Monetäre Tektonik, vergleichbar mit tektonischen Platten:
Aufgrund der folgenden gravierenden Konsequenzen ist Deflation für die Politik ein Schreckensszenario, welches es um jeden Preis zu vermeiden gilt:
- Preisdeflation bewirkt eine reale Aufwertung von Schulden und eine nominelle Abwertung der Vermögenswerte.
- Schulden könnten nicht bedient werden.
- Gläubiger/Sparer würden nominell Geld verlieren.
- Massive Steuerausfälle für den Staat aufgrund sinkender Bemessungsgrundlagen.
- Deflation würde sich fatal auf große Teile des Bankensystems auswirken.
- Zentralbanken haben auch das Mandat, Finanzmarktstabilität zu gewährleisten.
Die unangenehmen Nebeneffekte der Deflation erhöhen die Wahrscheinlichkeit signifikant, dass in einem ungedeckten Papiergeldsystem mittelfristig genügend geldmengenausweitende Maßnahmen gesetzt werden, um den deflationären Druck „zu besiegen“. Die Kreativität der Zentralbanker wird was die Kreditmengenausweitung des Kommerzbankensektors angeht in Zukunft vermutlich noch deutlich zunehmen.
Implikationen für den Investor:
Die Gratwanderung zwischen Inflation und Deflation wird für Zentralbanken zukünftig immer schwieriger zu kontrollieren sein. Wir sind davon überzeugt, dass sich Investoren aufgrund der „monetären Tektonik“ auf verstärkte Eruptionen in Form von inflationären aber auch deflationären Phasen vorbereiten sollten. Wir konzipieren unsere Anlagestrategie daher so, dass wir auf Veränderungen des Inflations-Regimes rasch und flexibel reagieren können.
Um festzustellen, wie viel monetäre Inflation tatsächlich in die Realwirtschaft gelangt, verwenden wir eine Reihe von marktbasierten Indikatoren. Unsere proprietäre Messmethodik lässt sich mit einem „monetären Seismographen“ vergleichen. Das Ergebnis der Messung resultiert im „Incrementum Inflations-Signal“, welches uns die vorherrschende Inflationstendenz anzeigt. Gemäß dem jeweiligen Signal werden Positionen für steigende, neutrale oder fallende Inflationstendenzen eingegangen.
2013 sahen wir ein eindrucksvolles Beispiel von Disinflation. Dies ist per Definition, das denkbar schlechteste Umfeld für inflationssensitive Assetklassen wie zB. Edelmetallen, Rohstoffen und Rohstoff-Aktien. Deren inflationssichernde Eigenschaft zeigt sich vor allem in Zeiten steigender Inflation. Umgekehrt erleiden sie signifikante Wertverluste in Phasen fallender Inflation (Disinflation) bzw. Deflation.
Wir sind der festen Überzeugung, dass eine sinnvolle, inflationsschützende Anlage aktiv verwaltet werden muss. Wir legen mit Hilfe des Incrementum Inflations-Signal deshalb besonderes Augenmerk auf die jeweilig vorherrschende Inflationstendenz.
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Über die Autoren
Ronald-Peter Stöferle ist seit 2013 Managing Partner & Fondsmanager bei der Incrementum AG. Zuvor war er sieben Jahre lang im Research-Team der Erste Group in Wien. Bereits 2006 begann er seine jährlich erscheinenden „In GOLD we TRUST“ Studien zu veröffentlichen, die im Laufe der Jahre internationales Renommee erlangten und u.a. vom Wall Street Journal als „Goldstandard aller Goldpublikationen“ bezeichnet wurden. Neben der Analyse von Gold und Silber war Stöferle auch für die Coverage des Energiesektors (insb. Öl und Erdgas) zuständig. Zudem war er für das Management von zwei Goldaktien-Baskets sowie eines Silberaktien-Baskets verantwortlich.
Seine Ausbildung umfasst einen Magister der Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien und der University of Illinois sowie einen Chartered Market Technician (CMT) und Certified Financial Technician (CFTE). Neben seiner Tätigkeit bei Incrementum ist er Institutsmitglied und Lektor am Institut für Wertewirtschaft in Wien sowie Vortragender an der Wiener Börse Akademie und Senior Advisor der Ersten Group AG.
Mark Valek ist seit 2013 Partner & Fondsmanager bei der Incrementum AG. Davor war er über zehn Jahre lang bei Raiffeisen Capital Management tätig, zuletzt als Fondsmanager in der Abteilung Multi Asset Strategien, welche insgesamt über fünf Mrd. Euro verwaltete. Im Rahmen dieser Position war er für Inflationssicherungsstrategien und Alternative Investments verantwortlich. Zuvor war er Fondsanalyst und Portfoliomanager ebenfalls Raiffeisen Capital Management. Neben dem Studium arbeitete Mark Valek im Aktienhandel der Raiffeisen Zentralbank sowie bei Merrill Lynch in Wien und in Frankfurt.
Die Ausbildung von Mark Valek umfasst einen Abschluss in Betriebswirtschaft der Wirtschaftsuniversität Wien mit Schwerpunkt Investmentbanking und Kapitalmarktkommunikation sowie Bank- und Kreditwirtschaft. Er ist CAIA Charterholder und Certified Portfolio Manager. Darüber hinaus spezialisierte er sich zunehmend auf die Österreichische Schule der Nationalökonomie und ist seit 2013 Lektor am Institut für Wertewirtschaft in Wien sowie Vortragender an der Wiener Börse Akademie.
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