2013 gegenüber den Währungen der wichtigsten Handelspartner. Das gilt vor allem im Vergleich zum japanischen Yen.

Eine echte Deflation, im Sinne eines allgemeinen und langfristigen Trends fallender Preise, ist in Europa jedoch nicht zu befürchten. Es ist wahrscheinlich, dass es kurzfristig in den südlichen Euroländern negative Inflationsraten geben wird, um die Wettbewerbsfähigkeit wieder herzustellen. Da dies im Euroraum nicht mehr über den nominalen Wechselkurs geschehen kann, sind fallende Preise die einzig verbliebene Option.  Diese “Deflation“ ist politisch gewollt. Im Übrigen gehen die Finanzmärkte langfristig nicht von einer Deflation aus.

In 2014 ist das größte Risiko für Europa das Ergebnis der Bankenprüfung durch die EZB (der sogenannte Asset Quality Review). Das Ergebnis wird erst im Oktober 2014 bekannt gegeben, jedoch wird es zuvor für eine gewisse Unsicherheit sorgen. Die Gefahr besteht, dass in 2014 das europäische Kreditwachstum darunter leiden wird und so den Konjunkturaufschwung dämpfen könnte."

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