Im Gespräch mit Berenberg-Fondsmanager Strobl | Welche Themen bei Mittelstandsunternehmen wirklich im Fokus stehen

Von den omnipräsenten Handelsstreitigkeiten, den EU Wahlen bis hin zum immer noch nicht gelösten Brexit-Chaos: Die Finanzpresse liebt es, sich derzeit auf jene Schlagzeilen zu stürzen. Dennoch stehen auf der strategischen Agenda deutschsprachiger Mittelstandsunternehmen aktuell ganz andere Entwicklungen im Fokus, wie e-fundresearch.com in einem Hintergrundgespräch mit Andreas Strobl, Fondsmanager der Berenberg-1590-Aktien Mittelstand Strategie, erfahren konnte. Funds | 24.06.2019 15:00 Uhr
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Seit mehr als 18 Jahren beschäftigt sich Berenberg-Fondsmanager Andreas Strobl hauptberuflich mit fundamentalen Aktienselektionsansätzen und der Gestaltung von konzentrierten Portfolios. Recht früh bemerkte Strobl, dass seine persönliche Passion und seine Fähigkeit, Mehrwert zu liefern, bei kleineren Unternehmen liegt: „Wenn Sie beispielsweise eine Nestlé analysieren, dann ist das relativ unspannend, sich als zwanzigster oder dreißigster Analyst damit auseinanderzusetzen. Der Mehrwert, den Sie mit einer derartigen Analyse liefern können, ist relativ begrenzt. Wenn Sie hingegen ein kleineres Unternehmen betrachten, dann lassen sich hier aus meiner Sicht viel spannendere Stories, deutlich spannendere Manager und oft auch innovativere und dennoch leichter verständliche Produkte identifizieren“, so der Fondsmanager im Gespräch mit e-fundresearch.com.

Andreas Strobl, Berenberg
Andreas Strobl, Berenberg

„Oft ist es ein konkretes Produkt, welches hinter dem Erfolg eines kleineren Unternehmens steckt und über dessen weitere Perspektiven es sich eine Meinung zu bilden gilt“, begründet Strobl seine persönliche Passion für Mittelstandsunternehmen. Entscheidender Faktor ist bei derartigen Analysen stets der Austausch und die Einschätzung des Managements: „Das Management hat in diesem Größenbereich viel mehr Einfluss auf die Unternehmensentwicklung als es bei Großkonzernen der Fall ist. Den Kontakt zum Management herzustellen und die Charaktere hinter dem Unternehmenserfolg richtig zu analysieren, das ist das wirklich Spannende und Essentielle in diesem Job“, so der Manager der Berenberg-1590-Aktien Mittelstand Strategie.


Basierend auf Strobls Gesprächen mit den Vorständen deutschsprachiger Mittelstandsunternehmen sind es vor allem zwei große Themengebiete, die aktuell „unter den Fingernägeln brennen“. Wer jetzt den „Handelskrieg“ oder das „Brexit-Chaos“ vermutet, wird enttäuscht: „Wenn man mit den Unternehmen redet, dann werden die Handelsstreitigkeiten und die Brexit-Debatte analog zu sonstigen zyklischen Schwankungen, als ganz normale Faktoren eingestuft“, sagt Strobl im e-fundresearch.com Interview. Es gebe wenig Unternehmen, die sich über den Brexit tatsächlich den Kopf zerbrechen, da der Markt schlichtweg zu schwach und zu unbedeutend für den Großteil des deutschsprachigen Mittelstands ist. Ebenso stellen die Handelskonflikte in ihrer aktuellen Ausprägung keine nennenswerte Bedrohung für den Mittelstand dar: „Solange es bei Zöllen bleibt und sich alles in einem gemäßigten Tempo entwickelt, ist es für die meisten Mittelstandsunternehmen derzeit kein oder nur ein sehr kleines Thema.“

„War for Talent“ statt „Trade-War”

Worüber sich Mittelstandsunternehmen aus dem deutschsprachigen Raum aktuell viel eher den Kopf zerbrechen, ist laut Andreas Strobl der „Kampf um Talente“. Der Fachkräftemangel sei laut dem Experten nicht vom Tisch zu weisen: „Die richtigen Talente zu finden und vor allem auch zu halten entscheidet in vielen Fällen über langfristigen Unternehmenserfolg“, sagt Strobl. Dabei gehe es übrigens nicht nur um hochqualifizierte Ingenieure, sondern auch um Facharbeiter. Investitionen in Employer Branding Kampagnen, die Talente auf das Unternehmen aufmerksam und in weiterer Folge auch langfristig binden sollen, stehen auch im Mittelstandssegment an der Tagesordnung. Unternehmen, die dieses Thema ignorieren oder nur halbherzig angehen, werden von Andreas Strobl mangels langfristiger Wettbewerbsfähigkeit gemieden.

Erfolgreiche Mittelstandsunternehmen erfinden sich selbst laufend neu

Das zweite große Thema, welches aktuell ganz oben auf der strategischen Agenda deutschsprachiger Mittelstandsunternehmen steht, ist das allgegenwärtige Buzzword „Digitalisierung“: „Das Thema erstreckt sich von der Digitalisierung von Einkaufs- und Logistikprozessen bis hin zur optimierten Vernetzung von Produktionsmaschinen“, erklärt der Fondsmanager.

Dass es beim Digitalisierungsdruck rein darum geht, mit großen Unternehmen Schritt halten zu können, ist Strobl zu Folge kein gültiges Argument: „Im Gegenteil: Viele kleine Unternehmen sind Vorreiter im Bereich Digitalisierung und insbesondere in der Vernetzung von Maschinen.“

Mittelstand ist mehr als nur exportorientierte Automobilzulieferer-Industrie

Ganz generell sieht Strobl den deutschsprachigen Mittelstand aktuell von vielen Marktteilnehmer falsch analysiert: „Der Fokus wird hier vielfach falsch gelegt. Viele Beobachter verstehen unter dem deutschsprachigen Mittelstand nur die Automobilzuliefererindustrie.“ Ein Verallgemeinerungsversuch, der laut dem Experten zu kurz gegriffen ist: „Der klassische Mittelstand ist viel eher in anderen Branchen – etwa dem Konsum- oder IT-Bereich zu finden. Momentan wird aus meiner Sicht zu einseitig rein der exportorientierte Automobil-Sektor fokussiert.“

5-Morninstar-Sterne & Track-Record seit Ende 2015

Die Anfang 2015 aufgelegte Berenberg-1590-Aktien Mittelstand Strategie (R-Klasse: DE000A14XN59 / I-Klasse: DE000A14XN42) verfügt per Ende April 2019 über ein Gesamtstrategievolumen in Höhe von 197,6 Millionen Euro. Fondsmanager Strobl macht kein Geheimnis daraus, dass das die Kapazität des Ansatzes aufgrund des Mittelstandsfokus (der Fonds investiert zu mindestens 51 % in Aktien kleinerer und mittlerer Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum, die eine Marktkapitalisierung von bis zu 5 Mrd. Euro und einen Jahresumsatz unter 3 Mrd. Euro aufweisen) und der konzentrierten Portfoliogröße (Titelanzahl immer in der Bandbreite von 25-45 Positionen) enden wollend ist. 

Knapp ein Drittel (31,22%) des Gesamtvolumens ist per Ende April 2019 in den Top-10 Positionen investiert: Mit Ausnahme der Dürr AG (Industrial Goods & Services), der Fielmann AG (Retail) sowie der Norma Group (ebenfalls Industrial Goods & Services), sind Strobls Top-10 Bottom-Up Stock-Picks allesamt den Branchen Health Care und Technologie zuzuordnen. Auch wenn Strobl laut Prospekt in Mittelstandsunternehmen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum investieren könnte, befinden sich per Anfang Juni ausschließlich deutsche Positionen in seinem Portfolio. Schweizer Mittelständer kämen aus Bewertungsgründen nicht in Frage, 1-2 österreichische Unternehmen dürften aber – so viel sei verraten – schon bald den Weg in den Berenberg-1590-Aktien Mittelstand Fonds finden.

Abschließender Chart zeigt die Performance-Entwicklung des Berenberg-1590-Aktien Mittelstand R seit Auflage im Vergleich zum Morningstar-Peer-Group-Durchschnitt „Germany Small/Mid Cap Equity“. Fondsmanager Andreas Strobl zeichnet seit Januar 2017 Verantwortung für die Strategie.

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