e-fundresearch.com: Was macht den Investment-Case „Clean Energy“ Ihrer Meinung nach so attraktiv?
Luciano Diana: Ein Punkt ist sicherlich, dass das Anlagethema so vielschichtig ist. Es geht weit über „Erneuerbare Energien“ hinaus, auch wenn in den letzten Jahren dieser Teilaspekt in der Wahrnehmung der Anleger dominiert hat. Wind- und Solarwerte haben eine längere Konsolidierungsphase durchschritten, in der durch einen ruinösen Preisdruck eine Reihe von Anbietern vom Markt verschwunden ist und Überkapazitäten abgebaut wurden. Mittlerweile machen die asiatischen Kostenführer sogar wieder Gewinne, zumindest bei Solar. Aber auch der Bereich der Energieeffizienz sieht Erfolg versprechend aus, da er konjunktursensibel ist. In vielen Volkswirtschaften sehen wir eine Aufhellung, also profitieren Unternehmen, die effiziente Stromnetze, verbrauchsarme Motoren oder Gebäudetechnik anbieten.
e-fundresearch.com: Welche Technologien/Sub-Sektoren konnten vom Trend zu strengeren Umweltschutzrichtlinien bislang am stärksten profitieren?
Luciano Diana: In der Vergangenheit wurde das Thema von Solar- und Windkraftinstallationen in Europa dominiert, was angesichts der hohen Subventionen ökonomisch schwierig war, allerdings eine Art „Anschubfinanzierung“ ermöglichte. Mittlerweile ist hierzulande eher Ernüchterung eingetreten, auch wegen des Niedergangs von Unternehmen, die im Wettbewerb nicht bestehen konnten.
Wir beobachten aktuell einen Paradigmenwechsel bei der Energieerzeugung in Asien. Besonders Japan und China stechen hier hervor, aus unterschiedlichen Gründen. In Japan wurden nach dem Reaktorunglück in Fukushima plötzlich alle Nuklearreaktoren abgeschaltet, was das Land vor enorme Herausforderungen für die Sicherung der Energieversorgung stellte. Kurzfristig substituierte man Atomenergie durch Erdgas, aber gleichzeitig steigen die Installationen von erneuerbaren Energien. In China wiederum ist die Umweltbelastung so unerträglich, dass die Regierung im 12. Fünfjahresplan einen Umbau der Energieerzeugung von Kohle aus Erdgas und Erneuerbare beschlossen hat, und sie setzt dieses Ziel konsequent um.
Aber es sind nicht nur die Umweltrichtlinien, die bei der Energiewende für Wachstum sorgen. Ein viel stärkerer Motivator für das Vorantreiben der Energiewende sind steigende Energiepreise. Denn sie belohnen die Reduzierung des Verbrauchs, also die effizientere Verwendung von Energie. Das funktioniert gänzlich ohne Subventionen, weil es wirtschaftlich Sinn macht.