Seit jeher als sicherer Hafen in turbulenten Zeiten geschätzt, erlebt Gold derzeit einen beachtlichen Höhenflug. In der neuesten Ausgabe der Umfrageserie #AssetAllocationForum hat sich e-fundresearch.com exklusiv bei internationalen Experten umgehört. Welche Faktoren treiben diesen Anstieg, welche strategische Rolle spielt Gold in der aktuellen Asset Allocation und welche Instrumente nutzen Fondsgesellschaften zur Umsetzung ihres Gold-Exposures?
Die e-fundresearch.com Redaktion hat sich deshalb für die neueste Ausgabe der Umfrageserie #AssetAllocationForum exklusiv in seinem internationalen Expertennetzwerk umgehört.
Unsere Frage an Fondsgesellschaften:
Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Edelmetalls? Welche Faktoren sehen Sie als treibende Kräfte hinter diesem Anstieg, und wie wird sich dies in Zukunft entwickeln? Welche strategische Rolle spielt Gold derzeit in Ihrer taktischen bzw. strategischen Asset Allocation? Und mit welchen konkreten Instrumenten setzen Sie Ihr Gold-Exposure auf Portfolioebene um?
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Florian Rainer, Asset Manager, Matejka & Partner Asset Management
Wir setzen in unseren Dachfonds und Vermögensverwaltungsstrategien für unser Gold-Exposure momentan etwa auf den Invesco Physical Gold ETC, ein Zertifikat, das durch Goldbarren physisch abgesichert ist. Es handelt es sich hierbei um ein kostengünstiges und hochliquides Produkt. Auch wenn uns eine kurzfristige Preiskorrektur nicht überraschen würde, sind wir für die mittel- bis langfristige Entwicklung des Edelmetalls positiv eingestellt. Wir erachten momentan eine Gewichtung von 5-10% Gold pro Portfolio für attraktiv und sinnvoll.
Christian Süttinger, Senior Fund Manager, Erste Asset Management
Zugleich betrachten wir Gold als eine Anlageklasse, in der die diversifizierende Rolle, die es in der Vergangenheit eingenommen hat, in Zukunft weiterhin Bestand haben wird. Im Bereich des Multi Asset Management in der Erste Asset Management ist Gold in vielen Mandaten in Form von Exchange Traded Commodities (ETC) enthalten.
Da Gold keine direkten Erträge abwirft, nimmt die Charttechnik eine besondere Rolle ein. Charttechnische „Ausbrüche“ werden von den Marktteilnehmern häufig noch verstärkt. Ein weiterer Aspekt daraus ist, dass Gold potenziell von Zinssenkungen der Notenbanken profitiert, da zinstragende Sparguthaben im Vergleich an Attraktivität verlieren.
Zugleich ist Gold unter dem ESG-Gesichtspunkt aber auch kontroversiell, aufgrund von Abbaumethoden, die zu Lasten der Umwelt und der Beschäftigen gehen. Folglich ist Gold für Portfolios, die strikt ESG-Richtlinien folgen, nicht immer geeignet.
Adrian Daniel, Portfoliomanager, MainFirst Asset Management
Jüngst hat Simbabwe für Aufsehen gesorgt: die heimische Währung ZiG soll mit Gold besichert werden. Die Goldbestände könnten im Laufe des Jahres um rund 30% erhöht werden. Simbabwe ist im globalen Kontext nicht in der Lage, durch seine Nachfrage den gestiegenen Goldpreis zu erklären, jedoch befindet sich das afrikanische Land womöglich in guter Gesellschaft. Mit der Zielsetzung, die Abhängigkeit vom US-Dollar zu reduzieren, wird eine Erweiterung das BRICS+ Bündnis vorangetrieben. Das bevorstehende Gipfeltreffen im Oktober dürfte weitere Beitrittskandidaten hervorbringen. Befeuert wird damit die strategische Neuausrichtung globaler Devisenreserven.
Kerstin Hottner, Portfoliomanagerin, Vontobel
Der Grund für die Rekordjagd, trotz hoher Zinsen und ETF-Abflüsse, sind die starken Zentralbank- und asiatische Einzelhandelskäufe. Die Zentralbanken wollen dadurch ihre Bilanzen diversifizieren, gleichzeitig sorgen die Russland-Sanktionen für eine zunehmende Ent-dollarisierung. Die Besorgnis chinesischer Privatanleger über den Einbruch am Immobilien- und Aktienmarkt lässt sie vermehrt zu Gold greifen.
Die Tatsache, dass die chinesische Zentralbank ihre Goldreserven im Sommer vorerst nicht mehr aufstockte, sehen wir gelassen. Wir glauben, dass die globalen Zentralbankkäufe weiter fortschreiten werden. Zuletzt waren bei Gold-ETF Zuflüsse von europäischen Investoren zu beobachten – eine Folge der Senkung des EZB-Leitzinses. Ein ähnliches Bild könnten wir im Herbst durch US-Investoren sehen, wenn die Fed ihren Zinssenkungszyklus einleitet.
In unseren Rohstofffonds halten wir aktuell ein Übergewicht in Gold um von weiteren Preisanstiegen zu profitieren. Wir setzen Derivate ein, um das Goldexposure in den Vontobel Rohstoff-Fonds aufzubauen
Blanca Habbel, Portfoliomangerin, Habbel, Pohlig und Partner Vermögensverwaltung
Zusätzlich wird die jüngste Goldpreishausse von der Hoffnung auf eine Zinssenkung in den USA beflügelt, obwohl diese im Vergleich zum Jahresbeginn abgeschwächt ist. In unserer strategischen Asset-Allokation bleiben Anlagen, die mit physischem Gold besichert sind, eine bedeutende Diversifikation. Zu Jahresbeginn haben wir unsere Goldquote unter anderem aufgrund geopolitischer Unsicherheiten erhöht. Angesichts des starken Anstiegs und der jüngsten Entwicklung haben wir die Quote wieder gesenkt.
Marion Balestier, Fondsmanagerin Rohstoffe, Ofi Invest Asset Management
Erstens haben Zentralbanken, insbesondere aus Schwellenländern, ihre Goldreserven erhöht, um ihre US-Dollar-Bestände zu reduzieren.
Zweitens haben chinesische Privatanleger angesichts der schwierigen Situation auf dem inländischen Immobilien- und Aktienmarkt vermehrt Gold gekauft.
Drittens haben die jüngsten politischen Ereignisse in den USA und die gestiegenen Wahlchancen von Donald Trump Bedenken hervorgerufen, dass die US-Schuldenlast weiter steigen wird, weshalb viele Anleger Gold gekauft haben.
Grundsätzlich erhöht Gold die Diversifizierung in einem Portfolio mit traditionellen Anlageklassen; es bietet Schutz vor Inflation und Sicherheit in wirtschaftlichen, politischen und geopolitischen Krisen. Die entscheidende Frage ist die Gewichtung im Portfolio. Diese hängt jedoch vom Risikoprofil des Anlegers ab.
Wir bei Ofi Invest AM decken unseren Gold-Anteil grundsätzlich über unseren OFI Invest Precious Metals Fonds ab.
Nitesh Shah, Leiter Rohstoff- und Makro-Research, WisdomTree
Die Daten, auf die sich die Federal Reserve stützt, um Zinsentscheidungen zu treffen, sind jedoch selten linear und schlüssig, so dass es bei den Zinserwartungen und damit auch beim Gold zu unruhigen Bewegungen kommen könnte. Unseres Erachtens könnte das lange Warten auf schlüssige Beweise für eine US-Zinssenkung im 3. Quartal 2024 zu einem kleinen Rückschlag beim Metall führen, bevor eine Rally einsetzt, die den Preis von Gold auf ein neues Hoch treibt.
Gold verhält sich vollkommen anders als Aktien und Anleihen, weshalb es sich gut zur Diversifikation eines Portfolios eignet. Gold als defensiver Vermögenswert bietet eine Absicherung gegen finanzielle und wirtschaftliche Turbulenzen. Aber auch in Zeiten der Inflation schneidet das Edelmetall sehr gut ab.
Thomas Böckelmann, Leiter Portfoliomanagement, Dolphinvest Capital GmbH
Eher kurzfristige Treiber sind Notenbanken, die aktuell ihre Währungsreserven in Richtung Gold diversifizieren, sowie die Nachfrage als Industriemetall.
Da Gold per Definition keine Erträge erwirtschaftet, ist es als Investment uninteressant. Als Portfolioversicherung ist es hingegen Gold wert. In Zeiten geopolitischer Unsicherheiten und verantwortungsloser Staatsverschuldung gehört Gold in jedes ausgewogene, vermögensverwaltende Depot, vorzugsweise physisch abgesichert als ETN.
Thibault Gobert, Head of Liquidity Pool, Spectrum Markets
Chris Rands, Senior Portfolio Manager im Global Multi-Asset Team, Nikko Asset Management
Gold spielt eine immer wichtigere Rolle in unserer strategischen Asset-Allokation. Während die Korrelation zwischen Anleihen und Aktien gestiegen ist, ist sie bei Gold relativ stabil geblieben. Dies hat dazu geführt, dass die neutrale Position von Gold in unserer strategischen Allokation in den vergangenen Jahren stetig zugenommen hat, da es eine Diversifizierung gegenüber Risikoanlagen bietet, die US-Staatsanleihen nicht boten. Derzeit setzen wir Gold in unseren Portfolios über ETFs ein.
Adam A. Rozencwajg, Geschäftsführer, Goehring & Rozencwajg
Heute sind Rohstoffe so günstig wie nie in der Geschichte. Daher glauben wir, dass eine solche Änderung bevorsteht. Darauf könnten auch die Goldkäufe der Zentralbanken hindeuten. Die Anleger haben sich weitgehend aus dem Goldmarkt zurückgezogen. Die Goldbestände entsprechender ETFs sind trotz der Rallye zurückgegangen. Das ist vermutlich auf die hohen Realzinsen zurückzuführen. Wenn zusätzlich zu den Käufen der Zentralbanken die Nachfrage zurückkehrt, könnte der Preis erheblich ansteigen. Wir bleiben über Beteiligungen an Goldminen am Goldmarkt engagiert. Im Umfeld einer Goldhausse entwickeln sich Goldaktien oft besser als das Edelmetall selbst.
Alexander Pirpamer, Geschäftsführer Portfoliomanagement, BlackPoint Asset Management GmbH
Wir sehen für die kommenden Monate eine stabile Goldpreisentwicklung, da Gold einen signifikanten Wert als Absicherungsinstrument gegen geopolitische Schocks, Zölle, Fed-Entscheidungen und Schuldenängste bietet. Als Bestandteil unserer 4-C-Beimischungen (Commodities, Cat Bonds, Carbon Allowances, Cash) ist Gold seit jeher eine wichtige, stabilisierende Allokationsgröße in unserem BlackPoint Evolution Fund.
Dies ist Teil 2 unserer Gold-Umfrage. Teil 1 können Sie hier nachlesen.
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