Was man über die Sharpe Ratio wissen sollte

Bei der Fondsauswahl stand bis vor wenigen Jahren allein die Performance im Vordergrund. In letzter Zeit setzten sich jedoch immer stärker risikoadjustierte Kennzahlen durch, wie beispielsweise die Sharpe Ratio. Warum diese viel mehr aussagt als die absolute Performance lesen Sie hier. Funds | 01.01.2019 16:03 Uhr
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Investieren hängt immer mit Risiko zusammen. Spätestens seit dem Platzen der TMT-Blase im Jahr 2000 ist das vielen Anlegern klar geworden. Denn ein Fonds, der 40 % Performance pro Jahr erzielt, weist auch eine entsprechend hohe Standardabweichung, d.h. Schwankung um den Mittelwert (=Risiko), auf. Anderseits ist es auch verständlich, dass Anleger, die bei ihren Veranlagungen kaum Risiko eingehen wollen, keinen allzu großen Ertrag erwarten dürfen.

Ertrag ins Verhältnis zum eingegangenen Risiko setzen

Ein rationaler Investor sollte deswegen immer danach trachten die bestmögliche Rendite pro Risikoeinheit zu erzielen. Eine Kennzahl, die sich für diese Analyse sehr gut anbietet, ist die Sharpe Ratio, welche bereits in den 70er Jahren vom Nobelpreisträger William F. Sharpe entwickelt wurde. Für die Berechnung der Sharpe Ratio wird zuerst die risikolose Verzinsung (etwa der aktuelle 3-Monats-EURIBOR Zinssatz) von der Performance des Fonds abgezogen. Diese Nettoertragszahl wird dann einfach durch das eingegangene Risiko, d. h. die oben besprochene Standardabweichung, dividiert. Das Ergebnis stellt eine risikoadjustierte Rendite dar, welche im Vergleich zur absoluten Performance schon mehr über die Qualität eines Fonds aussagt. Dabei gilt: Je höher der Wert, desto besser.

Ein Beispiel

Der Sparinvest Global Value (Assetklasse: Aktien Global) erzielte im 5-Jahres-Zeitraum per 9.4.2007 im Schnitt einen jährlichen Ertrag von 14,5% (mehr zur Performanceberechnung bei Fonds finden Sie im Artikel „Was man über Performance wissen sollte“ vom 6.1.2005). Demgegenüber steht eine jährliche Volatilität von 10% und ein risikoloser Zinssatz von aktuell knapp 3,3%. Die Sharpe Ratio des Fonds beträgt demnach rund 1,1 (14,5-3,3/10). Im Vergleich dazu erzielte der OP Extra Euro Bond (Assetklasse: Anleihen Euro) einen jährlichen Ertrag im selben Zeitraum von 5,8% bei einer jährlichen Volatilität von 2,3%, was einer Sharpe Ratio von ebenfalls 1,1 entspricht. Obwohl sich der Ertrag dieser beiden Fonds aufgrund der unterschiedlichen Assetklassen signifikant voneinander entscheidet, liegt die risikoadjustierte Rendite also sehr nahe zusammen.

Sharpe Ratio macht verschiedenste Fonds vergleichbar

Hier wird auch gleich ein großer Vorteil der Sharpe Ratio ersichtlich: Zum Unterschied von vielen anderen Kennzahlen kann diese nämlich für Fondsvergleiche in unterschiedlichen Assetklassen herangezogen werden. Denn sowohl für den Ertrag als auch für die Volatilität werden absolute Zahlen (d.h. nicht relativ etwa zu einem Index) herangezogen. Ein Aktienfonds kann also anhand der Sharpe Ratio direkt mit einem Anleihen-, Geldmarkt- oder auch einem Hedgefonds verglichen werden.

Nachteil: Negative Sharpe Ratios wenig aussagekräftig

Aber aufgepasst: Bei Performancezahlen im negativen Bereich verliert die Sharpe Ratio stark an Aussagekraft. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Bei einem jährlichen Verlust von 5% (und einem risikolosen Zinssatz von 2,13%) weist die Sharpe Ratio bei einer Volatilität von 5% einen Wert von -1,42 auf. Bei gleich bleibenden Performancezahlen aber einer niedrigeren Volatilität von nur mehr 2%, fällt die Sharpe Ratio auf -3,56. Bei gleichem Ertrag und geringerem Risiko sollte die Kennzahl besser werden und nicht schlechter. Empirische Studien zeigen aber, dass über langfristige Zeiträume ab zehn Jahren mehr als 70 Prozent der Fonds eine positive Sharpe Ratio aufweisen. Allein schon deswegen sollte die Sharpe Ratio für die Fondsanalyse nur über längere Betrachtungszeiträume genützt werden.

Ein weiterer Nachteil der Sharpe Ratio ist, dass sie als absoluter Wert angegeben wird. Während höhere Sharpe Ratios besser sind als niedrigere, sagt ein Wert von 1,2 allein betrachtet wenig aus. Die Interpretation ist deswegen im Vergleich zu reinen Performancezahlen schwerer, weshalb Sharpe Ratios nie isoliert betrachtet werden sollten.

Fazit

Auch die Sharpe Ratio hat ihre Schwächen. Die Stärken – v. a. die Vergleichbarkeit über verschiedene Asset Klassen - machen sie aber zu einer sehr oft angewandten und wirksamen Kennzahl zur Darstellung von Rendite und Risiko. In der Fondsanalyse sollte man sich jedoch nicht auf eine einzige Kennzahl verlassen. Zusätzlich zur Performance, zum Risiko und zur Höhe der Kosten (TER) sollte man auch die Qualität des Fondsanbieters beurteilen. Die Sharpe Ratio hat sich im Praxiseinsatz als sehr gute Messlatte für die Leistung eines Fondsmanagers bewährt.  

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