Der Jahresbericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) löste Ende Juni heftige Wortgefechte zwischen den Zentralbankern und ihrer „Zentralbank“ aus. Die BIZ hatte erneut unterstrichen, dass die Geldpolitik der letzten Jahre in den Industrieländern zu Preisblasen führen könnte, die, falls sie platzen, möglicherweise die finanzielle Stabilität gefährden. Sie liess durchblicken, dass es höchste Zeit sei, die expansive Geldpolitik zu beenden. Auf die warnenden Worte reagierten Janet Yellen und Mario Draghi mit dem Hinweis, dass ihr oberstes Ziel derzeit die Konjunkturbelebung sei. Die extrem expansive Geldpolitik sei solange gerechtfertigt, bis dies mit Sicherheit erreicht sei.
Jede Geldpolitik birgt Risiken
Die Diskussion blieb natürlich nicht unbemerkt. Viele Marktbeobachter traten auf den Plan, die meisten mit Argumenten für die lockere Geldpolitik. Nur wenige unterstützten die Warnungen der BIZ. Eine wirkliche Überraschung ist das nicht: Eine Anhebung der Zinsen zum jetzigen Zeitpunkt würde der allmählichen Erholung Europas zweifellos die Dynamik nehmen. Und das dann schwächere Wachstum könnte dem Beschäftigungszuwachs in den USA schnell ein Ende machen. Ist es also falsch von der BIZ, den Propheten zu geben? Nein, natürlich nicht. Niemand zweifelt daran, dass eine so lange Zeit der expansiven Geldpolitik riskant ist. Allerdings scheint die BIZ zu übersehen, dass jede Geldpolitik Risiken birgt. Ob konventionell, unkonventionell, expansiv, extrem expansiv oder restriktiv – die Geldpolitik ist niemals für alle Sektoren gleich gut oder schlecht. Einige Sektoren und Assetklassen reagieren sensibler auf die geldpolitischen Impulse. Die Finanzkrise hat aber dafür gesorgt, dass die Geldpolitik jetzt im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Wenn der eine oder andere der üblichen Übertragungskanäle defekt ist, sind die anderen umso mehr gefordert.