Artemis Manager Casson: "Banken haben ein Problem"

Schlechte Aussichten & Überbewertungen: Paul Casson, Fondsmanager des Artemis Pan-European Absolute Return Fonds, erklärt, warum europäische Banken immer öfter den Weg in das Short-Buch seines Portfolios finden. Funds | 11.05.2016 11:20 Uhr
Paul Casson, Fondsmanager, Artemis Pan-European Absolute Return Fonds / ©  Artemis Investment Managers
Paul Casson, Fondsmanager, Artemis Pan-European Absolute Return Fonds / © Artemis Investment Managers
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Europäische Unternehmen sind ihres eigenen Glückes Schmied

"Warum sollte man in Europa investieren?", fragt Paul Casson, Manager des Artemis Pan-European Absolute Return Fonds, gleich zu Beginn eines Gesprächs mit e-fundresearch.com. Der Fondsmanager fährt fort: "Es leidet an politischem Chaos und ist oft wenig unternehmerfreundlich. (...) Doch so ist es nun schon seit Jahren. Gute Unternehmen – und davon gibt es in Europa eine ganze Menge – wissen mittlerweile, dass sie sich nicht nur auf ihren Staat verlassen können, sondern ihres eigenen Glückes Schmied sind."

...Bankensektor leidet unter Niedrigzinsumfeld und regulatorischem Druck

Dennoch gebe es in Europa nach wie vor auch zahlreiche Unternehmen und Sektoren, die dem politischen Umfeld und insbesondere dem daraus abgeleiteten regulatorischen Umfeld nicht entkommen können und dadurch kaum in der Lage seien, "ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen". Ein Umstand den Artemis Fondsmanager Casson gerne auch als Ausgangspunkt für Short-Positionen heranzieht. So etwa auch der europäische Bankensektor: "Die geringeren langfristigen Zinserwartungen haben zu einer Abflachung der Renditekurve geführt, wodurch den Geldhäusern eine Ertragsquelle in ihrem wichtigsten Geschäftsfeld wegbricht. Die meisten Banken benötigen eine bestimmte Zinsdifferenz, wenn sie mit ihrem Brot- und Butter-Geschäft – der Vergabe von Krediten – Geld verdienen wollen", erklärt Casson im Gespräch mit e-fundresearch.com. 

Zudem seien die einst so lukrativen Carry Trades mit Staatsanleihen als Ertragstreiber weggefallen. "2011 konnten Banken in Südeuropa mit Geld, das sie von der EZB zu Zinsen von fast null Prozent geliehen hatten, zehnjährige Staatsanleihen mit Renditen von rund 7 % kaufen. Das war ein guter und sicherer Ertragskanal. Heute liegt die Rendite zehnjähriger Anleihen in Südeuropa bei gerade einmal 1,5 %. Zudem hat die EZB angekündigt, dass sie bald von Nichtbanken emittierte Unternehmensanleihen kaufen wird", so der Absolute Return Fondsmanager im Gespräch mit e-fundresearch.com. Für potenzielle Kreditnehmer seien das möglicherweise gute Nachrichten, den Banken jedoch werde dadurch eine weitere Ertragsquelle abgegraben.

Casson über europäische Banken: "Einige von ihnen haben wir uns für Short-Positionen ausgesucht."

Mit Unterstützung seitens der Politik sei laut Casson keinesfalls zu rechnen: "Selbst wenn ihre Ertragsquellen abnehmen, üben Politiker und Regulierungsbehörden auf Banken Druck aus, immer höhere Eigenkapitalquoten zu halten, um sie vor einer weiteren Bankenkrise zu schützen." Der Fondsmanager fügt hinzu: "In meinen Augen werden die Banken von den Politikern ganz klar dazu instrumentalisiert, das Finanzsystem zu stabilisieren und so viel Geld wie möglich in die Realwirtschaft zu pumpen. Deshalb dürften zahlreiche Institute nach unserem Dafürhalten überbewertet sein. Einige von ihnen haben wir uns für Short-Positionen ausgesucht."

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