Asset Allocation Umfrage 2025: Wie umgehen mit der US-Dominanz?

US-Aktien machen mit mit fast 75% des MSCI World weiterhin den Löwenanteil der globalen Aktien-Allokation aus. Doch wie bewerten führende Asset-Allokatoren diese Dominanz? Steht 2025 ein möglicher Strategiewechsel an – oder führt nach wie vor kein Weg an einer US-zentrierten Allokation vorbei? Die Antworten gibt es in unserer aktuellen Ausgabe des e-fundresearch.com #AssetAllocationForum. Funds | 13.12.2024 10:55 Uhr
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e-fundresearch.com #AssetAllocationForum: Sollte man 2025 die USA-Dominanz überdenken?

Die US-Aktienmärkte haben im globalen Aktienuniversum eine beispiellose Konzentration erreicht und dominieren fast drei Viertel des MSCI World Index. Aus diesem Anlass haben wir führende CIOs, Kapitalmarktstrategen, Dachfondsmanager und Fondsselektoren nach ihrer Einschätzung gefragt: Wie gehen sie als globale Multi-Asset-Manager mit den Chancen und Herausforderungen dieser Konzentration um? Welche Strategien setzen sie ein, um eine ausgewogene Allokation sicherzustellen, und bleibt eine starke Fokussierung auf die USA für 2025 alternativlos? 

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Florian Rainer, Asset Manager, Matejka & Partner Asset Management
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Florian Rainer, Asset Manager, Matejka & Partner Asset Management

Die aktuell hohe USA-Gewichtung von knapp 75% im MSCI World sucht historisch ihresgleichen. Wir bieten unseren Kunden in diesem Umfeld mehrere spannende Veranlagungsmöglichkeiten an. Unsere wachstumslastigen Strategien sind stark auf die USA fokussiert, da dort weiterhin die attraktivsten Growth-Stories beheimatet sind. Allerdings haben wir zuletzt Teile des Portfolios in günstiger bewertete Marktsegmente innerhalb der USA umgeschichtet. In unseren Value-Strategien sind wir gegenüber den fast 75 % USA im MSCI World klar untergewichtet. Auch in anderen Teilen der Welt finden sich spannende Chancen. Der asiatisch-pazifische Raum überzeugt uns mit Märkten wie Japan, Indien und selektiven Frontier Markets. Europa sollte ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden. Hier gibt es nach wie vor herausragende Unternehmen, die deutlich günstiger als ihre unmittelbaren US-Pendants bewertet sind. Momentan ist kaum jemand bullish auf den „alten Kontinent“, was aus Contrarian-Sicht interessant ist. Positive Nachrichten – etwa ein Ende des Ukraine-Krieges, eine Reformkoalition in Deutschland oder weniger Bürokratie auf EU-Ebene – könnten 2025 eine überraschend gute Aktienmarktperformance ermöglichen.
Aneeka Gupta, Direktorin im Bereich Makro-Research, WisdomTree
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Aneeka Gupta, Direktorin im Bereich Makro-Research, WisdomTree

Die hohe Konzentration im MSCI World wirft Bedenken hinsichtlich Diversifizierung und Risiko auf. Es gibt jedoch keine Alternativen, die den USA in Bezug auf Markttiefe, Innovation und Widerstandsfähigkeit das Wasser reichen können. US-Aktien sind so konzentriert wie seit Mitte der 1970er Jahre nicht mehr. Das Risiko einer solchen Konzentration der Renditen in einem so kleinen Marktsegment besteht darin, dass die Performance dieser Unternehmen leidet, wenn sie die Erwartungen nicht erfüllen. Das künftige Gewinnwachstum dürfte aber voraussichtlich über die derzeitigen Marktführer hinausgehen.

Die attraktivsten Risiko-Rendite-Aussichten scheinen von übersehenen Marktbereichen geboten zu werden – Small Caps, Dividenden- und Value-Aktien. Um eine ausgewogene Vermögensallokation zu gewährleisten, favorisieren wir, die Gewichtung der USA zu begrenzen und über Regionen, Faktoren und Unternehmensgrößen hinweg zu diversifizieren.
Ivan Domjanic, CFA, Kapitalmarktstratege, M&G Investments (Deutschland)
© M&G

Ivan Domjanic, CFA, Kapitalmarktstratege, M&G Investments (Deutschland)

Die Dominanz der USA ist nicht ganz unbegründet. Viele amerikanische Unternehmen sind weltweit führend und oft treibende Kraft hinter großen Innovationen. Hinzu kommen sehr starke Fundamentaldaten. So sind Wachstum und Kapitalrendite vieler US-Unternehmen einfach höher als anderswo. Auf dieses innovative Wachstumspotenzial sollte man in einem globalen Aktienportfolio nicht verzichten. Andererseits sind nicht bei allen US-Unternehmen die teilweise sehr hohen Bewertungen gerechtfertigt. Dies birgt wiederum ein gewisses Rückschlagpotenzial. Anleger sollten daher über den Tellerrand der USA hinausschauen. Denn auch außerhalb der USA gibt es interessante Unternehmen, die zudem oft deutlich günstiger sind. Insbesondere im europäischen Value-Segment und in Asien sehen wir viele attraktive Möglichkeiten.

In unseren globalen Aktienstrategien erfolgt die regionale Gewichtung i.d.R. aus der Bottom-up-Perspektive. D.h. sie ist das Resultat der Einzeltitelselektion. Aus dieser Perspektive spielen für uns die USA zwar auch eine wichtige Rolle, im Vergleich zum MSCI World Index sind wir dort aber tendenziell untergewichtet und dafür u.a. in europäischen Aktien entsprechend höher gewichtet.
Martin Todd, Portfolio Manager, Sustainable Global Equity, Impact Opportunities, Federated Hermes Limited
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Martin Todd, Portfolio Manager, Sustainable Global Equity, Impact Opportunities, Federated Hermes Limited

Das tatsächliche Risiko eines Unternehmens hängt nicht zwingend davon ab, wo es an der Börse gehandelt wird. Eine Aktie, die in der EU notiert ist, könnte stärker auf US-amerikanische makroökonomische Entwicklungen reagieren als ein direkt in den USA gelisteter Titel. Anleger sollten daher über den Sitz eines Unternehmens hinausblicken. Die hohe Gewichtung von US-Aktien im MSCI World Index bringt zudem Währungseffekte mit sich, da Investoren stärker von Schwankungen des USD betroffen sind. Diese Gewichtung erklärt sich zum Teil durch die im Durchschnitt höheren Bewertungen des US-Marktes im Vergleich zu anderen Regionen. Gleichzeitig verzeichnet er ein stärkeres Wachstum bei Umsatz und Gewinn, was die höhere Bewertung teilweise erklärt. Für Investoren in passive Fonds bedeutet die aktuelle Marktsituation ein deutlich gestiegenes Engagement in den USA, insbesondere im Tech. Aktive Fondsmanager hingegen haben die Möglichkeit, ihre Portfolios gezielt zu diversifizieren und eine bessere Balance zwischen Regionen, Sektoren und Geschäftsmodellen zu ermöglichen.
Die aktuelle Marktkonstellation scheint aktive Manager zu begünstigen, da sie von einer breiteren Marktführerschaft profitieren könnten, die sich bis ins Jahr 2025 abzeichnet.
Francesco Sedati, Head of Equity Research & Portfolio Management, Eurizon
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Francesco Sedati, Head of Equity Research & Portfolio Management, Eurizon

Mit Ausnahme der Bewertungen gibt es kaum Anhaltspunkte dafür, dass sich die Dominanz der US-Märkte bis 2025 ändern wird. Die wachstumsfreundliche Politik der Trump-Regierung und die starke Dynamik im Technologiesektor mit dem Schwerpunkt künstliche Intelligenz dürften auch in Zukunft die Grundlage für eine weitaus höhere Gewinndynamik als in anderen Regionen sein. Da die Positionierung der Anleger jedoch eindeutig auf die USA ausgerichtet ist, ist es ratsam, die Risiken, die sich aus diesem Engagement ergeben, durch eine ausgewogenere Allokation zu steuern. Wir haben die Übergewichtung des US-Markts daher schrittweise zugunsten Europas reduziert (das nun weniger untergewichtet ist), da wir der Meinung sind, dass Anleger potenzielle positive Überraschungen wie einen Waffenstillstand in der Ukraine oder mehr wirtschaftliche Impulse aus China derzeit kaum einpreisen. Die aktuelle Positionierung dürfte die relativen Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen erheblich verstärken, wenn eines dieser Szenarien eintritt.
Daniel Kerbach, Chief Investment Officer, Head Investment Management BayernInvest, BayernInvest
© BayernInvest

Daniel Kerbach, Chief Investment Officer, Head Investment Management BayernInvest, BayernInvest

Die Konstellation nach dem Wahlsieg von Donald Trump mit einer wahrscheinlichen republikanischen Regierungsmehrheit dürfte der US-Wirtschaft noch einmal einen Schub verleihen. Eine starke Positionierung in US-Aktien ist daher kurzfristig alternativlos. Im Rahmen einer ausgewogenen Asset-Allokation setzen wir jedoch weiterhin auch auf die asiatischen Emerging Markets. Wenn die Stimulusmaßnahmen in China greifen, könnten sich Aktien aus der Region weiterhin sehr positiv entwickeln.
Alexander Pirpamer, Geschäftsführender Gesellschafter, BlackPoint Asset Management GmbH
© BlackPoint Asset Management

Alexander Pirpamer, Geschäftsführender Gesellschafter, BlackPoint Asset Management GmbH

Die hohe Konzentration amerikanischer Unternehmen im MSCI World ist kein Zufall, sondern eine Folge ihrer überragenden Marktkapitalisierung. Diese spiegelt die dominante Stellung der USA wider, sowohl bei der Verteilung bereinigter Unternehmensgewinne als auch bei globalen Megatrends wie der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz. Im Juli 2024 entfielen 82 % der bereinigten Gewinne im MSCI ACWI auf 50 Unternehmen, von denen 40 in den USA ansässig sind. Die USA bleiben daher bis auf Weiteres alternativlos, wenn es um eine starke Gewichtung geht.
Strategisch bleibt ein hoher Anteil an US-Aktien unverzichtbar, doch aktive Portfolio-Strategien ermöglichen taktische Anpassungen. Diese erfolgen bei Über- oder Unterbewertungen, geldpolitischen Änderungen oder Markttrends. Unsere US-Aktienquote liegt derzeit bei rund 63 % des Aktienportfolios. Dennoch ist unser Portfolio breiter diversifiziert, als es der MSCI World suggeriert: Nur 24 % unserer Top-10-Positionen überschneiden sich mit dessen Top-10. Im Gegensatz dazu birgt der MSCI World weiterhin erhebliche Klumpenrisiken, insbesondere auf Sektorebene.
Roy Leckie, Co-Portfoliomanager des BNY Mellon Long-Term Global Equity Fund, Walter Scott, Teil von BNY Investments
© Walter Scott

Roy Leckie, Co-Portfoliomanager des BNY Mellon Long-Term Global Equity Fund, Walter Scott, Teil von BNY Investments

Investoren sollten aus zwei Gründen sowohl an den amerikanischen als auch an den internationalen Aktienmärkten investiert sein. Der erste Grund ist die Diversifizierung. Seit Harry Markowitz in die Welt der modernen Portfoliotheorie einführte, ist sie zu einem Grundpfeiler des Anlagedenkens geworden. Heute gibt es immer noch einen bleibenden Diversifizierungsvorteil bei globalen Investitionen.

Der zweite Grund ist die Freiheit bei globalen Investitionen, die besten Anlagemöglichkeiten zu verfolgen, unabhängig davon, wo sie notiert sind. Wer nur in den USA investiert, lässt einige hervorragende Chancen ungenutzt. Kein Land hat ein Monopol auf herausragende Unternehmen. Viele der interessantesten Unternehmen, die wir in unserer fundamentalen Unternehmensanalyse identifiziert haben, haben keine US-amerikanischen Konkurrenten, oder wenn doch, dann sind sie nur eine blasse Imitation. So wie es keine internationalen Äquivalente zu den Silicon-Valley-Giganten gibt, gibt es auch keine US-Analoga zu den berühmten französischen und italienischen Luxushäusern. Es versteht sich von selbst, dass dieser Bottom-up-Ansatz für globale Aktienanlagen eine rigorose Analyse aller aktienspezifischen Chancen und Risiken erfordert.
Pierre Puybasset, Sprecher des Fondsmanagements, LFDE
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Pierre Puybasset, Sprecher des Fondsmanagements, LFDE

Die hohe Konzentration von US-Aktien im MSCI World Index kann in der Tat Anlass zur Sorge geben, zumal er von einigen wenigen Mega-Cap-Werten dominiert wird. Diese hohe Konzentration kann zu erhöhter Volatilität und erhöhtem Risiko führen. Es gibt jedoch einige Gründe, warum eine starke US-Positionierung im aktuellen Marktumfeld weiter sinnvoll sein könnte. Die historische Outperformance der US-Märkte in jüngster Zeit, die auf starke Unternehmensgewinne, die Innovationsfähigkeit dieser Unternehmen und eine gewisse wirtschaftliche Stabilität gegenüber anderen Regionen der Welt zurückzuführen ist. Hinzu kommt die Präsenz führender Unternehmen in wachstumsstarken Sektoren wie z. B. Technologie und Gesundheitswesen, die die globalen Märkte maßgeblich beeinflusst haben. Anleger sollten über die USA hinaus auch einen Blick auf Europa und speziell jene Unternehmen werfen, deren Aktienkurse derzeit unterbewertet sind und in den kommenden Monaten zu interessanten Renditen führen könnten. Der europäischer Multi-Asset-Fonds Echiquier Arty kann bis zu 10 % in US-Aktien anlegen, um für Anleger ein ausgewogenes Portfolio zu schaffen. Echiquier World Equity Growth ist aktuell zu ca. 70 % in US-Aktien investiert und nutzt Anlagechancen weltweit.

Falls Sie Teil 1 verpasst haben, finden Sie die spannenden Einblicke und Analysen hier.

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