Was man über die Sharpe Ratio wissen sollte

Eine hohe Performance allein macht noch keinen guten Fonds. Professionelle Investoren achten zunehmend darauf, wie viel Rendite pro Einheit Risiko erzielt wird. Die Sharpe Ratio gilt dabei als bewährtes Maß zur Beurteilung von risikoadjustierten Erträgen – vorausgesetzt, man kennt ihre Grenzen. Funds | 01.01.2025 16:03 Uhr
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Rendite ins Verhältnis zum Risiko setzen
Investieren ist immer mit Unsicherheit verbunden. Wer hohe Erträge erzielen möchte, muss auch größere Kursschwankungen akzeptieren. Doch wie lässt sich beurteilen, ob ein Fondsmanager tatsächlich für seine Risiken angemessen entlohnt wird? Eine einfache Möglichkeit bietet die Sharpe Ratio – benannt nach dem US-Ökonomen und Nobelpreisträger William F. Sharpe.

Die Sharpe Ratio setzt die Überschussrendite – also die Fondsrendite abzüglich des risikofreien Zinses – ins Verhältnis zur Volatilität. Die Formel lautet:

Je höher der Wert, desto besser das Rendite-Risiko-Verhältnis. Werte über 1 gelten als solide, Werte über 2 als sehr gut. Die Sharpe Ratio eignet sich dabei besonders gut für Vergleiche über verschiedene Assetklassen hinweg.

Ein Vergleich zweier Fonds (fiktives Beispiel):
Ein globaler Aktienfonds erzielt über fünf Jahre hinweg 9 % p. a. bei einer Volatilität von 11 % und einem risikofreien Zins von 2,5 %. Die Sharpe Ratio beträgt 0,59.
Ein Euro-Anleihenfonds erwirtschaftet im selben Zeitraum 4 % p. a. bei 3 % Volatilität. Sharpe Ratio: 0,5.
Obwohl die absolute Rendite deutlich abweicht, zeigt die Sharpe Ratio, dass das Verhältnis von Ertrag zu Risiko bei beiden ähnlich ist.

Besonderheit: Assetklassen-übergreifende Vergleichbarkeit
Ein zentraler Vorteil der Sharpe Ratio ist ihre breite Anwendbarkeit. Da sie nicht auf Benchmark-Vergleichen basiert, sondern absolute Werte nutzt, können etwa Aktien-, Renten- und Mischfonds direkt miteinander verglichen werden. Das macht sie zu einem wichtigen Werkzeug im Rahmen der quantitativen Fondsanalyse.

Grenzen der Aussagekraft bei negativen Erträgen
Bei negativer Fondsperformance stößt die Sharpe Ratio jedoch an ihre Grenzen – teils mit paradoxen Ergebnissen. Beispiel:

  • Rendite: –5 %, risikofreier Zins: 2 %, Volatilität: 5 %
    → Sharpe Ratio: –1,4

  • Bei gleichbleibender negativer Rendite und sinkender Volatilität (z. B. 2 %)
    → Sharpe Ratio: –3,5

Weniger Risiko führt in diesem Fall zu einer scheinbar schlechteren Sharpe Ratio – was der Logik der Kennzahl widerspricht. Solche negativen Werte lassen sich weder intuitiv einordnen noch sinnvoll mit anderen Fonds vergleichen. Die Sharpe Ratio eignet sich daher nicht für Fonds mit dauerhaft negativer Performance oder über sehr kurze Zeiträume.

Alternative Kennzahlen für schwierige Marktphasen
In der Praxis wird bei schwierigen Marktentwicklungen zunehmend auf Ergänzungen zurückgegriffen. So berücksichtigt die Sortino Ratio nur Abwärtsvolatilität, während die Deflated Sharpe Ratio (DSR) methodische Schwächen wie Backtest-Bias ausgleicht – insbesondere bei quantitativen Strategien.

Fazit:
Die Sharpe Ratio bleibt ein zentrales Instrument zur risikoadjustierten Fondsbewertung. Ihre Stärke liegt in der Vergleichbarkeit über unterschiedliche Assetklassen hinweg. Ihre Aussagekraft ist jedoch nur dann gegeben, wenn Fonds über den betrachteten Zeitraum auch tatsächlich positive Erträge erzielen. Anleger und Analysten sollten die Sharpe Ratio deshalb immer im Kontext interpretieren – und nicht isoliert verwenden. Für ein umfassendes Bild gehören auch Performance, Volatilität, Kosten und qualitative Kriterien zur Bewertung eines Fonds dazu.

Tipp der Redaktion:
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