Ölpreis: Positive oder schädliche Deflation?

Welche Faktoren bedingten den jüngsten Verfall des Ölpreises und welche Auswirkungen kann die Ölpreisdeflation auf das Wirtschaftswachstum haben? Economics |

…positiver “preispolitischer” Angebotsschock?

Eine Alternativ- oder Ergänzungserklärung könnte auch darin bestehen, dass die Ölpreise gesunken sind, weil Saudi-Arabien dies, im Gegensatz zur jüngsten Vergangenheit, zugelassen hat. Traditionell drosseln die Saudis ihre Ölförderungen, wenn die Preise unter ihren Zielpreis fallen.

Der Zielpreis ist ein Staatsgeheimnis und schwierig zu schätzen. Eine Schätzung könnte beispielsweise der Ölpreis sein, der gerade noch zu einem ausgeglichenen Staatshaushalt führt (rund 99 US-Dollar).

Die Gründe für diese derzeitige weitgehende Akzeptanz des tiefen Ölpreises und unausgeglichenen Staatshaushaltes durch Saudi-Arabien sind unklar. Vielleicht verspricht man sich einen negativen Schock auf die amerikanischen Shale-Oil Produzenten, vielleicht gibt es einen Deal mit den USA, Russland hinsichtlich der Ukrainekrise verhandlungsbereit zu machen, da deren Break-even Preis ebenfalls bei rund 100 US-Dollar liegt, und der Zugang zu den Kapitalmärkten durch die westlichen Sanktionen stark erschwert ist, und gewisse Sanktionen aufgrund der geschichtlichen Erfahrungen wohl eher unwahrscheinlich  sind. Warum? Darum! 

Ob die Gründe für die Rechtsverschiebung der Angebotskurve eher preispolitischer oder eher (ölförderungs-)technischer Natur sind, ist, was die Wirkung auf die Wirtschaft und den Konsumenten betrifft, unerheblich: Rückläufige Ölpreise stimulieren mit einer Verzögerung von rund einem halben Jahr die Wirtschaft, da sie die Produktionskosten senken und die Konsumenten entlasten. Ein tieferer Ölpreis wirkt ähnlich einer Steuersenkung für alle Ölkonsumenten.

Der Ölpreisrückgang wirkt zwar deflationär, ist aber trotzdem eine sehr gute Nachricht und zwar nicht nur für die durch vergangene Katastrophen geplagten Hummer-Fahrer, sondern auch für die Unternehmensgewinne, Konsumausgaben und das zukünftige Wirtschaftswachstum. 

Wachstumssimulation mit VAR-Modell

Um den Wachstumseffekt des Ölpreisrückganges auf die Wirtschaft abzuschätzen, habe ich  ein ökonometrisches Prognosemodell basierend auf einem GDP-Komponenten-VAR und exogenem Ölpreis mit zwei Ölpreisszenarien gerechnet. Grafik 1 zeigt die beiden Szenarien für den Ölpreis (wobei der zukünftig angenommene Ölpreis bei 80 US-Dollar und bei 107 US-Dollar liegt). Grafik 2 zeigt die realen Wachstumsprognosen für die US-Wirtschaft, welche basierend auf den beiden exogen vorgegebenen Ölpreisszenarien simuliert wurden. 

Wirtschafts & Finanzkrise 2007 durch hohen Ölpreis verschärft

Man beachte den fulminanten Ölpreisanstieg, welcher der Finanzkrise 2007 vorausging. Der Auslöser der Finanzkrise ist eben nicht nur alleine in der platzenden Subprime-Kreditkrise zu suchen, sondern wurde zu einem kleinen Teil auch durch den enormen Ölpreisanstieg ausgelöst oder zumindest verschärft. Exkurs: Viele in den Real-Estate Boomjahren aus dem Boden gestampften Retortenstadtteile waren nur noch mit prohibitiv hohen Spritkosten erreichbar und daher wertlos, da sie zu weit von den Arbeitsplätzen und Einkaufsmöglichkeiten im Nichts errichtet wurden. 

Ölpreisrückgang erheblicher Wachstumsimpuls…

Wie das Prognosemodell zeigt, stellt der rückläufige Ölpreis einen erheblichen Wachstumsimpuls dar, wenn die durch das Modell eingefangene Wirtschaftsstruktur und die dadurch implizierten Zusammenhänge auch in der Zukunft gelten sollten. Dieser positive Angebotsschock wirkt sich auf alle Volkswirtschaften positiv aus – ausser auf diejenigen, die die Masse der Wertschöpfung aus dem Ölsektor erzielen. 

…ausser für die armen Ölproduzenten, die jetzt unserer Solidarität benötigen…

Jetzt sollten wir vielleicht gemeinsam andächtig an die armen Ölproduzenten (Länder, Konzerne) denken, welche uns all die Jahre so selbstlos beschenkt haben und jetzt so schrecklich leiden müssen. Vielleicht haben Sie Lust den Ölgedenkring zu kaufen, der aus aktuellem Anlass von einem namhaften schweizerischen Luxusgüterhersteller in limitierter Auflage nur noch bis Ende November erhältlich ist und automatisch 1 Promille des Kaufpreises an verarmte Ölproduzenten stiftet. 

Positiver Gewinnimpuls

Da Öl für die meisten Unternehmen nur Kosten und keine Erträge darstellt (ausser natürlich für die Ölunternehmen), wirkt ein Ölpreisrückgang für die Masse der Unternehmen gewinnerhöhend. 

Grafik 2: Wachstumsszenarien für die US-Wirtschaft

Quelle: Datastream, Swisscanto Modellberechnungen
Quelle: Datastream, Swisscanto Modellberechnungen
Die US-Wirtschaft konnte bereits im dritten Quartal dieses Jahres um 3,5 Prozent wachsen. Es ist also bereits eine leichte Wachstumsbeschleunigung erkennbar.

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