Aktuelle Frage im Economics Forum:
„Trotz vielseitiger Bemühungen von Seiten der EZB: Warum hat die verfügbare, billige Liquidität die Realwirtschaft bislang noch nicht erreicht und welche strukturellen Maßnahmen wären notwendig, um die Kreditnachfrage anzukurbeln?“
Current question in the Economics Forum:
“Despite various efforts of the ECB: Why has the available, cheap liquidity apparently not yet reached the real economy and which structural measures would be necessary in order to stimulate demand for loans?”
„Man kann die Pferde zur Tränke führen, saufen müssen sie schon selber.“
"Die EZB führt bildlich gesprochen die Wirtschaft zur Liquiditätstränke. Allerdings obliegt es den Wirtschaftsakteuren, ob sie von der angebotenen billigen Liquidität auch Gebrauch machen wollen, sprich Kredite aufnehmen. Wegen verhaltener konjunktureller Aussichten im Verbund mit geopolitischen Unsicherheiten bleibt somit die EZB-Liquidität vor allem im Bankenkreislauf oder findet ihren Weg in Asset-Märkte. Dort, wo es strukturelle Probleme gibt - vor allem für kleine und mittlere Unternehmen in den Peripheriestaaten - versucht die EZB die Rahmenbedingungen zu verbessern und Vertrauen zu schaffen (z.B über bestandene Stresstests).“
Valentine Ainouz, Credit Strategist bei Amundi (22.10.2014):
"Reviving the securitisation market is an attractive idea to improve the funding of the real economy.
Since the Lehman crisis, banks have considerably tightened their credit conditions, especially in the Eurozone periphery. Unlike large Corporates, SME remain totally dependent on bank lending. And we should not forget that SMEs are the backbone of European economies most notable in Spain and Italy where they account for 80% of the workforce.
With the ABS purchase plan, the ECB aims to improve the diversification of source of business financing.
More directly, the ECB with that measure will improve the bank credit channel. By purchasing Italien and Spanish RMBS, the ECB will free up regulatory capital on banks’ balance sheet. The level of risk onto the ECB owns balance sheet is therefore crucial."
"Gegenwärtig sieht sich die EZB in ihrem Bemühen einem mehr oder weniger großen Desinteresse auf Seiten europäischen Banken gegenüber. Zwar ist der Bankensektor gerne bereit, mit den zu Verfügung stehenden Geldmitteln vermeintlich risikolose Staatsanleihen zu erwerben. Dies gilt jedoch nicht für risikoreichere Anlagemöglichkeiten wie die Vergabe von Konsumenten- oder Mittelstandskrediten. Nicht nur machen die wackligen Konjunkturaussichten solche Risiken unattraktiv. Mehr noch zwingt die sich mit hohem Tempo weiterentwickelnde Bankenregulierung die Banken dazu, ihre Bilanz zu verringern und Risiken zu reduzieren, um ihre Kapitaldecke verbessern zu können. Die EZB müsste also bereit sein, den Kreditinstituten faule Kredite aus Zeiten der Kreditkrise von den Büchern zu nehmen. Der Ankauf qualitativ hochwertiger Pfandbriefe, ABS oder Unternehmensanleihen hingegen treibt lediglich die ohnehin auf Rekordniveau liegenden Refinanzierungskosten hochwertiger Gläubiger immer weiter nach unten, hilft aber nicht, in der Breite Wachstum zu schaffen. Immer weiter getriebene bombastische Varianten von Quantitative Easing werden daher die ihnen zugeschriebene Wirkung verfehlen. Vielmehr müsste sich die Zentralbank der Kreditvergabemöglichkeit im Detail widmen, und regulatorische Hürden beseitigen, anstatt neue zu errichten."
Auf monatlicher Basis stellt e-fundresearch.com eine aktuelle Frage mit Bezug zu volkswirtschaftlichen Zusammenhängen und Entwicklungen auf den Kapitalmärkten an eine Gruppe renommierter Ökonomen und Kapitalmarktstrategen. Die Antworten werden im ECONOMICS Channel dargestellt (seit Mai 2011).
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