Eurozone: Erholung… aber langsam
In der Eurozone kommt das Wachstum langsam in Gang. „Die Indikatoren für das Vertrauen in die Wirtschaft haben sich eindeutig erholt. Das Niveau in den von der Krise am schwersten betroffenen Ländern hat sich inzwischen dem Durchschnitt der Eurozone angenähert", bestätigt Pisani.
Die Kreditnachfrage der Unternehmen dreht allmählich wieder ins Plus. Die Kreditbedingungen bleiben jedoch restriktiv, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen in den Peripherieländern. Im Laufe der Zeit dürfte die bereits von den Unternehmen gefühlte Nachfrage-Verbesserung auch eine leichte Erholung bei den Investitionen nach sich ziehen. Der Arbeitsmarkt sollte sich ebenfalls erholen, wenn auch langsam. Die hohe Arbeitslosigkeit belastet jedoch gleichzeitig die Gehaltsentwicklung: der Konsum der Haushalte wird zwar nicht weiter zurückgehen, aber wenig dynamisch bleiben. Auch wird sich die weltweite Wirtschaftspolitik günstiger auf das Wachstum auswirken: Die durchschnittlich erwartete restriktive Haushaltspolitik der Länder (ausser in Deutschland) in den Jahren 2014 und 2015 bewegen sich in der Grössenordnung von 0,5 BIP-Punkten, verglichen mit 0,8 Punkten 2013. Nach zwei Jahren Rezession knüpft die Eurozone also wieder an das Wachstum an. So kann erwartet werden, dass das BIP 2014 im Jahresdurchschnitt um etwas mehr als 1 Prozent und 2015 um 1,5 Prozent steigt.
„Weil eine dynamische Inlandsnachfrage fehlt, steht diese Erholung auf tönernen Füssen. Wenn auch das Deflationsrisiko übertrieben wird, ist das Risiko eines gefährlich schwachen nominalen Wachstums sehr real", warnt Pisani. Der Europäischen Zentralbank EZB ist dies bewusst. Sie will mit ihrer Ankündigung, die Zinsen langfristig niedrig zu halten und eine mögliche geldpolitische Lockerungen – eventuell begleitet von moderaten Massnahmen wie der Senkung der Refinanzierungszinsen und der Umstellung auf eine Verzinsung negativer Einlagen – ausreichen, um diesem Risiko zu entgehen.
Die EZB könnte bei Bedarf auch ein Quantitative Easing auf europäische Art anwenden. Angesichts der Struktur des Finanzsystems blieben die direkten Auswirkungen eines Quantitative Easing relativ begrenzt. Die indirekten Auswirkungen könnten stärker sein, wenn sie zu einer erneuten Zunahme des Vertrauens und zu einem Rückgang des Euro führen. Da die Werkzeuge der EZB begrenzt sind, wird ihre Geldpolitik weniger strukturelle Wirkungen erzielen, als vielmehr das Verhalten der Marktteilnehmer beeinflussen.