Wachstum ist nicht synchron
Die einzelnen Regionen und Länder befinden sich an verschiedenen Stellen des Konjunkturzyklus – mit individuellen Positiv- und Negativfaktoren. Dadurch unterscheiden sich die Aussichten für Inflation, Geldpolitik und Fiskalpolitik.
USA und Großbritannien: Größter Fortschritt
In Großbritannien und in den USA etwa spricht vieles dafür, dass der Konjunkturzyklus hier am weitesten fortgeschritten ist. Haushalte und Unternehmen haben in großem Umfang Schulden abgebaut, die Hauspreise haben sich erkennbar erholt und nirgendwo sonst haben die Arbeitsmärkte größere Fortschritte gemacht. Die Bank of England und die Fed dürften daher als erste wichtige Notenbanken die Leitzinsen erhöhen, wenn auch nicht sofort. Der britische Notenbankgouverneur Mark Carney mag mehr als sonst auf die Preisstabilität achten, aber noch ist der Inflationsdruck so gering, dass es keinen Grund für Zinserhöhungen gibt. Unterdessen hat die Fed das Thema Stabilität kleingeredet. Sie scheint den jüngsten Inflationsanstieg nicht weiter zu beachten, zumal sowohl Inflation als auch Arbeitslosenquote weit von ihren Zielwerten entfernt sind.
Die Äußerungen des Offenmarktausschusses im Juni und Janet Yellens Worte auf der anschließenden Pressekonferenz zeigen, dass nach dem Abschluss des Taperings am Jahresende übereilte Zinsschritte vermieden werden sollen. Man will sich auf langsame Zinserhöhungen sowie auf ein im Vergleich zu früheren Straffungsphasen niedriges Niveau beschränken. Voraussetzung ist allerdings, dass sich die Konjunkturprognosen so entwickeln, wie die Fed heute glaubt. Dennoch besteht das Risiko einer überraschend hohen Teuerung, wenn sich die Wirtschaft so erholt, wie wir es vermuten. Wir sind uns daher nicht sicher, ob die Erwartungen der Fed wirklich eintreffen.